Sonntag, 4. Dezember 2022

Das zweite Adventswochenende...

... haben wir in der Heimat des Liebsten verbracht. Am Freitag haben wir extra eine bestimmte Autobahnausfahrt genommen, so konnten wir kurz vor unserem Zielort beim Vorbeifahren schonmal diesen Anblick erhaschen:
 

In Coswig angekommen, bezogen wir unsere Ferienwohnung und liefen dann mit der Mama des Liebsten zum kleinen Weihnachtsmarkt in der Stadtmitte. Herrnhuter Sterne sind in der Gegend weit verbreitet. 


Wir kamen zufällig genau pünktlich zum Anschneiden von 5 Meter Stollen. Im Beisein des "Stollenmädchens" wurden dann Scheiben an das Publikum verteilt. Der Stollen war wunderbar saftig, schmeckte fruchtig und war schön dick mit Puderzucker bestäubt. Ich habe mich gleich in das wunderschöne und praktische Stollenmesser nach historischem Vorbild verguckt!

Das hat eine spannende Geschichte: Anno 1730 richtete August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, ein legendäres Fest aus, dass im Rahmen des "Zeithainer Lustlagers" wegen seiner ausschweifenden Umtriebe bis heute als Inbegriff barocker Lebensart gilt. Der damalige Hofbbäckermeister Zacharias präsentierte zu diesem Zeitpunkt einen Riesenstollen von 1,8 Tonnen, der 6 Stunden im Ofen gebacken wurde.

Eigens für diesen Stollen wurde das "Große Dresdner Stollenmesser" gefertigt. Das Messer mit Silbergriff und einer Klingenlänge von 1,60m wurde anschließend rund 200 Jahre in der Hofsilberkammer im Grünen Gewölbe verwahrt. Im Jahr 1924 wurde das Stollenmesser zusammen mit der kompletten Hofsilberkammer an das Fürstenhaus Wettin übergeben. Diese bewahrten die Schätze im Schloss Moritzburg auf. Ende des zweiten Weltkrieges wurden sämtliche dieser Schätze versteckt und vergraben. Seitdem gilt das riesige Stollenmesser als verschollen. 


In der alten Adler-Brauerei schauten wir uns die kleine Modellbahn-Ausstellung an. 


Am Samstagmorgen, den 3. Dezember, waren wir bei der Schwiegermutter frühstücken. Es war ihr Geburtstag, wie auch der 24. Geburtstag meines Großen. Erst jetzt haben wir gemerkt, dass die Beiden genau 40 Jahre auseinander sind. 

Ich lief am Vormittag noch schnell in die Stadt, denn wir hatten warme Strumpfhosen für die Augustschnuppe vergessen. Nach dem Kauf war der örtliche Kunsthandwerksladen mein Ziel. Von dort haben wir in den letzten Jahren schon viele schöne Dinge geschenkt bekommen. Jetzt wollte ich mich mal kurz vor Ort umschauen. 


Der sehr gut besuchte Laden war von oben bis unten voller herrlicher Dinge. Ich wollte ganz bestimmte Figuren kaufen und hatte Glück: die letzten Exemplare wurden meine. Es sollte ein Weihnachtsgeschenk für den Liebsten werden.


Zum Mittagessen trafen wir uns mit der ganzen erweiterten Familie in einem Wildrestaurant am Fasanenschlösschen. Der anschließende Spaziergang führte uns zu Sachsens einzigen historischen Leuchtturm. Der Moritzburger Leuchtturm wurde im 18. Jahrhundert als Kulisse für nachgestellte Seeschlachten errichtet. Er steht auf einer Mole an einem See.

Leider konnte der Liebste erst ganz zum Schluss dabei sein. Unser Auto meldete am Morgen plötzlich einen Schaden, der das Weiterfahren unmöglich machte. Er musste auf den ADAC warten, das Auto in die Werkstatt abschleppen lassen und dann auf die Zusage für einen Leihwagen warten. Nicht einfach bei einem Siebensitzer. Schließlich wurde doch noch ein Auto für uns gefunden, aber in Dresden. So verpasste er leider das Essen.


Nach der Verabschiedung der großen Familie gingen wir mit der Schwiegermutter und ihrem Mann zum Schloss Moritzburg. Das war Kulisse für einen der Kultfilme in der Adventszeit. Wir hatten Karten für die Aschenbrödel-Ausstellung gebucht. Erstmal ging es außen rum zu DER Treppe! Wir waren vor vielen Jahren schonmal dort, da gab es noch keinen nachgemachten Schuh an dieser Stelle.



Dann ging es hinein ins Schloss.


