Freitag, 24. Januar 2014

Eines Tages, Baby, werden wir alt sein...


Geht gerade im Netz um.



Gestern Abend war im Gymnasium des Teenies eine große Informationsveranstaltung zur Wahl der Schwerpunktfächer in der Profiloberstufe. In zwei Jahren wird dieser Jahrgang sein Abitur machen. Alle Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen waren mitsamt ihren Eltern versammelt. Dieser Jahrgang ist vierzügig.

Ich saß da inmitten der Menge und schaute mich um. Wie frisch und hoffnungsfroh diese jungen Menschen aussahen. Wie präsent, beweglich, hübsch, stolz und zuversichtlich! Mit ihren rund 16 Jahren sind sie alle nahezu ausgewachsen. Riesig sind sie. Hier und da noch etwas schüchtern, strahlen die Meisten aber diesen unerschütterlichen Glauben der Jugend aus, dass die Welt ihnen gehören wird. Das gehört doch zur Jugend und ich bin froh, dass diese Schülerinnen und Schüler so zuversichtlich sein können und dürfen. Sie möchten Geschichten erleben und davon erzählen können. Und warum auch nicht?!

Daneben saßen die Eltern. Da ich meinen Großen mit 22 Jahren bekommen habe, gehöre ich zu den jüngsten Elternteilen. Alle anderen sind weitaus älter. Falten, graue Haare, Glatzen sind sehr verbreitet. Ruhig, abgeklärt und etwas müde saßen die Eltern zwischen der schnatternden Schar und ich glaube, so einigen gingen dieselben Gedanken wie mir durch den Kopf.

Mein 16jähriges Ich hätte mich heute alt gefunden. Uralt. Mensch, Ende 30, fast 40! Das war doch meilenweit weg damals! Ich war auch einer dieser zuversichtlichen jungen Menschen. Niemand konnte mir was. Ich war mutig und ich wusste, ich kann alles schaffen, was ich will. Ich wollte Geschichten erleben und das habe ich auch. Tolle Geschichten. In meinem Blick auf die Zukunft ging es mir aber nie um großen Erfolg, Weltreisen und Reichtum. Ich wollte zufrieden sein, eine Familie haben und einen Beruf, der mir Freude bereitet.

Das alles war doch erst gestern. Heute lebe ich ein Leben, das ich mir selbst gewählt habe. Ich bin noch so, wie ich damals war und höchstwahrscheinlich werde ich auch in 20 oder 40 Jahren noch genauso sein. Ich werde hoffentlich alt sein. Und dann werde ich nichts bereuen. (Nur den einen Schritt auf die Straße, als die Ampel rot war, den bereue ich schon seit 20 Jahren.)
Was wird von mir bleiben? Bei all dem Glück und auch dem Leid, das ich erlebt habe, möchte ich nichts mehr, als in Erinnerung zu bleiben. Im Herzen meiner Familie, meiner Freunde und auch in dem der Kinder, die ich in meinem Beruf begleiten durfte.


Heute am Frühstückstisch sitzt das Mutzelchen mit ihren 6 Jahren da und seufzt: "Die Jahre vergehen ja soooo schnell!" Ach Mutzi, Du wirst noch ganz viele tolle Geschichten erleben, ganz bestimmt!


mein jüngeres Ich