Dienstag, 24. März 2020

Zu-Hause-Tagebuch Tag 9

(Alle meine Einträge sammle ich jetzt unter dem neuen Label Zu-Hause-Tagebuch. Es lohnt sich, auch in ältere Beiträge reinzuschauen, da ich jedes Mal eine Menge interessanter Tipps aus dem Internet zusammengetragen habe.)

Heute ging es mir schon viel besser. Vielen herzlichen Dank für den netten Zuspruch von nah und fern!

Wir haben gerade eine weltweite Pandemie. Zusätzlich zur Klimakrise. Und anderen sehr ernsten Problemen. So eine Lage gab es in der jüngeren Menschheitsgeschichte noch nie. Da ist es ganz normal, dass wir alle gerade nicht besonders rund laufen. Da ist es ganz normal, dass wir Sorgen und Ängste haben. Da ist es ganz normal, dass mal die Tränen fließen.

Und das darf ich bitte auch in meinem eigenen Blog so niederschreiben. Damit werte ich die Sorgen anderer Menschen nicht ab. Damit verschließe ich auch nicht die Augen vor den vielen Notlagen auf der Welt.

Selbstverständlich bin ich dankbar für unsere privilegierte und komfortable Situation hier zu Hause. Das habe ich in den letzten Tagen auch schon öfter thematisiert. Ich weiß trotzdem, dass es für viele Menschen auf der Welt jetzt im Moment oder auch sonst schon nicht einfach ist.

Ich bin ich den vielen Menschen, die um mich herum den ganzen Laden am Laufen halten, überaus dankbar. Zum Beispiel den Menschen, die bei der Post tätig sind. Oder bei der Müllabfuhr, im Elektrizitätswerk, im Wasserwerk, im Supermarkt, beim Rettungsdienst, bei der Feuerwehr, bei den Fuhrunternehmen, den Reinigungsfirmen, in den Kindergärten und Schulen, in den Krankenhäusern und Pflegeheimen und, und, und....

Ich denke auch an die Menschen, deren Zuhause kein sicherer Ort ist. An die Opfer von häuslicher Gewalt. Physisch oder psychisch. Gerade die Kinder sind ohne die tägliche Betreuung in Kindergarten oder Schule nun ziemlich schutzlos. Es muss gerade die Hölle für sie sein, den ganzen Tag mit ihrer Familie eingesperrt zu sein. Ich hoffe so, dass sie heil durch diese Zeit kommen.

Nun ist meine Einleitung länger geworden als ich eigentlich vorhatte. Ich bin jedenfalls gestern Abend in die heiße Badewanne gegangen und habe mit dem Liebsten geredet. Nach der Nacht sah heute morgen die Welt schon wieder ein bisschen besser aus.

Ich stehe um 7 Uhr auf und gehe schnell ins Bad. Ich muss nüchtern bleiben, da ich in meiner Hausarztpraxis einen Termin zur Blutabnahme habe. Die letzte Blutuntersuchung wegen meiner Schilddrüsenerkrankung Hashimoto ist schon ein halbes Jahr her, deshalb ist der Termin dringend.

Ich nehme das Rad. Um halb 8 stelle ich mich vor der Praxis an. Eine Person ist schon vor mir da. Bei der Türöffnung um 8 Uhr sind es dann schon ungefähr 10 Personen. Personen, die zum Labor müssen, bekommen eine Nummer und gehen gleich durch. Die Blutabnahme geht dann ziemlich fix. Alle Sprechstundenhilfen tragen Mundschutz und schwitzen schon darunter.

Nach diesem Termin radle ich zum Supermarkt. Die Regale sind gut gefüllt, außer beim Toilettenpapier. Es gibt sogar Mehl. Oh, das habe ich bestimmt zwei Wochen nicht gesehen! Ich nehme ein paar Packungen mit. Doch an der Kasse werden mir wieder welche abgenommen. "Haushaltsüblich" heißt in diesen Zeiten: zwei Kilo Mehl. Dass wir 6 Personen sind, zählt an dieser Stelle nicht. Ich verstehe es.

Als ich um kurz vor 9 nach Hause komme, frühstücke ich erstmal. In meinen glattgerührten Magerquark schnibble ich mir heute eine Erdbeere und streue Schokoraspeln drüber. (Jaha, nicht regional.)


