Freitag, 3. März 2023

3. März 2023



Gestern Abend schlief ich im Sessel ein. Aber als ich dann müde im Bett lag, ging das Gedankenkarussell los. Ich wertete die Veranstaltung aus, dachte an kommende Termine, ans Wochenende, an Texte, die geschrieben werden wollen und, und, und... Bis Mitternacht ging das.

Heute wache ich um 5 Uhr auf. Einschlafen lohnt sich nicht mehr. Gegen halb 6 höre ich den ersten Amselgesang. Ich gehe ins Bad, dusche und wecke dann den Liebsten. Während er im Bad ist, bin ich in der Küche beschäftigt. Wasserkocher einschalten, Kaffeebohnen mahlen, Geschirrspüler ausräumen, Brotdosen füllen. Dann wecke ich die Schulkinder.

Um halb 8 radle ich los, ich habe einen Termin in der Physiotherapiepraxis. Vorher fahre ich ein Mal um das Hafenbecken herum und genieße den Anblick am Morgen. Es ist immernoch neblig, aber die Sonne kämpft sich langsam durch. Die Kirchtürme sind gar nicht zu sehen.

Der Therapeut bearbeitet meinen Schultergürtel. Danach ist mir wieder heiß. 


Ich radle in die Stadt, trinke im Bäckereicafé einen Kaffe und lese die Zeitung. Danach schaue ich kurz im Büro vorbei. Eigentlich wollte ich heute Überstunden abbauen, doch der heutige Termin war wichtig und nicht anders machbar. 

Ich treffe mich mit einer Künstlerin, mit der ich im neuen Projekt zusammenarbeite. Wir wollen mit Kindern und Jugendlichen Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Die Routen zu einigen Objekten habe ich ausgetüftelt. Die ersten beiden Routen laufen wir heute zusammen ab. So können wir schauen, wo wir genau entlanglaufen, welche Reihenfolge die beste ist oder wo wir Pause machen können und ein Picknick einnehmen können. Wir überlegen dann gemeinsam, was wir mit den Kindern am Objekt selber tun können. Das wird ein schöner Austausch, uns kommen so einige Ideen.

In der Innenstadt mache ich später noch etwas für die Arbeit. Und zwar befindet am Karstadt-Warenhaus ein Schaufenster mit Informationen der Tourismuszentrale. Das Museum hängt dort regelmäßig Plakate auf. Ich klettere ins Schaufenster und wechsle ein Plakat aus. 

Karstadt wurde 1881 in Wismar gegründet. Deshalb gibt es im Warenhaus, etwas versteckt, ein Kontor zum Anschauen. Im Mai wird übrigens im Stadtgeschichtlichen Museum eine Sonderausstellung zum Thema Karstadt eröffnet.

Ich möchte im "Suppengrün" Mittag essen gehen. Doch alle Plätze sind besetzt und die Schlange reicht vom Tresen bis fast auf die Straße. Schade. Ich laufe die Straße runter zum Unverpacktladen und kaufe Nachschub an Kaffeebohnen. Ich nehme ein Blätterteiggebäck mit, das mit Tomaten und Kräutern gefüllt ist. Das ist mein Mittagessen.

Im Briefkasten liegt eine Paketbenachrichtigungskarte. Der Nachbar hat etwas für mich angenommen. Es ist Post einer treuen Leserin aus Süddeutschland. Sie weiß, dass ich zu Ostern gerne Möhrenkuchen backe und den mit Möhrchen verziere. Wie lieb! Danke an dieser Stelle!

Ich fange diesen Eintrag hier an. Dabei werde ich so müde, dass ich im Sessel für eine Viertelstunde einnicke. Doch wir haben am Nachmittag noch etwas vor. Der Liebste hat Feierabend. Zusammen mit der Großen holen wir die Augustschnuppe aus dem Kindergarten ab. Dann radeln wir zum Wismarer Marktplatz. Dort versammeln sich die Menschen anlässlich des globalen Klimastreiks um auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen. Wir treffen viele Bekannte. Es gibt Musik, Redebeiträge und Beschäftigung für Kinder. 



