Als gestern Abend nach der Tagesschau der fast volle, aber offene Becher Schlagsahne aus dem Kühlschrank fiel und somit alle Fächer im vollgestopften Kühlschrank, inklusive Obst- und Gemüseschubladen und Gefrierschrank sowie den ganzen Boden in der Küche vollsaute (Wie viel Flüssigkeit passt bitte in einen kleinen Becher? Und warum vermehrt sie sich wie von Zauberhand außerhalb des Bechers?), haben der Liebste und ich nach der Putz-Sause erstmal die Flasche Eierlikör mit weihnachtlichen Gewürzen geöffnet. Wir haben den Likör stilecht aus dem Becherchen aus Zartbitterschokolade genippt und bei einem Abenteuerfilm unser Weihnachtsfest eingeläutet.
Zuvor waren wir ausnahmsweise gemeinsam einkaufen. Weil es den ganzen Vormittag wie aus Eimern schüttete, nahmen wir das Auto und fuhren zum allergrößten Supermarkt der Gegend. Da sind die Gänge außergewöhnlich breit, was Abstand halten viel leichter macht. Es war noch angenehm leer. Sogar an den Kassen brauchten wir nicht anstehen. Als wir fertig waren, gab es draußen lange Schlangen. Glück gehabt. Wir kauften alles und noch ein bisschen mehr. Was wir jetzt nicht haben, brauchen wir auch nicht.
Hunger leiden werden wir auf keinen Fall. Wir haben es so gut! Die Kinder werden wie immer zu viele Süßigkeiten essen, dann aber irgendwann von ganz alleine umschwenken auf Obst und Gemüse. Das finde ich immer faszinierend. Die dritte Kiste Mandarinen, die direkt aus Spanien über Crowdfarming geliefert wurde, ist schon wieder zur Hälfte alle.
Es wird lauter Lieblingsessen geben, viele, viele Weihnachtsfilme und ab und zu ein Weihnachtsbuch. Es wird trubelig sein, wie immer. Kinder unterscheiden nicht zwischen Wochentag und Wochenende. Und auch an Feiertagen wird genauso getobt, gelacht, geschrien und gestritten wie an anderen Tagen. Ihr Bedürfnis nach Gemütlichkeit und Besinnung deckt sich selten mit dem Bedürfnissen der Eltern. Und so werden wir durch die kommenden Tage navigieren, Aufregung aushalten und vorausschauend die Stimmung erfassen um sie in für alle angenehme Bahnen zu lenken. Also rechtzeitig rausgehen oder etwas zur Beschäftigung anbieten.
Ich will jetzt nur noch die Anhänger für den Weihnachtsbaum backen, die Wohnung ein letztes Mal so richtig aufräumen und ordentlich durchsaugen. Morgen Vormittag werden der Liebste und ich uns einschließen und zusammen die Geschenke der Kinder verpacken. Das geht superschnell mit den angesammelten und selbstgenähten Geschenkbeuteln aus Stoff.
An Heiligabend kommt der Große. Wir schauen dann zusammen den Online-Familiengottesdienst unserer Gemeinde an. Danach werden wir einen Spaziergang machen. Zuvor werden die Geschenke unter den Baum gelegt. Die Kinder wissen seit ein paar Jahren, dass nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke bringt, sondern dass wir Eltern dafür sorgen. (In dem Zuge haben wir auch gleich den Osterhasen und die Zahnfee abgeschafft.) Wir wollten die Kinder nicht mehr anschwindeln. Seitdem ist das Fest viel entspannter geworden und die Kinder helfen mit, wo sie können. Wir wollen gemeinsam feiern und alle tragen dazu bei.
Der kleine Bruder hat vor ein paar Wochen von seiner Schule ein Keyboard geschenkt bekommen. Eine Taste fehlt und es sollte weggeschmissen werden. Da hat er gefragt, ob er es mitnehmen darf. Seitdem üben alle drei Großen Weihnachtslieder ein. Die wollen sie zwischen dem Überreichen der Geschenke einstreuen. Da freue ich mich drauf.
Ansonsten feiern wir so wie all die letzten Jahre. Der Liebste und ich und die Kinder. Nun ist fast alles getan. Ich lasse los und versuche, Ruhe und Entspannung zu finden. Einmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Weihnachtstag!