Montag, 10. Juli 2023

Berlin im Sommer

Am Wochenende habe ich in Berlin so viel erlebt, es kommt mir vor, als wäre ich eine ganze Woche weg gewesen!

Ein früher Zug brachte mich am Freitag nach Berlin. Als ich am Vormittag am Bahnhof Zoo ausstieg, machte ich mich auf die Suche nach einem Friseursalon, in dem ich sofort drankommen könnte. Im Alltag hatte ich es in letzter Zeit nicht geschafft. In einer Seitenstraße wurde ich fündig. Von einem Farb- und Stilberater bekam ich einen tollen Sommerschnitt und die feinsten Strähnen, die ich jemals hatte. 

Dann fuhr ich mit der U-Bahn in den Norden, besuchte meine Freundin in ihrer Arbeit und holte einen Schlüssel ab. In ihrer Wohnung in Prenzlauer Berg stellte ich dann meine Sachen unter und ging kurz an der Schönhauser Allee einkaufen.

Gegen 17 Uhr machte ich mich endlich auf zum Olympiastadion Berlin. Eins der größten Highlights dieses Wochenendes stand bevor: das Konzert von Depeche Mode. 

Eine ganze Stunde war ich mit der U-Bahn ans andere Ende der Stadt unterwegs. Dann tauchte das riesige Stadion vor mir auf. 70.000 Menschen sollten sich an dem Abend hier versammeln. Die gleißende Sonne machte es nicht gerade leicht, aber wettertechnisch war der perfekte Abend auf alle Fälle schonmal garantiert. 

Ich trödelte vor mich hin, meinen Platz hatte ich sicher. Der Einlass mit dem Handy-Ticket ging schnell und problemlos. Rund um das Stadion gab es ganz viele Stände mit Fan-Artikeln, Getränken und Snacks. Ich ließ die Stimmung auf mich wirken. 

In die ganzen Fans in ihren schwarzen Klamotten war ich ein bisschen verliebt. Alle zusammen sind wir mit der Band alt geworden. Viele hatten offensichtlich ihre, auch schon großen, Kinder dabei. Meine erste Kassette war von AMIGA und hieß "Depeche Mode - Greatest Hits". Die erschien ungefähr im Jahr 1987. Da war ichgerade mal 11 Jahre alt. Die Musik war anfangs gewöhnungsbedürftig aber definitiv anders. 

Seitdem sind viele Jahre vergangen. Längst kamen noch mehr großartige Hits dazu. 2006 dufte ich die Band in der Berliner Waldbühne sehen. Als ich Anfang des Jahres von ihrer Tour hörte, seufzte ich laut. Konzert im Juli! Im Olympiastadion! Meine Große ermutigte mich. So kaufte ich ein Ticket.

Es war ein großartiger Abend! Ich hatte einen tollen Blick aufs ganze Stadion. Die Bühne war diesmal mehr als schlicht. Eine besondere Show gab es quasi gar nicht. Das brauchte es auch gar nicht. Die Stimmung war sommerlich leicht. Alle waren bereit, die Band zu feiern.

Doch über allem schwebte auch eine große Wehmut. Bandmitglied Andrew Fletcher ist im letzten Jahr gestorben. Gemeinsam hatte die Band noch am letzten Album gearbeitet. Alle Songs waren schon geschrieben und sogar der Titel stand schon fest. "Memento mori" heißt es. "Sei dir der Sterblichkeit bewusst." Nachdenklich und zuweilen ziemlich düster wirken die Lieder. 

Das Konzert war ein guter Mix aus den neuen ruhigeren Liedern und den beliebten Klassikern. Als zu "World in my eyes" das Porträt von Fletcher auf den Leinwänden gezeigt wurde, das sich langsam veränderte, musste bestimmt nicht nur ich ein Tränchen verdrücken. Dave Gahan ermunterte das Publikum, dem Verstorbenen ein Herz in den Himmel zu schicken. 

Berührend waren auch das Solo von Martin Gore und das Duett von Gore und Gahan. Die Zugaben brachten wieder Klassiker, die die Herzen von Depeche Mode-Fans befriedigten. Ich habe richtig viel getanzt und hatte einen tollen Abend.

Pünktlich um 23 Uhr passierte ich das Tor Richtung Ausgang. 

Nach der einstündigen U-Bahn-Fahrt schlenderte ich langsam die nächtliche Schönhauser Allee entlang. An Schlaf war erstmal nicht zu denken...

... doch am nächsten Morgen musste ich früh raus. Meine Große hatte ebenfalls einen frühen Zug genommen und kam nach Berlin nach. Ich holte sie am Hauptbahnhof ab. Wir brachten ihre Sachen in die Wohnung meiner Freundin.

