Sonntag, 2. September 2018

Eine Berlin-Reise (3)

26. August 2018

Nach dem aufregenden Samstag schlief ich erst nach Mitternacht ein. Die Nacht war aber besser, als die vorangegangene. Gegen 7 Uhr wachte ich auf. Ich trödelte ein bisschen, ging duschen und dann frühstücken. Das Frühstück im Motel One ist immer reichhaltig und schmackhaft. Nach dem Frühstück packte ich meinen Reisetrolley. Um kurz nach 9 verließ ich das Hotel.

Ich fuhr vom Moritzplatz zum Bahnhof Jannowitzbrücke und stieg dort in die S-Bahn zum Hauptbahnhof um. Am Hauptbahnhof schloss ich meinen Trolley im Gepäckschließfach ein. Mein Zug nach Hamburg sollte erst um 12:39 Uhr abfahren, da blieb mir noch ein bisschen Zeit.


Weil ich schon viele Jahre nicht mehr dort war, wollte ich mal wieder in die City-West fahren, also nach Charlottenburg. Am Bahnhof Zoo stieg ich aus. Das Stadtbild hat sich seit meinem letzten Besuch sehr gewandelt. Viele alte Häuser wurde abgerissen, neue wurden gebaut. Und das Ganze gleich ein bisschen höher.

Früher war ich sehr oft in der Gegend. Der Zoopalast war in den 90er Jahren DAS Kino für mich und meine Freundinnen. Ich sah dort alle Filme: "Zurück in die Zukunft", "Alien", "Robin Hood", "Jurrassic Park", "Bodyguard", "Lethal Weapon", "Forrest Gump","König der Löwen" und natürlich "Titanic". Damals gab es nach dem Werbeblock immer eine Pause. Im Kinosaal ging das Licht an und Personen verkauften aus Bauchläden Eis am Stiel. Ich erinnere mich noch ziemlich genau an meine Besuche dort. Seit damals esse ich übrigens keine sauren Apfelringe mehr, weil ich mich bei "Zurück in die Zukunft 3" dran übergegessen habe.

Als ich ausgezogen war und jeden Tag zur Fachschule für Sozialpädagogik fuhr, stieg ich am Zoo um. Nach dem Schultag war ich dann oft am Kudamm bummeln. Später war das ganz oft mein Sonntagsausflug: am Zoo vorbeilaufen, im Schleusenkrug den Tagesspiegel lesen und frühstücken und dann zum 17. Juni auf den Flohmarkt gehen.

So ähnlich wollte ich es an diesem Sonntag auch machen. Ich lief einmal um die Gedächtniskirche herum. Da standen viele Buden, die waren so früh am Morgen noch geschlossen. Ich weiß nicht, was gefeiert wurde. Dann wollte ich ins Museum für Fotografie gehen, dort war ich noch nie. Auf meinem Handy sah ich, dass es am Sonntag erst um 11 Uhr öffnet. Da war es erst viertel vor 10. Unschlüssig stand ich vor dem Bahnhof Zoo herum. Kaffee trinken gehen? Ich hatte ja gerade erst gefrühstückt. Spazieren gehen? Mir steckte noch der vorige Tag in den Knochen. So beschloss ich, eine Station mit der S-Bahn zum Flohmarkt an der Straße des 17. Juni zu fahren.





Am Bahnhof Tiergarten stieg ich aus. Das große Wandbild "Weltenbaum" das Ben Wagin 1975 malte, gehört zu den ältesten Wandmalereien Berlins. Es begleitete mich schon so viele Jahre. Jetzt wird es zugebaut. An anderer Stelle soll es aber nachgestaltet werden.


Ich wollte mir noch eine kleine Besonderheit und einen meiner Lieblingsorte gleich in der Nähe anschauen. Dafür überquerte ich die Straße des 17. Juni. In der Ferne leuchtete die "Goldelse", der goldene Engel auf der Siegessäule.

