Donnerstag, 6. Februar 2020

Nie wieder!

Locker-flockig wollte ich heute meine Wochenschnipsel aufschreiben. Regen, Kinder, Termine, Alltagsjonglage, Mails, Sonne, Anrufe, Wäsche, Krümel, Entwicklungsschritte, Sport, Zettelkram, Post, Einkäufe, mehrere Abende allein, weil der Liebste netzwerkt...

Doch spätestens seit gestern Abend ist mir übel. Nicht, weil ich krank bin, sondern weil mir die Vorkommnisse in der Politik Sorgen bereiten. Da lässt sich ein Politiker einer 5% Partei mit Hilfe einer rechtsgerichteten Partei zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen. Irgendetwas stimmt doch da nicht.

Da habe ich heute Vormittag lieber in der Küche gestanden und für meine Kinder gebacken. Kurz bevor ich freudig das duftende und besonders gut gelungene Bananenbrot aus dem Ofen hole, entdecke ich auf Twitter diesen Text, den ich retweete, also weiterverbreite. In dem Text geht es um sogenannte "Tradwifes", die sich für ein traditionelles Frauenbild aussprechen. Dahinter steckt Kalkül von rechts.

Ein bisschen zwiegespalten bin ich schon, denn auch ich male hier im Blog und auf Instagram das Bild einer Frau, die gerne bäckt und für ihre Familie sorgt. Und prompt werde ich auch gefragt, wie ich zu dem Artikel stehe, wo ich doch seit einiger Zeit "Hausfrau" sei und anscheinend gerne zu Hause bin.

Mal ganz davon abgesehen, dass Care-Arbeit sowas von hart ist und nichts von Bullerbü hat, wie es mir auch oft vorgeworfen wird, habe ich immer gearbeitet, arbeite ich im Moment auch und werde ich auch nach der Elternzeit wieder arbeiten. Wenn man denn unbedingt Lohnarbeit als die einzig wahre Arbeit sehen will.

Und gerne zu Hause bin ich, nunja... auch nicht immer. Denn der Alltag, siehe oben, ist oft langweilig, intellektuell nicht gerade stimulierend und auslaugend. Aber ich bin länger zu Hause geblieben, weil das Leben mit vier Kindern ohne Netz und doppelten Boden, also externer Hilfe, so viele Herausforderungen bereithält, dass es für uns alle leichter zu bewältigen ist, wenn ich eine Weile nur diese Aufgabe wahrnehme.

Es ist mir heute ein Bedürfnis aufzuschreiben, dass ich entschieden gegen jede rechte Gesinnung bin. Punkt. Als Vertreterin einer Generation von Kriegsenkeln habe ich genug von den Auswirkungen rechten Gedankengutes erfahren, dass ich auf alle Fälle will, dass so etwas nie wieder geschieht.

"Wehret den Anfängen!" wird oft zitiert. Es hat schon längst angefangen. Und es geht diesen Leuten nicht nur um Menschen anderer Religion oder Hautfarbe, sondern sie wollen eben auch Frauen ihre Selbstbestimmung nehmen und sie wieder zurück an den Herd drängen. Kranke und Menschen mit Behinderungen haben auch schlechte Karten. Und wer weiß, wer noch. Diese Menschen sind nicht dumm oder Mitläufer. Sie haben in Geschichte sehr gut aufgepasst. Und sie wissen genau, was sie tun. Deshalb sage ich laut: Nie wieder!

Maximilian Buddenbohm hat gestern gesagt: "Heute wieder ein Stück nach links gerückt, ohne mich auch nur ansatzweise bewegt zu haben." Ja, dann ist das wohl so. Aber wir sind immer noch die Mehrheit. Und das sollten wir auch zeigen. Falls wir nicht wissen, wie, oder uns nicht trauen, sollten wir wenigstens Projekte gegen rechts durch Mitarbeit oder Spenden unterstützen. Hier gibt es eine Linkliste von Projekten gegen Rechtsextremismus. Danke!

Und wer jetzt trotzdem das Rezept für das Bananenbrot haben möchte: Bitteschön.