Uns wurde ganz festlich zumute. Wir sahen ganz viele Original-Kostüme aus dem Film, die sehr schön präsentiert wurden. Museumspädagogisch wunderbar aufgebaut und mit Witz und Charme präsentiert, hat mir die Ausstellung ausgezeichnet gefallen. Natürlich war das Schloss an diesem Adventssamstag sehr gut besucht, so dass wir nicht alles mit ausreichender Ruhe angeschaut haben. Es war aber trotzdem ein sehr schönes Erlebnis.








Am heutigen Adventssonntag haben wir bei der Schwiegermutter gefrühstückt und sind dann mit unserem Leihwagen nach Hause gefahren. Am späten Nachmittag machten wir es uns bei Weihnachtsgebäck auf dem Sofa gemütlich und schauten uns zusammen natürlich "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" an. 

Um den Liebsten ein bisschen aufzuheitern, habe ich ihm sein Geschenk schon überreicht: es sind die Striezelkinder. Die Figuren wurden Anfang der 1930 Jahre von Max Schanz geschaffen. Der langjährige Direktor der Seiffener Fachschule für Holzspielzeug und Holzgestaltung gestaltete die Symbolfiguren des Dresdner Striezelmarkts nach Motiven eines Holzschnittes von Ludwig Richter aus dem Jahre 1853. Diese beiden Figuren sind die bekannteste Darstellung der Striezelkinder aus dem Erzgebirge. Im Jahr 1910 wurde diese Art der Kinderarbeit untersagt. 

Die linke Figur bietet im Bauchladen eine Besonderheit an. Und zwar heißen die schwarzen Figuren "Pflaumentoffel". Seit dem 17. Jahrhundert kennt man den Pflaumentoffel als "Männlein aus Backpflaumen" zu Weihnachten. Die Pflaumen wurden auf Holzspieße gesteckt. Eine Papierkugel mit Zylinder diente als Kopf. Im 19. Jahrhundert boten die sogenannten "Strietzelkinder" selbstgebastelte Pflaumentoffel auf sächsischen und erzgebirgischen Weihnachtsmärkten an. 



Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

7 Kommentare:

  1. Liebe Carola
    Drei Nüsse für Aschenbrödel begleitet mich seit meiner Kindheit, ist mein absoluter Lieblingsfilm und ein MUSS in der Weihnachtszeit (mit Augenrollen der Restfamilie). Danke für die wunderschönen Bilder von Moritzburg. Wir haben übrigens auch hier in der Schweiz zwei Striezelkinder auf dem Sideboard stehen - ein Geschenk einer Dresdner Freundin. Eine gesegnete Adventszeit und liebe Grüsse von einer langjährigen stillen Leserin, Tanja

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  2. Bis auf das Autoproblem klingt das nach einem herrlichen, adventlichen Wochenende. Danke fürs "Mitnehmen"!
    Anna

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  3. Herzlichen Dank, ich lese schon seit Jahren bei dir mit, und wollte mich nun endlich mal bedanken, dass man bei dir soviel Wissenswertes erfährt.
    Und danke für deine küchentauglichen Rezepte,mit denen ich noch nie auf die Nase gefallen bin...
    Liebe Grüsse von der Nordsee, Silke

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  4. Oh, sind die Kinderfiguren wunderschön! Ich habe so viele Erzgebirge Figuren schon gesehen, aber diese noch nie. Und dann mit der Geschichte dahinter.
    Ich hoffe, mit dem Auto geht noch alles gut. Kein schlimmer Schaden. Ja, wenn man eigentlich ein großes Auto braucht...
    Das Aschenbrödel Schloss ist auch so traumhaft. Ach, eine wunderschöne Zeit, bis auf das blöde Auto...
    Liebe adventliche Grüße
    Nina

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  5. Vielen Dank für die schönen Bilder von der Moritzburg ! UND die tolle Erklärung zu den Striezelkindern, man vergisst manches. Sie stehen auch bei mir in jedem Jahr ! Ich liebe Sie!
    Ihnen und Ihrer Familie noch eine schöne Adventszeit und herzliche Grüße auch von einer stillen Mitleserin, Simone

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  6. Ha! Das ist ganz bei uns in der Nähe... und da wir mal in Dresden gelebt haben, war es früher noch näher. Da verliert man das Besondere daran manchmal aus dem Blick! Sehr schöne Bilder, wie immer.

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  7. Schön, dass Ihr in Sachsen ward, hoffentlich ist das Auto bald wieder fit!
    Genau solche Striezelkinder habe ich mir von einem Gutschein vor kurzem gegönnt.
    Es gibt ein tolles Buch, dass die Geschichte der Kinder lebendig werden lässt: Ralf Günther "Das Weihnachtsmarktwunder".

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