Mittwoch, 22. April 2020

Zu-Hause-Tagebuch Tag 38

Alle meine Einträge sammle ich jetzt unter dem Label Zu-Hause-Tagebuch. Es lohnt sich, auch in ältere Beiträge reinzuschauen, da ich jedes Mal eine Menge interessanter Lese-Tipps für Groß und Klein aus dem Internet zusammengetragen habe.

Ich wache um halb 6 auf. Ich schalte meinen Wecker aus und stehe auf. Ich habe ganz viel Zeit im Bad, denn der Wochenmarkt macht erst um 7 Uhr auf.

Ich fahre mit dem Lastenrad hin und bin dann auch eine der ersten Besucherinnen heute. Um halb 8 stehe ich schon am Coffee-Bike und trinke meinen Becher Milchkaffee. Prost!

Um viertel nach 8 Uhr bin ich wieder zu Hause. Nanu? Die Hälfte der Familie schläft noch. Darunter der Liebste. Nun aber schnell! Zum Frühstück gibt es frische knusprige Brötchen, die ich unterwegs gekauft habe.


Ich verräume die frischen Sachen vom Markt. Was für eine schöne und bunte Fülle! Die Kinder absolvieren ihre tägliche Sportstunde. Ich räume die Küche auf und lege schonmal die Schulsachen für den Adventsjungen bereit.


Als er an seinen Aufgaben sitzt, ruft seine Klassenlehrerin an und erkundigt sich nach uns. Kurze Zeit später ruft die Klassenlehrerin des kleinen Bruders an. Und das Mutzelchen hat heute Online-Klassenkonferenz. Finde ich gut, dass die Kinder Kontakt zu ihren Schule haben. Die Größeren haben dabei durch die digitalen Medien mehr Austauschmöglichkeiten als z.B. der Adventsjunge, der gerade erst lesen lernt.

Ich backe am Vormittag einen Rhabarberkuchen mit Baiser. Für das Mittagessen koche ich Shepherds' Pie, das mochte die Familie neulich so gerne.

In der Mittagsruhe schauen die beiden Kleineren wieder Peppa Wutz. Ich nicke für eine halbe Stunde im Sessel ein.

Am Nachmittag essen wir unseren Kuchen draußen. In der Sonne ist es ganz schön warm. Danach spielen die Kinder auf der Wiese Wikinger-Schach.

Der Liebste macht heute erst spät Feierabend und muss am Abend noch weiter an einer Präsentation arbeiten. Er löst mich um kurz vor 18 Uhr draußen auf der Terrasse ab. Ich gehe an den Schreibtisch und atme tief durch.


Ich habe irgendwann im Laufe des Tages schlechte Laune bekommen. Die vielen miesen Kommentare, die viele Eltern persönlich oder allgemein gerade abbekommen (Stichwort #CoronaEltern), haben mich erschrocken. Die Kommentarspalten sind voll von besserwissenden Aussagen. Ich denke da seit gestern drauf rum. Ich habe mich heute deshalb, so gut es ging, aus dem Internet ferngehalten.

Es bringt uns im Moment nicht weiter, irgendwem die Schuld an unserer ganzen Lage in die Schuhe schieben zu wollen. Familien mit Kindern sind gerade besonders gefordert und haben wegen Kita-, Schul-, und Spielplatzschließungen nur eingeschränkte Perspektiven. Ich sehe meine persönliche Lage als Erzieherin in Elternzeit und einem Mann, der aus dem Homeoffice arbeiten kann, ganz klar als Privileg an.

Trotzdem ist die Lage nicht leicht und die Stimmungen aller Familienmitglieder schwanken ständig. Aber weder wollen Eltern ihre Kinder loswerden, noch haben sie sich das Ganze ja bitteschön selber ausgesucht. Eine weltweite Pandemie hat niemand von uns allen in seinem Leben eingeplant.

Der Hinweis, es ginge anderen Menschen ja viel schlechter, hilft auch nicht. Oder früher erst, was haben unsere Großeltern noch ertragen müssen! Aufgrund dieser Argumentation müsste man ja auch sagen, wir dürfen nicht glücklich sein, denn irgendwem geht es ja noch viel besser, oder?!

... Hier hatte ich noch ein paar Gedankengänge aufgeschrieben, aber ich beende das mal für heute und lege mich lieber mit viel Schaum in die Badewanne. Schaut morgen Mittag mal rein, zum Welttag des Buches werde ich einige Bücher verlosen!

Gegessen: Shepherds' Pie, Rhabarberkuchen mit Baiser
Gesehen: Gänseblümchen
Gespielt: Wikinger-Schach (oder "Kubb")
Bewegt: Fahrrad gefahren
Vorgelesen: "Wo wohnt Mausi"
Gelesen: in der mare-Zeitschrift

Tipps aus dem Internet:

