Locker-flockig wollte ich heute meine Wochenschnipsel aufschreiben. Regen, Kinder, Termine, Alltagsjonglage, Mails, Sonne, Anrufe, Wäsche, Krümel, Entwicklungsschritte, Sport, Zettelkram, Post, Einkäufe, mehrere Abende allein, weil der Liebste netzwerkt...
Doch spätestens seit gestern Abend ist mir übel. Nicht, weil ich krank bin, sondern weil mir die Vorkommnisse in der Politik Sorgen bereiten. Da lässt sich ein Politiker einer 5% Partei mit Hilfe einer rechtsgerichteten Partei zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen. Irgendetwas stimmt doch da nicht.
Da habe ich heute Vormittag lieber in der Küche gestanden und für meine Kinder gebacken. Kurz bevor ich freudig das duftende und besonders gut gelungene Bananenbrot aus dem Ofen hole, entdecke ich auf Twitter diesen Text, den ich retweete, also weiterverbreite. In dem Text geht es um sogenannte "Tradwifes", die sich für ein traditionelles Frauenbild aussprechen. Dahinter steckt Kalkül von rechts.
Ein bisschen zwiegespalten bin ich schon, denn auch ich male hier im Blog und auf Instagram das Bild einer Frau, die gerne bäckt und für ihre Familie sorgt. Und prompt werde ich auch gefragt, wie ich zu dem Artikel stehe, wo ich doch seit einiger Zeit "Hausfrau" sei und anscheinend gerne zu Hause bin.
Mal ganz davon abgesehen, dass Care-Arbeit sowas von hart ist und nichts von Bullerbü hat, wie es mir auch oft vorgeworfen wird, habe ich immer gearbeitet, arbeite ich im Moment auch und werde ich auch nach der Elternzeit wieder arbeiten. Wenn man denn unbedingt Lohnarbeit als die einzig wahre Arbeit sehen will.
Und gerne zu Hause bin ich, nunja... auch nicht immer. Denn der Alltag, siehe oben, ist oft langweilig, intellektuell nicht gerade stimulierend und auslaugend. Aber ich bin länger zu Hause geblieben, weil das Leben mit vier Kindern ohne Netz und doppelten Boden, also externer Hilfe, so viele Herausforderungen bereithält, dass es für uns alle leichter zu bewältigen ist, wenn ich eine Weile nur diese Aufgabe wahrnehme.
Es ist mir heute ein Bedürfnis aufzuschreiben, dass ich entschieden gegen jede rechte Gesinnung bin. Punkt. Als Vertreterin einer Generation von Kriegsenkeln habe ich genug von den Auswirkungen rechten Gedankengutes erfahren, dass ich auf alle Fälle will, dass so etwas nie wieder geschieht.
"Wehret den Anfängen!" wird oft zitiert. Es hat schon längst angefangen. Und es geht diesen Leuten nicht nur um Menschen anderer Religion oder Hautfarbe, sondern sie wollen eben auch Frauen ihre Selbstbestimmung nehmen und sie wieder zurück an den Herd drängen. Kranke und Menschen mit Behinderungen haben auch schlechte Karten. Und wer weiß, wer noch. Diese Menschen sind nicht dumm oder Mitläufer. Sie haben in Geschichte sehr gut aufgepasst. Und sie wissen genau, was sie tun. Deshalb sage ich laut: Nie wieder!
Maximilian Buddenbohm hat gestern gesagt: "Heute wieder ein Stück nach links gerückt, ohne mich auch nur ansatzweise bewegt zu haben." Ja, dann ist das wohl so. Aber wir sind immer noch die Mehrheit. Und das sollten wir auch zeigen. Falls wir nicht wissen, wie, oder uns nicht trauen, sollten wir wenigstens Projekte gegen rechts durch Mitarbeit oder Spenden unterstützen. Hier gibt es eine Linkliste von Projekten gegen Rechtsextremismus. Danke!
Und wer jetzt trotzdem das Rezept für das Bananenbrot haben möchte: Bitteschön.
Liebe Carola,
AntwortenLöschendanke für diesen guten Text. Ich lebe in Thrüingen ( Jena) und bin entsetzt. Ich sehe es auch so, es hat schon längst angefangen. Und doch gibt es auch hoffnungsvolle Zeichen: Gestern waren in Jena 3500 Menschen zur Spontandemo auf der Straße,alle Generationen, Familien...
Die AFD ist eine rassistische Partei. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und das Wahlprogramm durchgelesen. Da wird einem übel. Wir müssen weitermachen und dürfen nicht müde werden, uns für eine tolerante, weltoffene Gesellschaft einzusetzen. Danke für Ihren tollen Blog.