Dann fuhren wir nach Pankow, unserem ehemaligen Wohnort. Wir liefen die Florastraße runter und gingen erstmal in unser alten Stamm-Pizzeria essen. Sehr gut. Dann schauten wir nach unserem alten Haus. Erstaunlich, wie hoch die Linden überall gewachsen waren. Das Haus sah baufällig aus, wie damals, als wir dort noch wohnten. Aber rundherum sind viele neue Häuser dazugekommen. Nahezu jede Lücke wurde bebaut. 

Auf dem Weg zum Bürgerpark liefen wir am Geburtshaus vorbei. Weil dort vor fast 16 Jahren unser gemeinsamer Weg begann, machte ich ein Foto von uns beiden vor der Tür. 

Nach dem Spaziergang durch Pankow begaben wir uns Richtung Alexanderplatz. Ein großer Second Hand Laden war unser Ziel. Das war super, wir stöberten ganz lange miteinander durch die Kleiderständer. Das freut mich, dass meine Große und ich das so gut miteinander machen können.

Im großen Einkaufszentrum wollte sie in einen Fanartikel-Laden und nach Star-Wars-Dingen schauen. Ich finde solche großen Einkaustempel schwierig, aber weil draußen brüllende Hitze herrschte und drinnen Schatten und Klimaanlagen warteten, hielt ich es aus.

Am Abend waren wir mit meiner Freundin im Prater verabredet. Bis in die Nacht saßen wir unter den großen Kastanien, schauten den Mauerseglern über unseren Köpfen zu und lauschten dem Gemurmel der vielen Gäste des Biergartens. Das war ein schöner Abend. Gegen Mitternacht waren wir im Bett.


Das Sonntagsfrühstück nahmen wir im Wintergarten der Altbauwohnung meiner Freundin ein. Es war so gemütlich! Dann hieß es aber bald schon packen und los. Denn wir waren mit dem Großen und seiner Freundin verabredet.

Wir brachten unser Gepäck in die Schließfächer am Berliner Hauptbahnhof. Dann fuhren wir zur Museumsinsel. Meine Große wollte unbedingt mal die Büste der Nofretete besuchen. Ich buchte Zeitfenster-Tickets für das Neue Museum. Dort trafen wir den Großen und seine Freundin.

Zwei Stunden lang schauten wir uns um und hatten natürlich noch längst nicht alles gesehen. Allein das Gebäude ist schon sehr sehenswert. Meine Große war jedenfalls sehr glücklich und ließ uns an ihrem Wissen über das alte Ägypten teilhaben.


Mittags war es sehr, sehr heiß in Berlin. Möglichst immer auf der Schattenseite liefen wir durch Mitte an der Museumsinsel vorbei über die Spree Richtung Oranienburger Straße. 

In der Tadschikischen Teestube bekam wir nicht nur Tee sondern auch leckere Wareniki oder Blini. Etwas versteckt in einem Hinterhof konnten wir wunderbar im Schatten sitzen. 


Am Nachmittag verabschiedeten wir uns alle voneinander. Der Große und seine Freundin fuhren mit der Bahn wieder zurück nach Hamburg, wo beide im Moment leben. Meine Große und ich bekamen im Zug nach Wismar Plätze nebeneinander. Die Klimaanlage funktionierte und der Zug kam pünktlich in Wismar an. Hach, hach, das war schön. Alles!


Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

4 Kommentare:

  1. Was für ein großartiges Wochenende 🌞🌞🌞

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  2. Liebe Carola,

    Vielen lieben Dank das du uns mit diesem wunderschön ge-und beschriebenen Beitrag an deinem Wochenende in der Hauptstadt hast teilhaben lassen 💜 das klingt nach einer gelungenen Auszeit vom trubeligen Alltag 🌞 Deine "Berliner Luft und Ostseewelle" war damals 2008?? mein 1. Blog den ich gelesen und abboniert habe und bis heute freue ich mich über jeden neuen Post von dir...😊

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  3. Da kriege selbst ich Lust auf Berlin und bin doch jeden Tag da, sogar ganz in der Nähe vom Prater im Büro... ;)
    Wie schön, dass ihr Pankow zusammen erkunden konntet, da hatten wir uns damals in der Florastraße getroffen, Wahnsinn, wie lange das her ist.
    Liebe Grüße Ute

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  4. Ich möchte heute wieder einmal betonen, dass ich deine Blog Beiträge einfach soo gerne lese. Egal ob die von zuhause aus dem Alltag oder die tollen Urlaubsberichte. Jedes Mal empfinde ich ein Gefühl von Geborgenheit. Das ist sehr viel Wert. Vielen lieben Dank dafür und Alles Liebe für Euch.

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