Business Punk: Ihr könnt jetzt gegen Spende ein Lama in den Business-Videocall einladen
nochmal Business Punk: "Lockdown Berlin": Kurzfilm zeigt das Leben einer Großstadt in Isolation
Süddeutsche Zeitung: Coronakrise und Lockerungen: Und was ist mit den Kindern? Hier wurde diskutiert. Eine Nachlese.
Labbé Verlag: Wiedermal der Verweis auf diese wunderbare Seite, wo immer wieder neue kreative Ideen dazukommen: Gratis-Homeschooling-Vorlagen.
Neal.fun: The Deep Sea. So eine tolle Seite! Durch scrollen taucht man ein in die Tiefen des Meeres. In den unterschiedlichen Zonen trifft man auf die Lebewesen, die dort wohnen. Total spannend! Ein schöner Zeitvertreib. Genau so wie die anderen Seiten, die man auf Neal.fun besuchen kann.
Körber Stiftung: "Geschichte für morgen. Unser Alltag in der Corona-Krise" Mitmach-Aktion für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre.
Corona-Archiv: Das coronarchiv ist ein freies und offenes Onlineportal, zu dem alle beitragen können und das allen zugänglich ist. Ziel des coronarchivs ist die fortlaufende Sammlung, Archivierung, Kontextualisierung und langfristige Bereitstellung von persönlichen Erinnerungen und Fundstücken zur „Corona-Krise“.


Ich freue mich, dass meine regelmäßigen Tagebuch-Einträge so guten Anklang finden! Ich danke sehr für die Anteilnahme und für die Tipps, die mir von Leserinnen oder Lesern geschickt werden. Ich will denen, die es gerne möchten, die Möglichkeit geben, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!


9 Kommentare:

  1. Danke für die Zeilen zum "Traurigsein" und "Glücklichsein" - so wahr und rückend - wenn auch wahrscheinlich nicht für diejenigen, die blöde Kommentare abgeben, aber zumindest für einen selbst... mir geht es auch gut - ja. Eine sichere Arbeit, Gesundheit, reichlich Nahrung, ein Dach über dem Kopf, liebe Freunde online...
    Und doch finde ich alles manchmal so richtig doof - denn ich bin immer allein daheim. Und würde mir schon ohne Corona nichts sehnlicher als eine eigene Familie wünschen. Und so hat doch jeder irgendwie an der Situation zu knabbern... und darf das ... so ganz individuell mit den ganz eigenen Themen. So kann man traurig und glücklich sein, sauer und dankbar, jeden Tag neu. Seid lieb gegrüßt! (Medien gucke ich nur noch einmal täglich und nur noch schöne Blogs und die Nachrichten...)

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    1. Dankeschön für den Kommentar!

      Ich wünsche Dir gute Nerven in dieser besonderen Zeit und viel Zuversicht! Alles Gute!

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  2. Bei uns gab es heute auch Rharbarberbaiser-Kuchen! Ich lese täglich deine Einträge und bin voller Hochachtung, dass du das täglich schaffst. Mein kleines privates Coronatagebuch führe ich sehr unregelmäßig. Das ist schade, aber ich schaffe es nicht anders.
    Ich finde den Alltag momentan ebenfalls sehr anstrengend und versuche, Medien nur sehr reduziert zu nutzen: z.B. die Tageszeitung, die Nachrichten im Deutschlandfunk und sehr wenig Internet. Damit geht es mir eindeutig besser.
    Ganz liebe Grüße von Kathrin aus dem Südwesten

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  3. Gegen schlechte Laune durch das Internet: Fernhalten. H. bloggt nur ein wenig rum und schaut sonst gar nix, weil es eh nichts bringen würde, außer dass er sich ärgert.

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  4. Irgendwann in den letzten Tagen ist die Stimmung gekippt und die Leute sind gereizt - im Netz, in den Kommentarspalten und auf der Straße, jedenfalls erlebe ich es so. Den einen gehts zu schnell, den anderen nicht schnell genug, jeder trägt sein eigenes Kopfkino zur nächsten Zeit spazieren und entlädt den Frust beim nächsten, der sich zu viel beschwert, es zu leicht hat, es sich zu leicht macht oder einfach nicht mitspielt. Nach den strengen, aber einfachen Regeln müssen wir jetzt wieder neu auspegeln, was geht und was nicht.

    Ich hoffe, es ist nur eine Phase nach der Enttäuschung, dass Ostern vorbei ist und die Coronageschichte sich nicht in Luft aufgelöst hat. In ein paar Tagen sind wir vielleichg alle wieder in der gleichen Realität angekommen und können wieder an einem Strang ziehen -bisher hat es doch einigermaßen geklappt!

    "Et hätt noch immer joot jejange" und "Jeder Jeck ist anders" sagt man hier. Ich nehme mir für die nächsten Tage Gelassenheit mit mir und den anderen vor und warte darauf, dass die Nerven nicht mehr blank liegen.

    Die 10 Minuten, die ich täglich hier stöbern darf, helfen mir dabei sehr - auch für den Blick auf eine ganz andere Welt als meine. Für die Berichte über anstrengende Tage und schwere Gedanken genauso wie über schöne Bilder und nette Links ein großes Dankeschön!

    Grüße aus dem Rheinland, D.

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  5. Wieder mal vielen Dank, liebe Carola, dein Blog ist wohltuend :*

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  6. Wirklich nicht böse gemeint und auch wenn ich als Selbstbetroffene die Überforderung sehr gut verstehe.. Viele der #coronaeltern Beiträge strotzen aber schon von einer gewissen Impertinenz und der kompletten Missachtung dass diese Situation aus einer unvorhergesehenen Krise entstanden ist und nicht aus purer Willkür. Und der Tatsache dass man halt leider keine Schulen dicht macht um dann wieder Betreuung für alle anzubieten.

    LG, Ina

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