Donnerstag, 23. Dezember 2021

Der Tag vor Heiligabend


Eine Stunde vor Sonnenaufgang sitze ich schon geduscht und angezogen mit meiner Tasse Kaffee im Sessel vor dem Weihnachtsbaum. Draußen ist es frostig und stockfinster. Drinnen ist es warm. Die Lichter leuchten. Die Familie schläft noch. Es ist ganz still. 

Die Kinder haben den Tannenbaum vor ein paar Tagen in einer trubeligen Aktion bunt geschmückt. Da hängen gebastelte Hübschigkeiten aus Papier und Stoff neben Naturmaterialien und edlen Porzellankugeln mit Goldauflage. Heute will ich noch die Lebkuchenanhänger mit den Bonbonfenstern backen. Ja, ich will das. Nein, ich muss! Das mache ich seit 15 Jahren vor jedem Weihnachtsfest so. Seit 15 Jahren!

Die Kinder meinten, ich brauche mir nicht solche Arbeit machen. Es würde auch ohne die Lebkuchenanhänger gehen. Aber so ist das wohl mit Traditionen. Irgendwann hat man damit angefangen, macht weiter und weiter und weiß irgendwann nichtmehr warum. Dann können Traditionen manchmal einengen, lästig werden oder sogar stressen. 

Warum ich das Weihnachtsfest feiere, weiß ich aber genau. Es ist keine eingestaubte Tradition, sondern jedes Jahr wieder ganz aktuell. Es sind nicht die Geschenke oder der Festtagsbraten. Das Weihnachtsfest ist für mich eine Erinnerung an das Licht und die Hoffnung, die in die Welt gekommen sind. Es bedeutet allumfassende Liebe. Deshalb habe ich Ruhe im Herzen und kann Dinge annehmen, wie sie mir begegnen. Ich habe die Hoffnung, dass am Ende alles gut werden wird. 

Daran denke ich nicht nur an Weihnachten sondern sehr oft im Jahr. In der letzten Zeit noch mehr als sonst. Ich sehe die Menschen um mich herum, die sich für Dinge einsetzen. Die umsichtig sind. Die nicht nur an sich denken sondern auch ihre Umwelt im Blick haben. Die ein Segen für die Welt sind. Auch in ganz kleinen Dingen. Auf diese Menschen will ich schauen. Sie sind Vorbild und Beispiel, wie ein gutes Miteinander gelingen kann. Ich will sie unterstützen so gut ich kann. Ich will ein Teil derer sein, die die Liebe, die Hoffnung und das Licht weitertragen. 

Vielleicht fehlen noch Geschenke. Vielleicht fehlte es in diesem Jahr an der Dekoration. Vielleicht ist nicht so gut geputzt. Es ist vielleicht noch nicht alles fertig vorbereitet. Doch vielleicht muss das alles auch gar nicht sein. Vielleicht hole ich mir Hilfe. Vielleicht werden manche Traditionen geändert oder sogar abgeschafft. 

An der Liebe und der Hoffnung will ich aber festhalten, so lange ich kann. Ich danke allen, die mich an diesem Ort lang oder kurz begleiten. Ich danke für jedes gute Wort, für jede nette Post, die mich erreichte. Ich verabschiede mich in eine kleine Weihnachtspause. Ich wünsche von Herzen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest! 



Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!