Der Liebste geht an seinen Schreibtisch im Schlafzimmer. Ich räume die Küche auf und räume im Wohnzimmer Sessel und Beistelltischchen zur Seite. Um halb 10 beginne ich mit den Kindern wie jeden Tag mit einer kleinen Sporteinheit. Heute schauen wir das Video von Alba Berlin und machen mit viel Spaß mit.

Danach machen die Kinder ihre Schulaufgaben. Der kleine Bruder hat heute eine Unmenge an Aufgaben im Fach Englisch zugeschickt bekommen. Vier Stunden sitzt er dran. Zwischendurch muss ihm der Liebste helfen. Er zeigt ihm wie PDF's bearbeitet werden, wie sie wieder hochgeladen werden und dann der Lehrerin zugesendet werden können.

Das Mutzelchen hat heute die Bearbeitung ihrer Schullektüre abgeschlossen. Sie hatte noch nicht so viele Aufgaben bekommen. Das wird sich ab nächsten Montag ändern. Da hat die Schule Stundenpläne für alle Klassenstufen festgelegt. Die Aufgaben werden für zwei Fächer täglich zwei Mal 120 Minuten umfassen. Bis 16 Uhr sollen dann jeden Tag die Ergebnisse online abgegeben werden. Die werden dann den Umständen entsprechend auch bewertet werden.

Der Adventsjunge hat schon heute alle Deutschaufgaben für diese Woche erledigt. Das ist schnell. Er hat dann noch Mathematik gemacht und dann war die Zeit auch schon rum. Morgen wird er wieder Postkarten schreiben oder ergänzend in den sogenannten "Indianerheften" (Amazon-Partner-Link) arbeiten.


Ich habe nochmal schnell ein Fenster im Jungszimmer schön geputzt. Dort prangt nun gut sichtbar ein schöner bunter Regenbogen. Das ist eine weltweite Aktion, die besonders Kindern, die draußen mit ihren Eltern spazierengehen, ein bisschen Freude bringen soll. So können sie sehen, wo andere Kinder auch die meiste Zeit zu Hause sind. Es soll ein Zeichen der Hoffnung sein. Ein Zeichen dafür, dass wir stark bleiben und das alles durchstehen. Und ein Zeichen für: Alles wird gut.


Der Postbote bringt mir heute eine Karte einer lieben ehemaligen Berliner Kollegin, wie schön! Dann eine meiner Lieblingszeitschriften und schönes Hirnfutter "Das Magazin" und ein Buch, in das ich mich gleich verguckt habe, als es bei Kinstabuch auf Instagram vorgestellt wurde. In "Manno! Alles genau so in echt passiert" (Amazon-Partner-Link) erzählt Anke Kuhl in Wort und comicartigen witzigen Bildern lustige Geschichten aus ihrer Kindheit.


Nach dem Mittagessen gehe ich mit den Kindern wieder raus auf die große Wiese am Naturschutzgebiet. Es ist zwar sonnig, aber ziemlich kalt. Zwei Stunden sind wir draußen. Als wir wieder heimkommen, machen wir Kaffeezeit mit Käsekuchen von gestern.


Nach dem Kaffee spiele ich mit den Kindern das Spiel "Rund ums Taschengeld" (Amazon-Partner-Link) von Ravensburger. Wir müssen uns erstmal ein wenig reinfinden, aber dann läuft es ganz gut mit dem Taschengeld verdienen und ausgeben. Es passt ganz gut, weil der Erstklässler erst kürzlich in der Schule im Mathematikunterricht mit Geld rechnen gelernt hat.

Dann ist auch schon Abendbrotzeit. Und Sandmännchenzeit. Und Schon-Wieder-Küche-Aufräumzeit. Wenn alle Kinder im Bett sind, haben der Liebste und ich endlich Sofazeit.

Gegessen: Nudelsuppe, Käsekuchen
Gesehen: trötende Gänse am blauen Himmel
Gespielt: "Rund ums Taschengeld" s.o.
Bewegt: Sportvideo, langer Spaziergang
Vorgelesen: Spielanleitung
Gelesen: Das Magazin, Manno! s.o.

Tipps aus dem Internet:

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