Gestern Abend fand im Gymnasium des Teenies ein Elternabend statt. Da der alte Klassenlehrer krankheitsbedingt etwas früher in Rente gegangen ist, wollte der neue Klassenlehrer sich gerne den Eltern vorstellen. Der junge Lehrer ist sehr sympathisch, ehrlich, aber auch konsequent. Ein Windsurfer, der auch genau so aussieht. 30 Minuten hat der Elternabend gedauert, dann waren wir mit allen Themen durch. Zackig, knackig, fertig. Fand ich sehr angenehm. Wir Eltern der 10. Klasse gehen ja nun schon einige Jahre das Stück zusammen. Die Zeit der großen Diskussionen ist vorbei. Die Schüler sind nur noch wenige Monate zusammen und werden dann in die Profiloberstufe entlassen.
Pubertät ist "Pay- back- Zeit", heißt es. Davor hatte ich eine Weile Angst. Zurückzahlen? Was bekomme ich zurückgezahlt? Wann ist Zahltag? Ich hatte Angst, auf Fehler gestoßen zu werden, die ich gar nicht mit Absicht gemacht hatte. Die in meinen Augen keine Fehler sind, aber vielleicht in den Augen meines Sohnes. Was würde er mir vorhalten?
Der Beginn der Pubertät, um das 12. Lebensjahr herum, war zwischen dem Großen und mir ein bisschen holprig. Neue Grenzen wurden abgesteckt, äußere Faktoren wie neue Geschwister, ein großer Umzug und Schulwechsel kamen hinzu. Das war für alle Beteiligten gleichermaßen anstrengend. Aber ich habe meinen Sohn nicht alleingelassen, sondern sehr oft das Gespräch gesucht und angeboten. Dabei habe ich immer versucht, mich in seine Lage zu versetzen und ihm zu verstehen gegeben, dass ich seine Sicht der Dinge verstehe und akzeptiere. Ich habe ihm mein Vertrauen und meine Liebe gegeben.
Nun ist der Große schon 15 Jahre alt. In den letzten Monaten spüre ich immer stärker: sie ist da, die Zeit, in der ich etwas zurückbekomme. Und was ist das? Das ist vor allem ein großer junger Mann, der gelassen und zuversichtlich in die Zukunft blickt. Der sich auf seine Zeit in der Profiloberstufe freut. Der realistisch einschätzen kann, wo er steht. Der Freunde und Hobbys hat. Der Verantwortung für sich selber und auch für Andere übernehmen kann. Der mir vertraut. Und das ist einfach schön. Uns geht es sehr gut miteinander und ich bin ziemlich stolz auf meinen Großen. Wir sind miteinander gewachsen. Das macht uns stark. Ich bin zuversichtlich, er wird seinen Weg machen.
