Dienstag, 27. Januar 2015

Dienstag

Kurz dachte ich noch, die Nacht wird besser als die vorige, aber der Adventsjunge hatte andere Pläne. Gegen 2 Uhr holten wir ihn in unser Bett. Er war allerdings hellwach und wälzte sich zwischen uns hin und her und hatte viel zu erzählen. Das ging etwa zwei Stunden so.

Am Morgen kommen wir schlecht aus dem Bett. Der Liebste weckt, während ich dusche, die Kinder und macht uns beiden einen besonders großen Kaffee. Um 7 Uhr sitzen wir alle 6 am Tisch und frühstücken zusammen. Der Liebste bricht als Erster auf, die Kinder gehen Zähne putzen und ich mache Mutzelchens Schulbrot. Danach bin ich im Bad. Die Zeit ist schon vorangeschritten, deshalb stoppe ich mal die Zeit, in der ich mein normales Tages-Make-up auftragen kann: es sind 2 Minuten. Diese Zeit ist einfach immer drin.

Als ich mit allen Kindern das Haus verlasse, ist es endlich sogar schon etwas hell. Der Himmel ist klar und die Luft ist ganz frisch. An der Weggabelung verabschieden wir uns vom Teenie, am Schultor vom Mutzelchen und im Kindergarten winken der Adventsjunge und ich dem kleinen Bruder am Fenster von draußen zu. Auf dem Heimweg zeigt und benennt der Adventsjunge jeden Stein, jedes Auto, jeden Vogel und ein Flugzeug sehen wir auch.

Zu Hause baut der Adventsjunge die Holzeisenbahn auf. Ich schaue mir bei der ARD einen 12 Minuten langen Film anlässlich des heutigen 70. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz an. Auf arte lief neulich schon ein bewegender Themenabend dazu, den ich wegen der drastischen Bilder vor dem Schlafengehen aber abgebrochen habe. Ich merke mir ein Zitat von Theodor W. Adorno:

“Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, dass ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen.”

Ja.

Ich räume die Küche auf und weil die Sonne so strahlt, putze ich schnell mit dem Fenstersauger die Fenster (funktioniert übrigens auch mit ganz normalem Glasreiniger, den ich mit dem einem Lappen verteile). Es sieht einfach viel besser aus, wenn keine Kinderpatscher auf den Scheiben stören. Dann mache ich mich an den Antrag für die Tagesbetreuung für den Adventsjungen. Meine Elternzeit endet, ab Juni soll unser Jüngster in den Kindergarten gehen. Den Vertrag mit dem Kindergarten haben wir schon unterschrieben. Für die anteilige finanzielle Förderung von der Stadt müssen wir wegen langer Bearbeitungszeiten des Amtes mehrere Monate vorher einen Antrag stellen. Das Ganze nennt sich "Kita-Gutschein", was etwas irreführend klingt, da wir für die Kinderbetreuung trotzdem noch mehrere Hundert Euro im Monat selber zahlen.

Ich fülle die Vordrucke aus und dann fällt mir ein, dass der Kita-Gutschein vom kleinen Bruder Ende April abläuft. Da ist ein Folgeantrag fällig. Der kleine Bruder geht nur noch bis Ende August in den Kindergarten, aber den Gutschein brauchen wir trotzdem für die verbleibende Zeit. Kita-Gutscheine müssen in Hamburg jedes Jahr von Neuem beantragt werden. Bei vielen Kindern ist das ein unendlicher Zettelkram und ständig müssen wir aufpassen, dass wir die Fristen nicht verpassen. In Berlin habe ich für meinen Großen damals einen einzigen Antrag ausgefüllt, der galt dann bis zur Einschulung.

Mittagessen, Mittagsschlaf für den Adventsjungen. Ich kruschle vor mich hin, räume eine Schublade auf, hänge wieder meinen Lieblingsglasschmuck in die strahlenden Fenster. Dann klingelt der Postbote und bringt ein Paket voller Reis, Bulgur und Couscous. Der Adventsjunge wacht auf und wir spielen noch ein bisschen, bis es Zeit ist, die anderen beiden Kinder abzuholen. Draußen entdeckt der Adventsjunge am klaren Himmel den Mond.

Als wir zu Hause ankommen, ist der Teenie schon da. Er nimmt mir den Adventsjungen ab und zieht ihm seinen Fleeceanzug aus. Der Schneeanzug des kleinen Bruders wandert nach seinem Tag im Garten gleich in die Waschmaschine. Alle gehen sich die Hände waschen und dann treffen wir uns am Esstisch, knabbern Äpfel, Orangen und Kekse und erzählen uns von unserem Tag. Es geht um Mammutbäume, ein Herbarium, Matsch, eine Rockband, Steine, Post einer Uni... am liebsten wollen mir immer alle Kinder gleichzeitig etwas erzählen.

Mutzelchen spielt uns etwas auf ihrer Flöte vor, danach verschwinden die Kinder in ihren Zimmern. Ich will die Formulare fürs Amt eintüten, da sehe ich einen Fehler und muss alles nochmal ausfüllen und ausdrucken. Dann rufe ich meine Hausärtztin wegen eines neues Rezepts für meine Schilddrüsenmedikamente an. Das Rezept kann ich morgen am Tresen abholen. Um 17:30 Uhr fange ich mit den Kindern an, das Kinderzimmer aufzuräumen.

Dann decken wir zusammen den Abendbrottisch. Der Liebste kommt heute später, weil er mit seinem Freund zu IKEA fährt und ihm tragen hilft. Die kleinen Kinder putzen nach dem Abendbrot ihre Zähne und schauen dann "Lauras Stern" und das Sandmännchen auf dem KIKA. Der Teenie räumt die Küche auf und bringt den Müll raus. Nach dem Sandmännchen bringe ich zuerst den Adventsjungen ins Bett. Das Mutzelchen und der kleine Bruder warten mit einem Buch auf mich. Weil das Buch so lustig ist, lese ich es gleich zwei Mal vor. Nach dem Vorlesen dürfen die Kinder sich noch Bücher anschauen, sollen aber in ihren Betten bleiben.

Der Adventsjunge ruft noch ein Mal, weil er Durst hat, dann ist überall Ruhe. Ich bringe die Wäsche in den Trockner, denn den Schneeanzug soll der kleine Bruder morgen wieder anziehen. Der Teenie schaut mit mir die Tagesschau und verabschiedet sich dann in sein Zimmer. Ich werde mir einen Tee kochen und aus den oben genannten Mediatheken eine Sendung aussuchen und ansonsten die Füße hochlegen.


3 Kommentare:

  1. Die Tagebuch-Posts gefallen mir immer sehr gut. Ich habe heute auch unseren Tagesablauf für die Reihe “Ein Tag im ...“ notiert. Kommt dann morgen im Blog.
    LG, Micha

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  2. Sag mal, wie hast Du Deinen Fensterschmuck befestigt? Kleine Basteleien der Kinder klebe ich einfach mit Klebestreifen an, diese wunderschönen Glasscheiben aber wohl lieber nicht.

    Eine entspannte Nacht wünsche ich Dir und liebe Grüße
    Katja

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    1. Über dem Fenster sind Nägel in der Wand, die Glasscheiben hängen dort mit einem festen Faden dran.

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