Donnerstag, 3. Februar 2022

Wir haben "Ja!" gesagt


An unserem 14. Hochzeitstag haben der Liebste und ich zueinander nochmal ganz bewusst "Ja!" gesagt. An unserem Hochzeitsort Kühlungsborn war gestern herrliches Wetter! 

Fast wie damals am 2. Februar 2008. An diesem Tag sind wir mit unseren beiden Großen, jeweils aus erster Ehe, und unserem gemeinsamen viermonatigen Mutzelchen zum Rathaus Kühlungsborn gelaufen. An diesem Vormittag wussten nur wir und die Standesbeamtin von unserer Eheschließung. Niemand sonst. Das war so ein besonderes Gefühl!


Das besondere Gefühl hielt sehr lange an. Wir waren so glücklich miteinander! Bekamen noch drei weitere Kinder. Zogen von Berlin nach Hamburg. Machten es uns richtig schön. 

Wir machten aber auch so einiges miteinander mit. Da waren viel Schmerz und Trauer und menschliche Enttäuschungen. Auch wenn die Wohnung mit der wachsenden Familie immer kleiner und kleiner wurde, hatten wir sehr schöne Jahre miteinander.


Dann kam vor zwei Jahren die Corona-Pandemie. Der Liebste saß ab sofort im Homeoffice. Die Schulkinder waren monatelang zu Hause. Alle Freizeitaktivitäten fielen weg. Es fanden keine Sportangebote mehr statt. Kinos, Museen und Freizeitbäder waren geschlossen. Urlaube mussten storniert werden. 

Unsere sozialen Kontakte wurden auf ein Minimum reduziert. Wir hatten keine Hilfe. Wir haben das Beste aus der Situation gemacht und haben das alles ganz gut hinbekommen. 


Doch wir haben uns als Paar darüber vergessen. Wir haben zu wenig miteinander geredet. Wir haben den Fehler gemacht, zu denken, die andere Person muss doch wissen, was gerade los ist. Wir waren kein Team mehr, sondern waren zu Einzelkämpfenden geworden. 

Auch der Umzug nach Wismar hat es erstmal nicht besser gemacht. Wir waren zwar nun an einem unserer Lieblingsorte und hatten viel mehr Platz in der Wohnung, doch zum richtigen Glück fehlte noch etwas. 

Bis dann eines Tages eine (Plastik)Schüssel durch die Küche flog. Wir hatten uns an einer Kleinigkeit hochgeschaukelt. Ein Klassiker, wie man es aus schlechten Filmen kennt. Es gab Geschrei und Tränen und das alles auch noch vor den Kindern.

So weit war es nun gekommen. So weit musste es kommen. Das war der Weckruf. So durfte es nicht weitergehen! 


Wir nahmen das zum Anlass, mehr miteinander zu sprechen. Also so richtig. Seit November haben wir ohne Pause jeden Abend Redezeit. Ungefähr 30 Minuten nur für uns. Diese Zeit ist kostbar und uns sehr wichtig geworden. 

Wir arbeiten an unserer Beziehung und haben die App „Talk2You“ zur Hilfe genommen. Und auch der bereits vor Jahren nach kurzer Zeit in Vergessenheit geratene Adventskalender von Paarzeit wurde letztes Weihnachten jeden Tag neugierig geöffnet. 

Seitdem reden wir ganz offen und ehrlich über unsere Wünsche, Ziele, Erinnerungen, über die Kinder, die Alltagsorganisation, unsere Beziehung, Sexualität und unseren Glauben. Über manche Dinge haben wir noch nie gesprochen. 

Neben der Redezeit nehmen wir uns ganz bewusst Zeit miteinander. Dass die Kinder nun schon größer sind und auch mal alleine bleiben können, hilft uns dabei. Wir machen Spaziergänge zu zweit, Leseabende, kochen miteinander, massieren uns gegenseitig, nehmen uns öfter in den Arm und haben wieder viel mehr Freude miteinander. 

Wir sind uns so nahe, wie schon lange nicht mehr. Wir begehren einander und fühlen uns wie frisch verliebt. Das tut so gut! Wir sind echt stolz auf uns! Wir haben nochmal die Kurve gekriegt und wollen niemals vergessen, dass wir uns bewusst füreinander entschieden haben. 

Denn unser Ziel ist schon von Anfang an, im Alter gemeinsam auf einer Bank am Meer zu sitzen und nach einem erfüllten gemeinsamen Leben den Wellen zuzuschauen. 


Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!