"Rahlstedt? Ist das noch Hamburg?"
Kein Stadtteil Hamburgs ist so verkannt wie Rahlstedt, dabei ist das der einwohnerreichste von Hamburg. Er liegt am nordöstlichen Stadtrand Hamburgs im Bezirk Wandsbek.
Der geschätzte Herr Buddenbohm wollte Hamburger Bezirke beschreiben, musste sich dann aber eingestehen, dass er das alleine gar nicht schaffen kann. Deshalb bat er Blogger um Hilfe.
Hier ist also mein Beitrag.
Das Kaufhaus Möller hat nach 119 Jahren seine Pforten geschlossen! Eine Institution im Stadtteil Rahlstedt gibt es nicht mehr. Jetzt steht groß an der dunkelbraunen 70er Jahre Fassade "Geil weil Style". Ein neuer Ramschladen im Herzen des Ortes. Davon gibts hier schon zwei. Desweiteren 10 Friseure, 1 Sonnenstudio, 5 Bäckereiketten, 5 Schuhläden, 1 Sanitätshaus, H&M, Blume2000, ein Reformhaus, Drogeriemärkte, einen Elektromarkt, eine Post... Die üblichen Verdächtigen also, die von Flensburg bis München wohl in jeder Fußgängerzone vertreten sein dürften.
An Möller hab ich nie gehangen. Als zugezogene Berlinerin habe ich nur ein muffiges, dunkles, vollgestopftes kleines Kaufhaus mit unfreundlichem Personal und massig teurem Geschirr gesehen. Sorry, Rahlstedter.
In der Fußgängerzone am Bahnhof Rahlstedt gibt es unzählige Ärzte, zweimal in der Woche Markt, einmal sogar Biomarkt, es gibt hier alles, was man braucht. Nur kein Flair, nichts, was den Stadtteil an dieser Stelle unverwechselbar macht.
Der Stadtteil wird durchschnitten von der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck. Zwei Mal in der Stunde hält die Bahn auch in Rahlstedt. Mit ihr braucht man nur 10 Minuten bis zum Hamburger Hauptbahnhof. Das glaubt mir immer niemand, dass ich von hier so schnell in der Innenstadt bin.
Ein Aufreger der jüngsten Zeit: die Palmen! Vor dem letzten Winter wurden sie in der neugestalteten Fußgängerzone gepflanzt. 10 Stück à 1000 Euro. Und, wer hätte es gedacht: sie haben den norddeutschen Winter, trotz Schals, nicht überlebt. Seitdem stehen die vertrockneten Stümpfe anklagend herum und niemand ist mehr für sie zuständig.
Rahlstedt - ein Stadtteil der Gegensätze. Vorherrschend in Rahlstedt ist eine Bebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Dazwischen viel Grün. Hier gibt es viele Straßen voller wunderbarer Villen in riesigen Gärten mit großen alten Bäumen. Am Abend kann man durch gardinenlose große Fenster in geschmackvoll eingerichtete Räume blicken mit Bücherregalen bis an die Decke, großen Esstischen und Kunst an den Wänden. Weit verbreitet sind Schiffsmodelle und kleine Lämpchen auf der Fensterbank.
Den Kontrast dazu bilden einige Großsiedlungen mit den üblichen Päckchen an Problemen, die die dort wohnenden Menschen mit sich tragen. Aber immerhin hat die Siedlung Großlohe den jetzigen Ersten Bürgermeister Hamburgs hervorgebracht.
Warum wohnen wir gerade hier? Nun, zuerst einmal wegen der für Hamburg halbwegs erschwinglichen Mieten. Außerdem ist die Infrastruktur für Familien mit Kindern gegeben. Es gibt zahlreiche Kitas, Grund- und weiterführende Schulen. Sogar ein extra Kinderkrankenhaus befindet sich in Rahlstedt, das wir leider schon desöfteren von innen sehen durften. Die Schwimmhalle, die Bibliothek, den wunderbaren Spielzeugladen, die Ballettschule und noch mehr besuchen wir regelmäßig. In Rahlstedt gibt es viel Grün und Platz.
Über die Straße liegt das Naturschutzgebiet Höltigbaum, nur 2 km von uns entfernt hinter der Stadtgrenze in Schleswig-Holstein liegt unser Biobauernhof Wulfsdorf, das Schloss Ahrensburg und natürlich die Autobahn nach Berlin, Kühlungsborn und Dänemark.
Ha! Und zu Preußen gehörte Rahlstedt auch einmal! Nachzulesen hier.
Eine schöne Beschreibung! Habe gehört, dass die Palmen bald durch Bäume ersetzt werden sollen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ute
Abwarten, jetzt kommt erstmal der Winter ;-)
LöschenHa! Die Palmenstümpfe tragen ja Garn-Grafitti, wenn ich das richtig sehe. Yarnbombing sozusagen. Wie cool :-)
AntwortenLöschenDas sind richtig gestrickte Schals. Haben aber letzten Winter auch nicht mehr geholfen ;-)
LöschenMein Lieblingsstadtteil von Hamburg... Als Kind war ich (Österreicher) jedes Jahr dort bei meinen Großeltern und habe auf die Antwort, was ich in Hamburg so gemacht habe gesagt: Ich hab im Wald gespielt :)
AntwortenLöschenPalmen!? Die Hamburger, die spinnen.... Lieben Gruss von eine gebürtigen Hamburgerin, die jetzt am Bodensee wohnt, wo die Palmen überleben :)
AntwortenLöschenStimmt, der Spielzeugladen ist wirklich senationell toll.
AntwortenLöschenAber das Möller zu hat, das wusste ich noch gar nicht.
Frau Brise, guck' an. Der Vorstadtfrau'sche Bruder, der ist gerade im Begriff nach Rahlstedt zu ziehen.... und ich foppe ihn die ganze Zeit, ob das denn überhaupt noch zu Hamburg gehöre?
AntwortenLöschenMöller WAR ein muffiges, dunkles, vollgestopftes kleines Kaufhaus mit unfreundlichem Personal und massig teurem Geschirr. Kein Grund für ein Sorry, seh ich als Rahlstedter nicht anders.
AntwortenLöschenUnd die R10 braucht 15 Minuten bis zum Hauptbahnhof. Wenn sie überhaupt (pünktlich) fährt *g*
:-)
LöschenNa gut, bei der Bahn habe ich vielleicht etwas abgerundet, um zu verdeutlichen, WIE schnell es geht ;-)
... Nicht zu vergessen die Budnis. Es hat dort mindestens 3 Budnis und Schweinske für den Mann mit "Format". Und die Freie Schule Hamburg und eine Yoga-Schule gibts da auch. Hach ja. Nur uns gibts da nicht mehr. Wir sind nach Freiburg gezogen, wo die Palmen gedeihen. Ist er Klimawandel in Hamburg wohl etwas überschätzt worden. Das Moos hat man in Rahlstedt auf dem Balkon, statt im Geldbeutel, wetterbedingt, sachte Frau.
AntwortenLöschenHolla Frau FrischeBrise,
AntwortenLöschenRahlstedt und der ganze Bezirk Wandsbek gehören doch erst knapp über 70 Jahre zu hamburg (1937). Das ist für Dorf-Hamburger, die seit über 600 Jahren dazu gehörten (zB Langenhorn, ununterbrochen seit 1332) einfach zu wenig.
LG Sibylle aus HH-We., die in Langenhorn geboren + über 50 Jahre dort gewohnt hat.