Mittwoch, 18. März 2020

Zu-Hause-Tagebuch Tag 3

Man sollte alle Tage wenigstens
ein kleines Lied hören,
ein gutes Gedicht lesen,
ein treffliches Gemälde sehen und,
wenn es möglich zu machen wäre,
einige vernünftige Worte sprechen.

Johann Wolfgang von Goethe


Ich wache schon um 5:48 Uhr Uhr auf. Gestern Abend haben der Liebste und ich über die momentane Situation und die ungewisse Zukunft gesprochen. Unseren Urlaub auf der Nordseeinsel Föhr Anfang Mai haben wir nun schweren Herzens abgesagt. Auch wenn der Liebste sich äußerlich nichts anmerken lässt und sehr gewissenhaft und erfolgreich seinen Job aus dem Homeoffice erledigt, macht auch er sich Sorgen. Das hat nun wiederum bei mir zu noch mehr Sorgen geführt, so dass ich nicht mehr weiterschlafen kann.

Ich stehe auf, gehe duschen und ziehe mich an. Dann mache ich erstmal eine Kanne Kaffee und decke den Frühstückstisch. Da sitze ich dann eine ganze Weile alleine mit meiner Tasse. Alle anderen Familienmitglieder schlafen noch. Mein Bauch kribbelt vor unschönen Gefühlen und meine Hände sind kalt. Vor Anspannung kommen mir fast die Tränen. Ich versuche, ruhig zu atmen und schaue den Vögeln draußen im Baum vor dem Fenster zu.

Ich nehme mein Handy zur Hand und schreibe meinen Freundinnen von nah und fern eine kurze Nachricht. Ich erkundige mich, wie es ihnen geht und schicke ganz viele Herzchen durch die Luft. Das hilft erstmal ein bisschen gegen das unschöne Gedankenkarussell. Dann überlege ich mir einen ungefähren Tagesablauf.



Gegen halb 8 steht der Liebste auf. Als er aus dem Bad kommt, wacht auch die Augustschnuppe auf. Zusammen gehen sie ihre Geschwister wecken. Wir frühstücken dann Vollkorntoast oder Müsli.

Nach dem Frühstück geht der Liebste an seinen Schreibtisch. Das Mutzelchen und der kleine Bruder helfen, die Küche aufzuräumen. Ich schminke mich und gegen halb 10 treffe ich mich mit den Kindern wieder. Zuerst machen wir im Wohnzimmer vor dem Fernseher ein paar Übungen zum Wachwerden. Weil mir Tai Chi oder vielmehr Qi Gong im Fitnessstudio so gefallen hat, habe ich auf YouTube ein Mini-Programm für den Start in den Tag herausgesucht. Das geht nur 10 Minuten, ist supereinfach und auch bestens für Kinder geeignet. Alle machen motiviert mit, sogar die Augustschnuppe :-)

Das Mutzelchen und der kleine Bruder haben von ihrer Schule über das interne Programm ihre Aufgaben bekommen. Das Mutzelchen soll zunächst ein Buch zu Ende lesen und dazu Fragen beantworten. Sie verzieht sich zum Lesen in ihr Zimmer. Der kleine Bruder soll im Mathematikprogramm Aufgaben zu Brüchen bearbeiten. Das macht er auf dem Tablet am Schreibtisch im Wohnzimmer. Ab und zu hat er Fragen, dann schaue ich ihm über die Schulter und wir überlegen gemeinsam. Der Stoff ist ihm neu. Ich staune aber, wie schnell er alles versteht. Das Programm sieht auch ziemlich ansprechend aus. Es sind eine ganze Reihe Aufgaben, durch die er sich durchklicken soll. Als er fertig ist, werden seine Lösungen direkt an den Lehrer geschickt.

Der Adventsjunge übt weiter seinen neuen Buchstaben. Heute schreibt und liest er mehr. Danach bearbeitet er in seinem Sachkundehefter Arbeitsblätter zum Thema "Frühblüher". Da gehe ich doch gleich mal mit ihm in den Garten und schaue mir mit ihm Frühblüher "in echt" an.


Um 12:30 Uhr gibt es Mittagessen. Von gestern ist noch Hühnchen mit Chinakohl aus dem Wok übrig. Ich koche heute noch Reis dazu und auch noch Möhren in Rahmsauce mit Petersilie.

Nach dem Mittagessen geht der Liebste wieder an seinen Arbeitsplatz. Jetzt wo er zu Hause ist, sehe ich mal, wie viel Kaffee er so am Tag trinkt. Die Kinder dürfen aus der Mediathek zwei Folgen der "Sendung mit der Maus" schauen. Ich bin derweil in der Küche und backe ein Bananenbrot. Uns sind Bananen braun geworden und bevor die niemand mehr isst, mache ich etwas Leckeres für alle draus.

Am frühen Nachmittag duftet die ganze Wohnung sehr verführerisch nach Banane und Nuss. Gegen 16 Uhr bekommt jedes Familienmitglied eine schöne Scheibe fluffiges Bananenbrot mit superknuspriger Kruste. Lecker! Der Liebste geht wieder an den Schreibtisch, ich räume die Küche auf. Uff, das fällt jetzt jeden Tag öfter an.



Dann gehe ich mit den Kindern eine große Runde ins nahe Naturschutzgebiet. Der Aufenthalt an der frischen Luft tut uns allen gut. Auf der großen Wiese können die Kinder mal richtig rennen und kreischen. Sie haben das Frisbee mitgenommen. Das hat der kleine Bruder im letzten Jahr von mir bekommen. Also es ist eher ein Wurfring (Amazon-Partner-Link) und wurde als das "beste Frisbee der Welt" betitelt. Tatsächlich fliegt das Teil richtig gut und extrem weit. Kinder können den Ring gut greifen und fangen und haben damit richtig tolle Erfolgserlebnisse.

Ich setze mich auf einen Baumstamm am Rand der Wiese und schaue in die Weite. Auf dem Weg habe ich mich über die kleinen lila Blüten der Waldreben (Nachtrag: Ah nein, das habe ich verwechselt! Natürlich ist es das Immergrün! Danke für die Hinweise in den Kommentaren!) unter den Bäumen gefreut. Die habe ich auch in unserem Garten unter die Büsche gepflanzt. In freier Natur habe ich sie noch gar nicht gesehen.

Als wir um kurz vor 18 Uhr nach Hause kommen, hat der Liebste Feierabend gemacht. Die Kinder räumen ihre Zimmer auf und schauen dann Kindersendungen auf dem KIKA. Nach dem Sandmännchen gibt es Abendbrot. Dann kehrt so langsam Ruhe ein. Ich telefoniere mit dem Großen, der in München im Homeoffice sitzt.

Gegessen: nochmal Hühnchen mit Chinakohl und dazu Reis
Gesehen: "Sendung mit der Maus"
Gespielt: Frisbee
Bewegt: Qi Gong, langer Spaziergang
Vorgelesen: "Die Reise nach Sundevit" von Benno Pludra (Amazon-Partner-Link)
Gelesen: Manufactum-Gartenkatalog

Tipps aus dem Internet:

OHRKA e.V.: eine riesige kostenlose Sammlung von Hörspielen für Kinder
Pandemic Footprint Index: teste mal, wie sehr Du zur Verbreitung der Pandemie beiträgst
Einfach vorlesen! Geschichten für Kinder ab 3, 5 oder 7 Jahren zum Vorlesen
ALBA BERLIN: Albas tägliche Sportstunde für Kinder 
COLORME: täglich neue Ausmalbilder für Kinder von einer Illustratorin