Das Gaslaternenmuseum fand ich immer richtig schön. Um die 90 alte Gaslaternen waren an einem Fußweg im Tiergarten versammelt und stellten somit Europas größte Gaslaternensammlung dar. Die älteste Laterne stammte aus dem Jahre 1826. Schön heimelig leuchtete damals das Licht in der Dämmerung. 2006 zur Fußball-WM wurden die Lampen frisch restauriert.

Aber ach, ich war am Sonntag entsetzt über den Zustand der alten verschnörkelten Laternen! Vielen fehlte die Glaslampe völlig, sehr viele waren kaputt und in einigen waren sogar Vogelnester zu sehen. Nun habe ich gelesen, dass nur noch 6 (!) Leuchten überhaupt in Betrieb sind. Vandalismus und fehlende Wartung ist der Grund dafür. Das Museum sollte eigentlich 2016 schon ins Technikmuseum umziehen, aber diese Pläne scheinen ins Stocken gekommen zu sein. Zu traurig.





Ich verließ den Ort mit Wehmut und erreichte den Flohmarkt. Hier hatte ich früher viel altes Porzellan und kleinere Möbel aus Holz ergattert. Manchmal war ich jeden Sonntag dort. Diesmal war ich ziemlich schnell durch die Gänge gelaufen. Es war gar nicht voll. Das war früher auch anders. Ich glaube auch, damals gab es mehr Stände. Weil ich so schnell fertig war, beschloss ich, doch nochmal zum Bahnhof Zoo zu fahren, um ins Museum zu gehen.


Fünf Minuten vor 11 war ich am Museum für Fotografie. Um 11 wurde aufgeschlossen und mit mir ging eine Handvoll Leute hinein. Ich gab meine Jacke in der Garderobe ab. Dann fuhr ich mit dem Fahrstuhl ganz nach oben und arbeitete mich im Haus voran. Das Museum wurde 2004 eröffnet. Große Teile des Museums werden von der Helmut Newton Foundation bespielt, was auch schon im Treppenhaus ersichtlich ist.


Ganz oben findet noch bis Anfang Oktober die Ausstellung "Künstler Komplex" statt. Dort sind ca. 180 Fotografien bekannter und weniger bekannter Fotografinnen und Fotografen zu sehen. Sie zeigen in fotografischen Portraits berühmte Künstlerinnen und Künstler. Diese Ausstellung hat mir am besten gefallen, hier habe ich mich auch am längsten aufgehalten.



Die temporäre Ausstellung "Between Art & Fashion" zeigt Modefotografie und in der unteren Etage sind dauerhaft Werke von Helmut Newton und auch seiner Frau Alice Springs zu sehen.

Ich war dann doch ziemlich schnell durch das Museum durch, auch wegen der knappen Zeit. Ich ging wieder zum Bahnhof Zoo und stieg in eine knackevolle S-Bahn Richtung Hauptbahnhof ein.



Am Hauptbahnhof holte ich meinen Koffer aus dem Gepäckschließfach. Dann wollte ich noch etwas essen, bevor der Zug losfahren sollte. Ich entschied mich für ein Sushi-Restaurant im Untergeschoss. Sehr praktisch: ich brauchte mir nur einen Platz suchen und konnte gleich essen. Denn die Speisen drehten sich auf einem kleinen Fließband vor meinen Augen. Ich brauchte mir nur etwas aussuchen und konnte mir sofort ein Tellerchen wegnehmen. In der Mitte des Fließbandes standen zwei Männer, die ganz frisch Nachschub produzierten. Sie rollten das Sushi, schnitten es in Scheiben, legten es auf Tellerchen und stellten diese in die frei gewordenen Lücken.


Ich erreichte meinen Zug pünktlich. Die Fahrt war wieder sehr angenehm und sehr schnell vorbei. Am Hauptbahnhof in Hamburg bekam ich pünktlich meinen Anschlusszug nach Hause.

Zu Hause erwartete mich niemand. Der Liebste besuchte mit den Kindern ein befreundetes Paar mit Haus und Gartenparadies. Er hatte Kuchen zum Mitbringen gebacken und mir zwei Stücke dagelassen. So genoss ich noch ein Weilchen die pikobello aufgeräumte und ruhige Wohnung und konnte mein Wochenende in Berlin noch etwas sacken lassen.

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