Zu-Hause-Tagebuch Tag 4

Gestern Abend wurde die Meldung veröffentlicht, dass die Schulen und Kindertagesstätten hier in Hamburg nun auf alle Fälle bis zum 19. April geschlossen bleiben. Da hier gerade erst zwei Wochen Märzferien waren, werden die Kinder dann also insgesamt sieben Wochen zu Hause gewesen sein. Mindestens...

Ich habe sofort meine Erwartungen an die veränderte Situation angepasst und bin innerlich ruhiger geworden. Ich habe die Schultern einfach mal sinken lassen und tief durchgeatmet. Nützt ja nix. Ich will meine Kraft und meine Nerven schonen und einteilen. Dazu gehört für mich auch, zu akzeptieren, dass die Kinder mit dem Schulstoff für dieses Halbjahr eventuell nicht auf dem neusten Stand sind. Sie werden trotzdem schlaue Menschen sein. Und es geht ja nicht nur ihnen alleine so, es geht allen Schülerinnen und Schülern im Lande so.

Ich habe mir überlegt, dass wir uns die Zeit so schön wie möglich gestalten sollten. Und das machen wir auch. Wir haben es doch gut! Wir haben eine sichere Wohnung. Wir haben volle Vorratsschränke. Wir haben überquellende Bücherregale. Wir haben eine Menge Brettspiele. Wir haben gut gefüllte Bastelschubladen. Wir haben Netflix und Amazon-Prime mit einer Vielzahl an Filmen und Serien. Wir haben Internet und Telefon, was uns Kontakte zu anderen Menschen ermöglicht. Und wir haben uns. Ich darf mit den allerwichtigsten Menschen meines ganzen Lebens zusammen sein. Mit keinen anderen Menschen würde ich lieber auf einer gemeinsamen Insel auf andere Zeiten warten wollen.

Zum Frühstück gibt es heute Müsli und Honigpops mit Milch oder Naturjoghurt. Bei mir immer mit Magerquark. Dazu schnippelt der Liebste Äpfel klein.

Nach dem Frühstück geht der Liebste wieder an seinen Schreibtisch. Pünktlich um 9 Uhr hat er die erste Telefonkonferenz. Ich räume die Küche auf und schalte die Waschmaschine mit der ersten Ladung des Tages ein.

Um 9:30 Uhr treffe ich mich mit den Kindern im Wohnzimmer. Ich habe die Beistelltischchen und den Sessel beiseite geräumt. Der Sportlehrer des kleinen Bruders hat übers Internet Sportvideos verschickt, die die Schülerinnen und Schüler ausprobieren sollen. Wir machen alle zusammen den Kids Workout auf Youtube mit.

Nach den Sportübungen gehen wir an den Esstisch. Ich habe heute einen Teil meiner Postkartensammlung herausgesucht. Die Kinder sollen an ihre liebsten Freundinnen und Freunde schreiben. Weil sie das bis jetzt nicht so oft getan haben, lernen sie gleich mal von mir ein bisschen was über die Geschichte der Postkarte und wie sie korrekt beschriftet und mit einer Briefmarke versehen wird.

Es entstehen ganz rührende Texte, die vor allem auch die Sehnsucht nach der Schule und dem Kontakt zu anderen Kindern widerspiegeln. Das Mutzelchen zeichnet die Postkarte an ihre Freundin selber. Sie verschickt Grüße aus Hogwarts :-)

Ich nutze die Zeit, in der die Kinder beschäftigt sind, für eine große Runde mit dem Staubsauger durch die Wohnung. Als ich dann auch endlich die Bögen der neulich gekauften Briefmarken gefunden habe, die ein ganz kleines Kind verschleppt hat, gehen der Adventsjunge und ich gleich zum Briefkasten und schicken die Postkarten auf die Reise.

Dann widmen sich die Kinder ihren weiteren Schulaufgaben. Das Mutzelchen bearbeitet die Fragen zu ihrer Schullektüre. Der kleine Bruder macht Englischaufgaben und lädt sie für die Lehrerin hoch. Und der Adventsjunge beendet die Arbeitsblätter zum neuen Buchstaben. Sie haben alle genug zu tun, so dass ich mir keine Sorgen mache, sie könnten mal Langweile bekommen.

Dann ist es aber erst halb 12. Ich habe heute irgendwie auch nicht mehr so viel Lust auf die Begleitung der Schulaufgaben. Die Kinder dürfen ihre Sachen wegräumen und beginnen, zu spielen.