Gegen 17 Uhr begeben wir uns zu MVliebe, um unsere RegioTüte abzuholen. Dann radeln wir zurück nach Hause. Ich habe kalte Füße bekommen. Die anderen fahren vor, ich halte noch am Supermarkt und hole fehlende Lebensmittel. 

Zu Hause spielen die Kinder, der kleine Bruder hat Übernachtungsbesuch von seinem Freund, wir räumen auf, eine Waschmaschine läuft, ich schreibe diesen Eintrag fertig. Um 19 Uhr gibt es Abendbrot mit den regionalen Leckereien. 

Heute Abend werden wir mit den ganz Großen den Film "Titanic" sehen. Zum 25jährigen Jubiläum lief der gerade in einigen Kinos. Aber nicht in Wismar. Der Film ist eigentlich fürs Kino gemacht, aber es geht ja nun nicht anders. Bevor die Kinder den Film sehen, erzählte ich ihnen folgende Geschichte:

Ich war 13 Jahre alt, als meine Familie von Ost- nach West-Berlin übersiedelte. Der Ausreiseantrag wurde genehmigt, zwischendurch passierte der Fall der Mauer, wir zogen trotzdem um. Eine Schulwahl stand an. Als erste Fremdsprache hatte ich seit der 5. Klasse Russisch gelernt. Englisch hatte ich erst ab der 7. Klasse. In West-Berlin gab es damals ein einziges Gymnasium, das Russisch anbot. Das war aber eine Stunde Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt. So kam es zu den Entschluss, das Gymnasium in der Nähe zu besuchen. Ich musste dafür auf den Lernstand der Klassenstufe gebracht werden. Dafür sollte ich bis Ende des Schuljahres von Schulnoten in Englisch befreit sein. 

Es war nicht leicht. In den ersten Wochen verstand ich nur Bahnhof. Bei den Hausaufgaben habe ich viel geweint. Dann gab es ein sehr nettes Angebot: der große Sohn einer Lehrerin, selbst schon Student, erklärte sich bereit, mir Nachhilfe zu geben. Kostenlos. Ich fuhr also nach Zehlendorf in ein sehr gemütliches Haus mit schönen Möbeln. Es gab Orangensaft und Kekse. Das war alles etwas ganz Besonderes für mich. 

Irgendwann kamen wir auf das Thema "Titanic" zu sprechen. Da holte der junge Mann eine GEO-Zeitschrift hervor, die wir uns gemeinsam anschauten. Es war damals noch nicht lange her, dass das Wrack der Titanic entdeckt wurde und die allerersten Bilder erschienen. Das war unglaublich spannend! 

Diese Faszination wollte ich den Kindern weitergeben, bevor sie den Film sehen. Deshalb suchte ich im Internet nach der Zeitschrift von damals. Ich wurde fündig und bestellte sie. Auf die Entstehungsgeschichte des Filmes und die damals bahnbrechenden Spezialeffekte wies ich natürlich auch hin. Ich bin gespannt, wie er den Großen gefällt. 


Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

2 Kommentare:

  1. Das WasIstWas Buch über die Titanic hatten meine Brüder damals ständig aus der Bücherei ausgeliehen, weil sie so fasziniert von den Bildern waren.
    Ich selbst sah damals den Film an einem Rosenmontag in einem fast leeren Kino - in Düsseldorf waren die meisten mit Karneval beschäftigt, ich und meine Freundin hatten aber schon seit Altweiber gefeiert und brauchten mal was anderes :)

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  2. Das ist immer wieder so toll, von Deiner Arbeit zu lesen und von der Art und Weise, wie Du (Deinen Kindern) Wissen vermittelst. Danke!

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