Montag, 4. Mai 2020

Zu-Hause-Tagebuch Tag 50

Alle meine Einträge sammle ich jetzt unter dem Label Zu-Hause-Tagebuch. Es lohnt sich, auch in ältere Beiträge reinzuschauen, da ich jedes Mal eine Menge interessanter Lese-Tipps für Groß und Klein aus dem Internet zusammengetragen habe.

Tadaaaaa: Tag 50 also. Hört sich wie ein kleines Jubiläum an. Nur dass wir gar nichts feiern. Doch: natürlich dass wir alle gesund sind. Und dass wir uns alle irgendwie ganz gut auf die Situation eingestellt haben.

Heute also mein Zwischenfazit: Wie läuft es?

Beim Homeschooling:

Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden mit der Kommunikation zwischen Schulen und Elternhaus. Vom Gymnasium kommen jede Woche per E-Mail Elternbriefe des Direktors mit den neusten Entwicklungen. Die Klassenlehrerinnen kommunizieren mit den beiden Großen über den Schulserver. Dort gibt es auch diverse Klassenchats und Videokonferenzen. Die Schulaufgaben werden täglich für zwei Schulfächer online veröffentlicht und sollen in einem bestimmten Zeitfenster erledigt werden. Die Zeit ist mehr als ausreichend. Das machen die beiden Großen alles ganz selbstständig. Wir Eltern helfen den Kindern hauptsächlich, indem wir ihnen bei der Benutzung der technischen Geräte zur Seite stehen. Anders ist die tägliche Verweildauer vor den technischen Geräten. Die hat sich eindeutig vervielfacht. Sonst werden diese hauptsächlich zum Spielen benutzt, jetzt zum Lernen und Spielen.

In der Grundschule läuft alles weniger digital ab. Die Schulaufgaben werden wöchentlich in einem Papierpaket bereitgestellt, das wir von einer Sammelstelle abholen. Die Wochenpläne für Deutsch, Mathematik und Sachkunde arbeitet der Erstklässler Tag für Tag ab. Ich teile ihm die Aufgaben auf den Arbeitsblättern, in den Heften und Büchern in kleine Häppchen auf und er entscheidet, was er täglich für die Schule tun will. Wir haben dafür feste Zeiten angesetzt, die nach so vielen Wochen schon ganz automatisch ablaufen. Dabei braucht er Begleitung, weniger beim Lösen der Aufgaben sondern vor allem beim Durchhaltevermögen und der Frustrationstoleranz. Die Lehrerinnen haben schon mehrmals angerufen. Die Erzieherin und der Erzieher aus dem Nachmittagshort waren schon zwei Mal da und haben Briefe mit Ausmalbildern und Rätseln vorbeigebracht.

Im Home-Office:

Der Liebste sitzt konsequent von 9 bis mindestens 17 Uhr am Schreibtisch. Er nimmt an Telefon- und Videokonferenzen teil und kann ansonsten seine Arbeit komplett von zu Hause am Rechner machen. Das klappt sehr gut, die anfallende Arbeit wird von ihm und seinen Kollegen sehr anständig erledigt. Er kann sich mit seinen Kollegen austauschen und hat keine Minusstunden. Der Fahrweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fällt weg. Damit aber auch ein Großteil seiner täglichen Bewegung, die ansonsten auch durch Wege im großen Bürogebäude abgedeckt war. Er hält sich nun weitgehend nur in der Wohnung auf und pendelt zwischen Esstisch und Schreibtisch. Das ist definitiv viel zu wenig. Der Liebste ist zwar den ganzen Tag zu Hause aber eigentlich auch nicht. Nebenan an seinem Schreibtisch im Schlafzimmer hat er komplett seine Ruhe.

Ich bin gerade mehr als froh, dass ich im Moment nicht als Erzieherin arbeite sondern noch in Elternzeit bin. So habe ich den Kopf komplett frei für meine Familie. Mein Job wäre ansonsten systemrelevant gewesen und ich hätte unter ungewöhnlichen Umständen zur Arbeit gehen müssen. Das hätten wir ansonsten auch hinbekommen, dann hätte der Liebste tagsüber den Kinderdienst übernommen und hätte dann später in Homeoffice gearbeitet, wahrscheinlich bis spät in die Nacht. Meine Arbeit im Museumsdorf ruht gerade. Die vermisse ich sehr, sowie den Kontakt zu meinen Kolleginnen und Kollegen dort. Mein Einstieg in die Arbeitswelt wird sich um die Zeit verzögern, die wir benötigen, um die Augustschnuppe im Kindergarten einzugewöhnen. Wann das genau sein, wird, weiß in der aktuellen Situation noch niemand. Ich habe zum Glück keinen Druck und muss die Kleine nicht dringend weggeben.



