Mittwoch, 8. Juni 2011

Rohes Ei

Der kleine Bruder ist 2 Jahre und 3 Wochen alt. Und er verlangt im Moment von mir eine Menge Geduld ab.

Zum Beispiel am Frühstückstisch: Der kleine Bruder setzt sich auf seinen Tripp Trapp und möchte Müsli essen. Er wimmert leise vor sich hin, weil ich ihm nicht schnell genug seine Schüssel hinstelle. Er bekommt die Schüssel und einen kleinen Löffel. Das Müsli möchte er sich selber in seine Schüssel tun. Er kreischt "dübbi, dübbi!" und quengelt, weil ich nicht schnell genug die Dose mit dem Müsli hole. Ich stelle ihm die große Müslidose mit der Schaufel hin. Er schaufelt sich das Müsli in die Schüssel. Geht etwas daneben, stört ihn das. Sage ich, daß die Menge nun reicht, legt er nur unter Protest die Schaufel wieder in die Dose. Würde ich ihm jetzt Milch auf das Müsli gießen, würde er einen Schreianfall kriegen und die Müslischüssel von sich stoßen. Sauerei inklusive. (Hatten wir schon.) Der kleine Bruder möchte nämlich Naturjoghurt auf sein Müsli haben. Würde ich dann die Flocken mit dem Müsli vermischen, würde er wieder einen Schreianfall kriegen. (Hatten wir auch schon.) Der kleine Bruder isst also zuerst den Joghurt von den Flocken runter und kaut dann die trockenen Flocken hinterher. Das geht nur so und nicht anders. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir rausgefunden haben, wie es der kleine Bruder gerne hätte. Würde der Ablauf nur ein Fünkchen anders verlaufen, würde der kleine Bruder die Krise kriegen. Ich sitze neben ihm und versuche, alles in seinem Sinne zu tun, nur um den Schreianfällen zu entgehen.

Es ist im Moment bei jeder Mahlzeit und in vielen kleinen Situationen des Alltags so. Ich versuche, meinen Tagesablauf irgendwie immer um die Befindlichkeiten des kleinen Bruder herumdrapieren. Ich fühle mich dadurch so fremdbestimmt. Das alles kostet unheimlich viel Zeit und Geduld, die ich nicht immer habe. Dazu kommt ja auch noch das Mutzelchen, was seine Grenzen austestet und ein Fastteenie.

Das Foto unten beschreibt die Situation ganz gut. Der kleine Bruder erobert sich die Welt. Vieles ist neu und unbekannt, für ihn sicher auch beängstigend. Ich versuche, so gut es geht, ihm Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu geben und ihn gewähren zu lassen. Auch wenn es viele Nerven kostet.

6 Kommentare:

  1. Das beruhigt mich sehr, daß es nicht nur bei uns so ist. Linus ist auch sehr eigensinnig. Ich kann Dich also sehr gut verstehen. Dann drück ich uns mal die Daumen, daß es bald aufhört. ;-) LG Yvonne

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  2. DU machst es Super! Wenn eine das hinbekommt dann Du .. Du strahlst für mich eine immense ruhe aus!
    viele grüße
    stephi
    Ps.: unnötig zu sagen, das es irgendwann besser wird, gell ;o)

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  3. Hihi, hier dasselbe mit Sohn 1 (4 1/4) und Sohn 2 (2 1/2). die unterschiedliche Art der Schüsselchenbefüllung und Nahrungsaufnahme beherrschen Mann und ich im Halbschlaf. Schwierig wird es nur, wenn die Rituale beider Kinder kollidieren, oderBesuchs-Omas meinen, es besser zu können ;-)

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  4. Ich mag deine Überschrift passend zum Text :-)

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  5. Geht, ging, uns genauso. Manches muss eben immer genau so sein und wenn es nicht so ist, wird geschriehen.
    Neuerungen werden nur unter Protest angenommen. Unsere Erzieherin sagt immer: "Dran bleiben" und sie hat Recht.
    LG
    Kerstin

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  6. Ich wünsche die nötige Kraft!
    LG Friederike (die sonst jeden Tag still mitliest)

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