Dankeschön für den Kommentar und viele Grüße zurück!
LöschenDanke fuer die klare Ansage! Ich stimme Dir vollkommen zu.
AntwortenLöschenDankeschön!
LöschenMeine Güte, tut mir das gut, das hier zu lesen. Ich bin inzwischen Oma, habe 5 Kinder großgezogen und habe eine lange Elternpause von meinem Beruf gemacht. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich dieses antiquierte Frauenbild vertrete. Es ist wirklich zum Ko..., dass dieses verschrobene Denken nicht kaputt zu kriegen ist. Ich habe sowohl meinen Kindern als auch meinen Schülern immer die Augen geöffnet über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Es kann doch nicht wahr sein, dass ausgerechnet angeblich liberale Politiker jeden Anstand vermissen lassen. Ich habe meine Arbeit als Mutter nach bestem Wissen und Gewissen und vor allem immer mit der Unterstützung meines Partners wahrgenommen. Es war nicht immer ein Zuckerschlecken. Aber ich lasse mich ganz gewiss nicht, von den Braunen vereinnahmen. Nochmal Danke für Deine klaren Worte und weiterhin fröhliches Backen.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
Danke für die starken Worte!
LöschenHallo Carola, was genau stört dich denn an Herrn Kemmerich?
AntwortenLöschenHerr Kemmerich ist Vater von sechs Kindern römisch katholisch, abgeschlossene kfm Ausbildung , deutscher Politiker seit 2006 Mitglied der FdP usw.
Obwohl Kemmerich bereits einen Tag nach seiner Wahl den Rücktritt vom Ministerpräsidentenamt verkündet hat, muss er vorerst wohl oder übel die Geschäfte in Thüringen bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers führen - und letzter muss erst noch gefunden werden. Die ehemaligen Minister der rot-rot-grünen Regierung von Ramelow sind seit der Wahl von Kemmerich am Mittwoch nicht mehr im Amt. Die Amtsgeschäfte der Ministerien werden derzeit von den Staatssekretären geführt.
DAS ist nun mal Demokratie und hat nichts mit rechts und links zu tun.
Die Kinder von Herrn kemmerich brauchten Polizeischutz um heute in die Schule zu kommen, aber die Gefahr für seine Kinder kommt nicht von rechts sondern von links.
Ich empfehle Dir als politische interessierte Hausfrau nicht alles zu glauben , was die Tageschau so erzählt, sondern sich selbst eine eigene Meinung zu bilden.
Das Thema Grundrente macht mir z.b. viel mehr Sorgen, als die Wahl in Thüringen.
Ich habe nichts gegen den Herrn, ich kenne ihn ja gar nicht.
LöschenUnd ja, Gründe zur Sorge gibt es noch reichlich.
Ausnahmsweise äußere ich mich hier einmal zu einem Kommentar: dass man römisch-katholisch ist, entschuldigt in keiner Weise ein politisch unverantwortliches Gekungel mit den Rechtsextremen. Gerade ein römisch-katholischer Politiker - ich bin übrigens auch katholisch -, sollte seine politisch-geschichtliche Verantwortung kennen. Gerade für einen Politiker, der römisch-katholisch ist und 6 Kinder hat, sollten die Regeln des Anstands gelten. Sich von Faschisten ins Amt heben zu lassen verbietet sich komplett. So etwas nicht ! zu tun, das wäre das Gebot der Stunde gewesen. Und wenn sich jemand Sorge um die Grundrente macht, dann ist derjenige bei FDP und AfD rettungslos verloren. Also bitte erst informieren, dann Ratschläge an andere erteilen.
Löschen@Anonym
LöschenWas ist das denn für ein merkwürdiger Kommentar in dem so viel zwischen den Zeilen steht, auf Dinge verwiesen wird die nie Thema waren (wurde etwas gegen Herrn Kemmerich geäußert? Nein. Ist es relevant welchen Glauben er hat? Nein.)?
Mehr möchte ich auf diesen zweifelhaften Kommentar den Du nicht mal mit Namen kennzeichnen möchtest nicht eingehen.
Nur so viel, wenn Du Dir tatsächlich mehr Gedanken um die Grundrente als um erschreckende politische Tendenzen machst sagt das sehr viel über Dich aus. Zu Deiner Beruhigung, bzw Nichtberuhigung, wenn Parteien wie die Afd noch größeren politischen Einfluß bekommen wird es allen Menschen denen es finanziell nicht so gut geht in diesem Land noch schlechter gehen. Will nur leider keiner dieser Wahl sehen und wahrhaben.
