In dem Land, in dem ich groß geworden bin, wurde der Muttertag nicht gefeiert. Der Frauentag war der Ehrentag aller Frauen. Und das wurde durchaus ernst genommen. Tue ich mich deshalb so schwer mit diesem Tag? Oder liegt es vielleicht daran, dass ich dieses überall propagierte Bild der aufopfernden Mutter nicht mag? Immer gut drauf, immer ein liebevoll gekochtes Essen auf dem Tisch, für jede Schramme ein Pflaster. Klar liebe ich meine Kinder, sie sind aber auch nur ein Puzzleteil, das zu meiner Persönlichkeit als Frau dazugehört. Ein ziemlich großes, zugegeben. Sicher liegt es auch daran, dass ich seit fast 8 Jahren keine Mutter mehr habe. Unser Verhältnis war nicht immer einfach. Die Zeit und die eigene Mutterschaft sorgen dafür, dass ich immer gnädiger darauf zurückblicke. Immer öfter erkenne ich meine Mutter in mir. Und ich weiß noch genau, wie ihre Schritte klangen.
