Es ist der erste Sonntag im neuen Jahr. 10:35 Uhr sagt der Zeitstempel des ersten Fotos. Ich sitze am Esstisch. Ich war früh wach, war duschen und habe mir einen Kaffee gemacht. Darauf freue ich mich seit einiger Zeit immer. Ich mahle die Portion Kaffeebohnen immer frisch in der Kaffeemühle und gieße das Pulver mit heißem Wasser in der Stempelkanne auf. Dann mache ich mir in einer Tasse Milch warm und gieße mir Kaffee dazu.
Vor mir liegt die neue Ausgabe der "Landgang". Die Zeitschrift habe ich von Beginn ihrer Erscheinung an abonniert. Sie bringt nur Reportagen über Land und Leute aus Schleswig-Holstein. Es gibt wunderschöne Bilder, leckere Rezepte und nette Bastelanleitungen. Ich schmökere so gerne darin!
Am Platz der Augustschnuppe steht ein Teller. Den hat sie sich am Vorabend dorthin gestellt. Darauf liegt ein angeknabberter Lebkuchenanhänger vom Weihnachtsbaum. Sie wollte ihn gleich am Morgen weiteressen.
An der Wand hängt der leere Adventskalender der Jüngsten. Sie konnte sich noch nicht von ihm trennen. Sie hat die Türchen immer wieder zugemacht, damit sie sich das Bild anschauen kann. Ich staune über ihre Disziplin, jeden Tag wirklich nur ein Türchen zu öffnen.
Darüber am Regalbord hängt eine Girlande aus weißen Holzperlen und kleiner Kranz aus immergrünen Zweigen. Grün sind sie noch, aber sehr trocken. Anfassen darf man den Kranz nicht mehr. Später am Tag werde ich beim Entsorgen des Kranzes ganz fies in den Finger gepiekt. Mir steckt sogar ein minikleiner Splitter in der Haut. Was war das denn für ein Pflanze?!
Über allem hängt noch die Silvestergirlande der Kinder. Sie reicht vom Essplatz bis ins Wohnzimmer hinein. Das war eine schöne Gemeinschaftsarbeit. Die will ich auf alle Fälle aufheben. Deshalb gibt es in diesem Jahr erstmals eine Silvesterkiste. Da kommen gleich noch die bunten Hütchen und die Glücksschweinchen vom letzten Jahr rein.
Noch ist die Wohnung bunt und voll. Das soll sich an diesem Sonntag ändern. Der Baum und die ganze Weihnachtsdekoration sollen raus. Für unsere Verhältnisse ist das sogar recht spät. In anderen Jahren sind wir über oder direkt nach Silvester nach Kühlungsborn gefahren. Da wollten wir vorher klar Schiff machen, damit alles aufgeräumt ist, wenn wir wieder heimkommen. In diesem Jahr hatten wir keine Eile.
Und doch ist es für manche Menschen viel zu früh. Seit 12 Jahren schreibe ich ins Internet. Und interessanterweise kommen jedes Jahr wieder Stimmen, dass der Weihnachtsbaum doch bis zum Dreikönigstag oder sogar bis Maria Lichtmess stehen bleiben muss. Bei dem Wörtchen "muss" werde ich ja eh ein bisschen bockig. Außerdem komme ich aus dem sehr traditionsarmen (Ost-) Berlin. Daher kenne ich solche Vorgaben gar nicht. Da unser Baum auch schon immer seit dem vierten Advent steht (ja, auch zu früh), hat er seine vollen zwei Wochen schon gefunkelt.
Als die anderen Familienmitglieder aufstehen, ist es schon mittags. Es gibt es ein spätes Frühstück. Dann beginnen wir, abzuschmücken. Erstmal gehen alle Kinder mit in den Keller, die Weihnachtskisten holen. Alles lagert in stabilen durchsichtigen Plastikboxen (Amazon-Partner-Link). So können wir immer sehen, was drin ist. Diesmal schaue ich die Dekorationen mal so richtig durch und sortiere aus, was wir seit Jahren nicht benutzt haben. Dann sortiere ich den Baumbehang in "Filz", "Holz", "Metall" und "Stoff". Die Weihnachtsbaumkugeln lagern schon seit ein paar Jahren in praktischen Papp-Boxen mit Fächern. Die gab es mal bei Tchibo.
Es ist schon wieder ziemlich chaotisch. Der Liebste packt alle Nussknacker, Räucherfiguren, Engel, Bergmänner und Räucherhäuschen in ihre angestammten Kartons. Nur er bekommt dann alle Packungen tetrismäßig in der großen Plastikkiste unter. Die Kinder haben sich die letzten Lebkuchenanhänger geschnappt und räumen alle Weihnachtsdekorationen, die sie in ihren Zimmern finden, auf den Esstisch.
Der Große packt seinen Schrankkoffer aus und wieder ein, Wäscht Wäsche und sichtet seine ganze Habe, die er nächste Woche mit zur Uni nach Paris nehmen will. Was er erstmal nicht braucht, bringt er in den Keller. Zwischendurch beschließt die Augustschnuppe, ihre Holzfiguren mitten im Flur aufzubauen.
Am Nachmittag sind wir endlich fertig. Die Großen bringen zusammen den Baum weg. Alle Weihnachts-Kisten wandern in den Keller. Dann wird ordentlich Staub gewischt, gefegt und durchgesaugt.
Zur Kaffeezeit werden alle Plätzchen, die noch in den Dosen waren, aufgetischt und weggeknuspert. Ich will mir merken: kurz vor Weihnachten brauche ich nicht mehr backen. Die letzte Fuhre Engelsaugen, die ich noch an Heiligabend-Vormittag gebacken habe, hätte ich mir sparen können. Mit den Feiertagen sinkt schlagartig die Lust auf Süßkram.
Am Abend ist die Wohnung schön leer und aufgeräumt. Ich mag das immer, wenn das Auge nach der ganzen Buntheit mal wieder zur Ruhe kommt.
Auch in den Kinderzimmern soll Ordnung sein. Die Arbeitsplätze werden freigeräumt und die Stifte werden angespitzt. Denn ab sofort geht es wieder los mit dem Fernunterricht. Für wie lange, wissen wir im Moment noch nicht. Die beiden Großen bekommen ihre Aufgaben wieder per IServ, der Grundschüler erhält seine Wochenarbeitsblätter wieder über einen Abholpunkt in einem Carport.
Ich will am Abend die Kinder früh im Bett haben, doch dann merken wir, dass die Schule erst am morgigen Dienstag anfängt. So blieb uns heute noch ein letzter Tag zum Faulenzen. Außer für den Liebsten, der heute um 9 Uhr pünktlich im Home-Office an der ersten Telefonkonferenz des neuen Jahres teilnimmt.
Ich habe mir vorgenommen, wieder jeden Tag zu bloggen. Mir hat das geholfen im letzten Jahr. Es war mal eine Stunde Zeit für mich am Abend. Tür zu, Familientrubel draußen. Aus den vielen Rückmeldungen in den letzten Monaten weiß ich, dass es auch für viele Leserinnen zum Ritual geworden war, hier reinzuschauen. So, jetzt habe ich es gesagt... ähm... geschrieben, jetzt mache ich das auch! Bis morgen!
Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Ich will denen, die es gerne möchten, die Möglichkeit geben, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!