Dienstag, 30. September 2014

Berlin von morgens bis abends

Ich bin früh wach, obwohl ich ausschlafen könnte. Ich trete auf meine Brille, die neben dem Bett auf dem Boden liegt und verliere einen Nasennubsi. Dann trödle ich noch ein bisschen vor mich hin und fahre nach Pankow, wo ich die Freundin treffe, die ich schon 30 Jahre kenne. Hey, Jubiläum!

Wir schlendern durch vertraute Straßen, frühstücken ein zweites Mal und beschließen, mal wieder das Heimatmuseum in der Heynstraße zu besuchen.  Wir sind die einzigen Besucherinnen und bekommen von den Museumsmitarbeiterinnen viele interessante Einblicke in das Leben der Berliner Fabrikantenfamilie Heyn um 1900. Im Moment findet in den Räumen auch eine Fotoausstellung von Max Skladanowsky, einem Pankower Fotografen und Wegbereiter des Films, statt. Wir staunen und entdecken und freuen uns, unsere kinderfreie Zeit gut genutzt zu haben.

Am späten Mittag sitze ich alleine draußen an der Schönhauser Allee am U- Bahn- Viadukt, esse Steinofenpizza und trinke Spreequell- Wasser, die Wassermarke meiner Kindheit. Ich gehe kurz ins Hotel zurück und strecke mich auf dem Bett aus. Doch vor dem Fenster strahlt die Sonne von einem stahlblauen Himmel, so dass ich denke, ich sollte etwas aus meiner raren Heimat- Zeit in Berlin machen.

Ich möchte, bevor ich meine nächste Freundin treffe, zur Museumsinsel fahren. Doch die Straßenbahn fährt wegen des Berlin- Marathons nicht. So nehme ich die U- Bahn bis zum Alex. Als ich dort aus dem Tunnel ans Tageslicht trete, schlägt mir die geballte Wochenend- Touristen- Menschenmasse entgegen. Auf dem Alexanderplatz findet außerdem ein Oktoberfest statt. Das ist mir echt zu viel. Ich umrunde den Fernsehturm und verlasse schnell wieder diesen Ort.

Ich klingle bei meiner Freundin in der Schönhauser Allee. Wir quatschen noch ein bisschen, bis wir zum Kino in der Kulturbrauerei aufbrechen. Über den Film müssen wir hinterher noch eine Weile nachdenken. Zu Fuß laufen wir in der lauen Berliner Nacht die ganze Schönhauser runter. Um Mitternacht bin ich schließlich im Bett. Bis obenhin voll von Eindrücken und Erinnerungen schlafe ich durch bis zum nächsten Morgen.