Vor einer Woche um diese Zeit durfte ich in Begleitung zweier starker Feuerwehrmänner mit Blaulicht und Tatütata durch Hamburg fahren. Ist doch ein toller Einstand, nur zwei Tage nach dem Umzug von Berlin nach Hamburg, oder?!
Am Dienstag war ich bei einem Vertreter meiner Lieblingsärzte, einem Orthopäden. Ich konnte ganz offensichtlich nicht mehr krauchen, hatte ein taubes Bein, bekam beim "Gespräch" den Rücken zugekehrt, eine Spritze in den Rücken und eine Überweisung zum MRT. Und tschüss! Einen MRT- Termin hätte ich mit viel Glück noch im September kriegen können.
Also doch die Feuerwehr. Der Liebste packte eine Tasche für mich und dann wurde ich abgeholt. In der Notaufnahme zwischen Vorhängen wurde ich von einem "Famulus" behandelt. Der lernt noch. Dann sollte er wohl als erstes mal lernen, einen Arzt zu holen, wenn er nicht mehr weiter weiß. Er wollte mich sogar fast wieder nach Hause schicken. Ich wurde also fröhlich bis zum Nachmittag mit allen erdenklichen Schmerzmitteln bis hin zum Morphium vollgedröhnt. Außer Karrusselfahren im Kopf brachte das aber gar nichts.
Am frühen Abend dann wurde endlich ein MRT gemacht. Und, was für eine Überraschung, ein riesengroßer Bandscheibenvorfall war zu sehen. Eine OP ist in diesem Fall unumgänglich. Ich sollte also eventuell am nächsten oder übernächsten Tag operiert werden. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich das überhaupt noch eine Stunde aushalten sollte. Ich habe die ganze Zeit die Welt nur noch durch einen Tränenschleier gesehen. Ich kam auf Station und hatte eine ziemlich lange und schmerzvolle Nacht vor mir.
Am nächsten Morgen war plötzlich die Rede von einer OP am Montag. Das sollten noch 4 Tage sein. Nein!!! Dann meinte die Ärztin, nun ja, wenn ich nicht mehr p.inkeln könnte,
das wäre dann natürlich etwas Anderes. Und tatsächlich, das hatte ich irgendwie verdrängt, daß ich ja seit dem vorigen Tag nicht mehr auf der Toilette war. Ohne hier Details zu nennen, meine Blase war zum Bersten voll und ich habe es nicht gemerkt! Das Wort "querschnittsgelähmt" fiel. Phu!
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell! Die Telefondrähte glühten, um eine Klinik zu finden, die mich sofort operiert. Ich wurde in eine andere Klinik gefahren, um mein Bett standen 4 Ärzte und 5 Schwestern, an beiden Armen wurden Zugänge gelegt und Blut abgenommen. Innerhalb von 2 Stunden lag ich auf dem OP- Tisch. Die Narkose verschaffte mir endlich Ruhe und Schmerzfreiheit.
Als ich zwei Stunden später wieder aufwachte, waren die Schmerzen verschwunden. Endlich! Ich kam um Mitternacht auf die Station, lag in Blut und Schweiß und wollte mich waschen. Die Schwester hatte leider keine Zeit für mich. So musste ich bis zum Morgen warten. Schon am nächsten Tag durfte ich aufstehen und gehen.
Gehen! Was für ein tolles Gefühl, wenn das seit Monaten nicht mehr schmerzfrei ging. Mein linkes Bein ist weiterhin vom Hintern bis zur Fußsohle an der Außenseite taub. Es kann ein ganzes Jahr dauern, bis das Gefühl wiederkommt.
Wenn es wiederkommt.
Nun muß ich mich die nächsten Wochen schonen. Darf nur zum Essen sitzen, ansonsten viel liegen oder auch laufen. Ich darf nur bis zu einem Kilo heben. Mein Baby, der kleine Bruder, ist schon zu schwer. Der Liebste wird hier zu Hause vielleicht die Haushaltshilfe geben, denn wir möchten keine Fremden hier haben, denn die Kinder sind eh ein bißchen durcheinander wegen des Umzuges etc.
Ich bin die ganze Zeit am Überlegen, ob ich nochmal den Orthopäden von letzter Woche kontaktiere und ihm seine Überweisung für das MRT um die Ohren haue. Würde es etwas bringen? Ich weiß es nicht.
Nun ja, ich muß nach vorne schauen. Muß wieder fit für meine Familie sein. Ich bin so froh, daß ich einen verläßlichen geduldigen Mann habe, der die letzten schmerzhaften Monate mit mir durchgestanden hat, meine Launen ertragen hat und sich sehr liebevoll um die Kinder kümmert. Das hat mir sehr geholfen.
Danke auch für Eure Anteilnahme! Demnächst gibts hier endlich Fotos vom Umzug und der neuen Wohnung zu sehen.
Ein Jahr später sieht es so aus.