Ich gehe in die Küche und bereite das Mittagessen zu. Eigentlich will ich einen Nudelauflauf mit Gemüse machen. Doch dann entscheide ich mich für Lieblings-Seelenfutter für alle und koche ganz einfach Nudeln mit Tomatensauce. Für mich schneide ich mit dem Streifenschneider eine Zucchini zu "Nudeln". In die Tomatensauce streue ich heute extra viel von dem leckeren Gute-Laune-Gewürz (beides Amazon-Partner-Links) Die Familie ist begeistert von dem Mittagessen. Das freut mich heute ganz besonders.

Am frühen Nachmittag kommt der Liebste aus dem Home-Office. Ich habe einen Termin in einer Ergotherapie-Praxis. Der Termin steht schon eine ganze Weile fest. Und weil es sehr schwierig ist, überhaupt freie Termine in solchen Praxen zu ergattern, will ich da unbedingt hin. Es geht um ein Erstgespräch nur mit einem Elternteil für Ergotherapiestunden für eins unserer Kinder.

Ich fahre mit dem Fahrrad ins Ortszentrum. Auf den Straßen fühlt es sich nach Wochenende an. Samstagnachmittag vielleicht. Die Sonne scheint. Die Büsche und Bäume blühen und in der milden Luft liegt ein sehr intensiver Blütenduft. In der Fußgängerzone ist nicht viel los. Die meisten Geschäfte außer Apotheken, Drogerien oder Bäckereigeschäften haben geschlossen.

Mein Termin für das Erstgespräch in der Praxis dauert eine halbe Stunde. Als ich danach beim Bäcker frisches Brot kaufe, sehe ich, dass das große Café geöffnet, aber gähnend leer ist. Ich gönne mir eine Tasse Milchkaffee. So ganz alleine ist das irgendwie merkwürdig. Hier treffen sich sonst täglich sehr viele Menschen aus dem Ort. Es gibt sogar feste Grüppchen mit älteren Menschen, die hier jede Woche zur gleichen Zeit verabredet sind.

Als ich auf dem Heimweg sehe, dass der Zeitungsladen geöffnet ist, mache ich einen wahren Hamsterkauf. Jedes Kind bekommt eine bunte Zeitschrift für den Zeitvertreib. Der Liebste bekommt eine GEO-Zeitschrift über Island und ich ein paar bunte Blätter zum Abschalten und Luft holen zwischendurch. So in Richtung "Barbara" und "Flow" Da freue ich mich schon drauf.

Als ich nach Hause komme, waren die Kinder in der Zwischenzeit alle ein bisschen draußen. Die drei Großen auf der einsamen Wiese von gestern. Die Augustschnuppe im Gärtchen mit dem Liebsten. Ich habe vom Bäcker Spritzkuchen mitgebracht. Die gibt es so selten. Nach dem Kaffee geht der Liebste nochmal an den Schreibtisch. Telefonkonferenz bis 17:30 Uhr.

Danach will ich auch mal Computerzeit haben um meinen Blogeintrag hier zu schreiben. Ich tausche mit dem Liebsten die Plätze. Nach der Sandmännchenzeit essen wir Abendbrot. Frisches Brot und Rohkostgemüse. Als alle Kinder im Bett oder zumindest in den Zimmern sind, machen es sich der Liebste und ich auf dem Sofa gemütlich.

Gegessen: Nudeln mit Tomatensauce mit geriebenem Käse
Gesehen: blaue Blütenteppiche unter gelben Büschen
Gespielt: Eisladen mit der Augustschnuppe
Bewegt: Kids Workout, Wiesenausflug, Fahrradfahren
Vorgelesen: Pixie-Bücher
Gelesen: hauptsächlich Texte aus dem Internet s.u.

Tipps aus dem Internet:

Unsere liebsten Katzenvideos! Simon's Cat
Martina Hoffmann: kostenlose Ausmalbilder der Illustratorin
Frau Ottilie: "Fuchs und Hase" hübsche Bastelbögen zum Ausdrucken und Ausschneiden
Silvie Bomhard: Hamburg zum Ausmalen
Bücherhallen Hamburg: kostenloser Zugang zu den digitalen Angeboten
Coronapause: Tipps und Informationen von Eltern für Eltern
Stevan Paul: Hamsterkäufe schmecken nicht - 10 Tipps für eine kulinarisch sinnvolle Bevorratung
Zuckersüße Äpfel: Homeschooling und meine rosarote Brille
Geborgen wachsen: Aber was sollen wir nur zu Hause tun? Das Zuhause als freier Spiel- und Lernraum
Matthias Horn: Die Welt nach Corona - Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise "vorbei" ist