Im Haushalt:

8 Uhr Frühstück, 11 Uhr Obstpause, 13 Uhr Mittagessen, 16 Uhr Nachmittagssnack, 19 Uhr Abendbrot. Die Essenszeiten sind immer gleich, so kann der Liebste seine Arbeit danach einplanen. Und auch die Kinder wissen, wann es wieder etwas zu Essen gibt. Tisch decken, Tisch abräumen, Geschirrspüler einräumen, Wohnung saugen, Waschmaschine einschalten, Schulsachen ausbreiten, Obst schneiden, Schulsachen wegräumen, Mittagessen kochen, Tisch decken, Tisch abräumen, Geschirrspüler ausräumen und wieder einräumen, Malsachen ausbreiten, Malsachen einräumen, Tisch decken, Tisch abräumen, Kinder in den Garten, Kinder wieder drinnen, Wohnung saugen, Geschirrspüler einräumen... Es ist ein ewiger Kreislauf und in den letzten Wochen nochmal ein ganzes Stückchen mehr.

Die Einkäufe werden seit sieben Wochen ausschließlich von mir mit dem Lastenrad getätigt. Ich muss zugeben, ich mache das tatsächlich ganz gerne. Das ist sowas wie meine kleine Auszeit vom Leben in der Wohnung. So habe ich als Einzige der Familie einen wirklichen Eindruck vom "Leben da draußen". Ich weiß um die Situation in den Regalen der Supermärkte und das Benehmen der Mitmenschen. Einkaufen mit Gesichtsschutz ist kein Problem mehr. Ansonsten habe ich jederzeit Handdesinfektionsmittel oder Desinfektionstücher für den Einkaufswagen dabei. Weil ich durch meinen Beruf schon seit vielen Jahren darin geschult bin, achte ich sehr penibel auf Hygiene.

Und die Seele?

Die Kinder sind für mich meine größten Heldinnen und Helden. Aber echt! Von jetzt auf gleich sind all ihre "Räume" nicht mehr existent. Schulen, Spielplätze, Nachmittagsbeschäftigungen, Schwimmbad und Kino wurden ganz plötzlich geschlossen. Freundinnen und Freunde treffen sie seit sieben Wochen nicht mehr oder winken mal kurz nur von Weitem. Sie eignen sich Schulstoff selber an und müssen es durchziehen, ob sie es wollen oder nicht. Zwischen Frühstückstisch und dauerpräsenten Geschwistern ist das wirklich eine Meisterleistung. Schule ist bis in den letzten Winkel des Zuhauses eingedrungen. Und dabei haben sich unsere Kinder in der gesamten Zeit noch nie beschwert. Ich sage Euch, wenn wir das überstanden haben, können sich die Spaßbäder und Freizeitparks schonmal warm anziehen!

Ich persönlich vermisse Zeit für mich, die ich sonst im vollgepackten Alltag eh schon selten hatte. Das waren vor allem meine Sportstunden. Da hatte ich auch Kontakt und Austausch mit anderen Menschen und habe meine Freundinnen getroffen. Und Kino, ach Kino! Der Liebste und ich wollten eigentlich endlich mal wieder eine Babysitterin engagieren und nach bald drei Jahren wieder zu zweit ausgehen. Urlaub wäre auch mal wieder schön. Wir bangen noch um den Sommerurlaub und wie ist es mit den Herbstferien? Mal sehen, wir bleiben jedenfalls weiter zu Hause und warten ab. Mit Geduld und Gelassenheit. Mehr können wir gerade eh nicht machen.

Tipps aus dem Internet kommen morgen wieder, okay?! Ist heute spät geworden.

Ich freue mich, dass meine regelmäßigen Tagebuch-Einträge so guten Anklang finden! Ich danke sehr für die Anteilnahme und für die Tipps, die mir von Leserinnen oder Lesern geschickt werden. Ich will denen, die es gerne möchten, die Möglichkeit geben, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!