Vielen Dank für Deinen Text, Carola. Zustimmung in allen Bereichen.
Liebe Grüße, Ina
@Magdalena
LöschenIch habe Deinen Kommentar erst nach meinem gelesen. Du hast so recht.
Liebe Grüße, Ina
"Ich empfehle Dir als politische interessierte Hausfrau nicht alles zu glauben , was die Tageschau so erzählt, sondern sich selbst eine eigene Meinung zu bilden."
LöschenDiesen Satz finde ich unglaublich despektierlich und als Reaktion so typisch für eine bestimmte Gruppe von Menschen in unserem Land. Was hat die aktuelle Tätigkeit von Frau Frische Brise mit ihrer Meinungsbildung zu tun? Gar nichts würde ich sagen. Ich denke, ihre Meinung wird nicht wertvoller, wenn sie als Erzieherin oder Raumfahrttechnikerin schreibt oder ist weniger wert, wenn sie Hausfrau ist oder Hartz 4 Empfängerin wäre.
Frau Frische Brise hat auf ihrem Blog einiges aus ihrem Leben berichtet (oft ein ganz schön hartes Leben) und wenn sie etwas eins nicht ist, dann eine naive, weltfremde Frau, die es nötig hat anderen hinterher zu laufen oder die nicht in der Lage ist sich eine eigene Meinung zu bilden!
Liebe Grüße aus der alten Heimat von Alexandra
die FDP;
AntwortenLöschenman kann zu ihr stehen wie man will.und das mit dem ministerpräsidenten in thüringen ist ein absolutes nogo. auch für die FDP.
und das hat sie gestern sehr schnell deutlich gemacht. und dass sich ihr parteivorsitzender der Vertrauensfrage stellt, und zwar ohne dass ihn irgendwer dazu gedrängt hätte, verdient letztendlich hohen respekt.
das ist echtes demokratisches verhalten. ohne wenn und aber.
wenn ich dann heute in kommentaren lese, dass sich über eine 5% partei aufgeregt wird, das die AFD als Faschisten abgetan werden, dann allerdings wird m.i.r. angst und bange.
ich sympathisiere keinesfalls mit der AFD, aber wer auf sie eindrischt, muß sich erinnern dass sie mit 23,4% in den Landtag gewählt wurde.
Es gab rund 1,73 Mio. Wahlberechtigte, davon 75.000 Erstwähler.
Die Wahlbeteiligung lag bei 64,9 %.
mal nachgerechnet und in zahlen auf den tisch gelegt heißt das:
1.283 millionen haben gewählt.
261TSD davon die AFD.
das ist der haken daran.
der aber von den wutschlägern immer unterdrückt wird.
und das ist das, was in diesem land absolut schief läuft.
persönliche politische meinung wird nur geduldet wenn sie dem gerade angesagtem trend entspricht. jedwede abweichung wird derzeit sofort in Hass-und Wutbereiche abgeschoben, die dann auch noch mit Nazi benannt werden.
so geht das nicht.
das ist keine demokratie.
und wenn weiter auf die AFD eingedroschen wird, ist das hoch gefährlich.
man könnte sie demokratisch einfach auflaufen lassen. dann zerbröseln die sich.
und wenn wir endlich andere finanzielle regelungen in diesem land schaffen würden für Politiker, würde sich da bald keiner mehr drängeln.
aber das kriegen die, die da mitmischen natürlich nicht auf die reihe.
sie alle profitieren von dem job als Politiker.
und tatsächlich hat ja mutti das auch schon als eine Berufswahl benannt: Kanzlerin werden . . .
und junge leute erklären sie möchten von Beruf Politiker werden.
Geld-und Karrieregeile typen sind leider nicht geeignet demokratie zu leben und zu tragen.
das ist das Drama, hinter dem Drama.
Ganz genau, Hass und Wut führen nicht weiter.
LöschenIch bin fast nie hier, wollte aber Danke für den Text und die Betrachtung sagen.
AntwortenLöschenDanke!
LöschenGut, was du schreibst, stehe da ganz hinter dir ! Liebe Grüße von Kathrin aus Bremen
AntwortenLöschenDankeschön!
LöschenDanke.
AntwortenLöschenVielen Dank, liebe Carola! Ich stimme dir voll und ganz zu.
AntwortenLöschen(Und Backen macht mir auch viel Spaß ;-)!
Viele Grüße, Monika