Sonntag, 26. Juni 2022

Eine Reise nach Paris 7


Nach der leckeren kleinen Stärkung suchten wir weiter den Weg zum Geschäft für künstlerischen Bedarf. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass ein Park in der Nähe war. Den wollten wir durchqueren. 

Zu erreichen war der Park durch den Säulengang eines Gebäudes. War das eine Überraschung, als wir plötzlich unter einem dichten Blätterdach standen! Es war nämlich ganz schön heiß geworden. Die Linden spendeten wohltuenden Schatten. Sonnenflecken tanzen auf dem Boden. Überall verteilt standen Bänke, Stühle und Liegen. Menschen hatten sich zurückgezogen, lasen, es wurde gepicknickt oder auch Geburtstagsfeiern ausgerichtet. Die Stimmung war ganz wundervoll. 

Weil der rechteckige Park, oder vielmehr der Garten, denn der Ort heißt "Jardin du Palais Royal" komplett von einem Gebäude eingerahmt wird, war es drinnen herrlich ruhig. Man hörte keinen Straßenlärm sondern nur das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Bäume und das Gemurmel der Menschen. Wäre der Springbrunnen eingeschaltet gewesen, hätte der sicher auch schön gerauscht. Dieser Ort gehört zu den schönsten, die wir in Paris entdecken durften!






Dann erreichten wir einen weiteren interessanten Ort: der Laden für künstlerischen Bedarf lag in einer hübschen überdachten Passage. Die 200 Meter lange "Passage de Choiseul" wurde schon 1827 erbaut. Sie liegt ziemlich versteckt abseits der heutigen Besucherströme. Deshalb sind ihre Glanzzeiten leider vorbei. 

Das Mutzelchen jedenfalls war begeistert vom Angebot bei Lavrut, einem Geschäft mit 100jähriger Geschichte. Sie stöberte herum und erstand einige Stifte und Skizzenbücher. Sie war sehr zufrieden.




Dann liefen wir weiter und mussten uns ein bisschen beeilen. Wir waren mit dem Großen zum Essen verabredet. Unterwegs wieder viele schöne Häuser. Paris erinnerte mich gleichzeitig an London und an Barcelona. 

London wegen der Fassaden aus hellem Stein und des Aufbaus der Häuser. Barcelona wegen der verschnörkelten Gestaltungselemente an Balkonen und Türen. Und so ganz verkehrt lag ich mit meinem Gefühl nicht, wie ich hinterher bei meinen Nachforschungen erfahren habe. Denn das Stadtbild von Paris wurde maßgeblich vom Architekten Georges-Eugène Haussmann geprägt. 

Der französische Kaiser Napoléon III. persönlich gab Mitte des 19. Jahrhunderts Haussmann den Auftrag, aus der damals noch recht mittelalterlich anmutenden Stadt eine moderne Metropole des Industriezeitalters zu machen. Ganze Stadtviertel wurden abgerissen, monumentale Sichtachsen geschaffen, Bahnhöfe und Theater errichtet. Die Wasserversorgung wurde ganz neu erdacht und 600 Kilometer neue Abwasserkanäle gebaut. Sogar an ausreichend Platz für militärische Paraden wurde gedacht. Durch die breiten Boulevards sollte die Stadt regelrecht belüftet werden. 

Napoleon III. war zuvor mehrere Jahre in London im Exil und nahm sich die Bauweise dort als Vorbild. Ziel war, eine Stadt aus einem Guss zu erschaffen. 20.000 Häuser wurden damals weggerissen, 40.000 neue Häuser erbaut. Die Häuser im Haussmann-Stil mit ihren einheitlichen Fassaden sind wie eine große Torte aufgebaut: im Erdgeschoss mit den hohen Decken war Platz für Geschäfte und Restaurants, das Zwischengeschoss war für Büros vorgesehen. Dann folgte eine sehr edle Etage für die wohlhabende Bevölkerungsschicht mit durchgehenden Balkons und den hübschen Gittern aus Metall. In den Stockwerken darüber wohnten weniger wohlhabendere Menschen bis schließlich ganz oben unterm geneigten Dach kleine Zimmer für Bedienstete vorhanden waren.  

Später wurde Paris wiederum Vorbild für die Stadtgestaltung von vielen weiteren Städten in Europa, zum Beispiel auch Barcelona. So schließt sich der Kreis und deshalb ähneln sich die Städte so. 



Um 14 Uhr trafen wir an dem Restaurant ein, das der Große für uns ausgesucht hatte. Das Libertino sieht aus wie ein uraltes italienisches Ristorante. Fast, als wäre die Zeit stehengeblieben. Innen drin ist es in der Mitte hell und bunt wie in einem Garten. Überall stehen oder hängen Pflanzen. Überall hängen romantische, fast kitschige Bilder, überall steht bunteste Keramik herum. An den Seiten sind schummerige Nischen mit weiteren Tischen. Es gibt eine Schauküche. 

Doch hinter den Kulissen ist alles hochmodern und ein nagelneues Konzept von jungen Gründern. Am Tisch kann alles über das Handy erledigt werden. Von der Bestellung bis zur Bezahlung. Das Essen war sehr außergewöhnlich und wirklich schmackhaft. Die Pizza war dünn und knusprig, die Pasta überraschend und der Nachtisch aus Zitronencreme, Ananas und Kokos ein Gedicht! Wir hatten eine sehr schöne Zeit miteinander. 


Nach dem Essen begleitete uns der Große noch ein Stückchen. Irgendwann verabschiedeten wir uns und er bog zur nächsten Metro-Station ab. Wir würden uns das nächste Mal erst wieder In Deutschland sehen. Das Mutzelchen und ich liefen weiter Richtung Norden. Die Gegend wurde merklich touristischer. Es gab mehr Souvenirshops, mehr Theater und noch mehr Restaurants. Da tauchte zwischen den Häusern am Horizont schon unser Ziel für den Rest des Tages auf....

Fortsetzung hier


Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

4 Kommentare:

  1. Ich weiß ja nicht, wo es in Folge 8 hingeht, aber die ersten Beschreibungen waren sehr schön, vor allem, weil Sie auch abseits der Touristengegenden unterwegs waren. Sehr gern gelesen!

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  2. Ich war kürzlich auch in Paris und finde mich in vielen deiner Beschreibungen wieder. Für mich ist Paris die schönste, vielfältigste, bunteste und abwechslungsreichste Stadt, die ich kenne.

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  3. Genau so habe ich Paris in Erinnerung, vielen Dank fürs teil haben lassen, Deine Berichte sind so interessant und toll beschrieben, so dass ss ich Freude daran habe, mit lesen zu dürfen.Liebe Grüße

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  4. *DANKE*, Carola, für den großartigen Bericht aus *Paris* - , kann nach solch wunderbaren Erlebnisse Alltag wieder Platz finden - schwer,oder?!
    Ich liebe Papeterien - bin ich in jeder Stadt dort zu finden - ist es nicht gewaltig - dein Bild mit den Farben - erst gerade habe ich ein Gästebuch(Rössler-Papier, auch Papier ist mir wichtig) gefertigt für meine Schwiegertochter......jede (links)Seite mit einem anderen Stift beschriftet.......damit die Gäste keine Probleme oder gehemmt sind darin zu schreiben.....
    Ich wünsche dir einen sonnigen Alltag - die Wartezeit verkürzt um ein Wiedersehen mit deinem "Großen" - bleibt ALLE gesund
    Liebe Grüße *rena*

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