Sonntag, 29. Januar 2023

In Rostock


Als ich am Bahnhof Bad Doberan auf dem gegenüberliegenden Gleis die Molli-Bahn entdecke, würde ich am liebsten aussteigen und nach Kühlungsborn mitfahren. Doch ich habe ein Wochenende in Rostock geplant. 

Vor einigen Wochen hatte ich mich für einen Fachtag des Museumsverbandes Mecklenburg-Vorpommern angemeldet. Das Thema des Arbeitskreises Vermittlung hat mich interessiert. Als nun der Tag näher rückte, dachte ich über meine Anreise nach. Meine letzte Reise nur für mich lag nun schon wieder eine Weile zurück. Die letzten Wochen waren herausfordernd und schlafarm. 

So buchte ich für zwei Nächte ein Hotelzimmer im Motel One Rostock. Nur für mich. Am Samstag, den 21. Januar trank ich am Vormittag zuerst noch mit dem Liebsten einen Kaffee in der Fika Kaffeebar. Dann brachte er mich zum Bahnhof und meine kleine Reise ging los. 

In Rostock lief ich vom Bahnhof zum Motel One. Das liegt, wie alle Hotels dieses Hotelbetriebes, direkt in bester Innenstadtlage am Kröpeliner Tor. Ich meldete mich an und konnte gleich mein Zimmer beziehen. Das war, wie gewohnt, schlicht, gemütlich und sauber. 

So stürzte ich mich dann gleich mal in das Gewusel der Innenstadt. Ich hatte nichts Besonderes geplant, ich wollte mich einfach treiben lassen. An Shopping bin ich nicht besonders interessiert, deshalb durchquerte ich die lange Fußgängerzone ziemlich flott. 

2014 waren wir mit der Familie zuletzt in Rostock. Damals war der Adventsjunge noch so klein, dass er im Buggy saß. Weil es sehr kalt war, kauften wir ihm damals eine Decke, die wir immernoch haben. 


Ich lief also einmal quer durchs die Innenstadt und wieder zurück. Einen Kaffee hier, einen Salat mit Hühnchen dort. Am Marktplatz lief ich einmal ums Rathaus herum. Dabei entdeckte ich das hübsche Stadtarchiv. 



Eine riesige Schneise trennt die Innenstadt vom Bereich des Hafens ab. Der Baustil hat mich an Berlin erinnert. Und manche Kunstwerke wirkten auf mich auch vertraut. 



Am Abend ging ich ins Lichtspieltheater Wundervoll, einem kleinen Programmkino. So ein Kino fehlt mir in Wismar sehr, weshalb ich Ausflüge intensiv für Kinobesuche nutze. Ich schaute mir den Film "Maria träumt" an. In dem kleinen feinen französischen Film nimmt die Reinigungskraft Maria einen neuen Reinigungs-Job in einer Kunsthochschule an. Sie kommt dort in Kontakt mit allerlei Kunst, den Studierenden und dem sympathischen Hausmeister. Sie kann richtig aufblühen und sieht das Leben ganz neu.


Für den Sonntagvormittag hatte ich einen Besuch im Kulturhistorischen Museum Rostock eingeplant. Das befindet sich in einem ehemaligen Kloster aus dem 13. Jahrhundert inmitten einer schönen Anlage an der Stadtmauer. Der Eintritt ins Museum ist frei und es war für einen Sonntagvormittag wirklich gut besucht.

Seit ich selber im Museum arbeite, habe ich nochmal einen ganz anderen Blick auf unterschiedlichste Ausstellungen. Ich schaue mir Art und Weise der Präsentationen an und weiß nun auch, wie viel Arbeit in so einem Museumsbetrieb steckt.


Auch dieses Mal habe ich wieder etwas Neues gelernt. Zum Beispiel dass es in der Hansezeit ein einheitliches Maß für Fässer gab, das auch "Rostocker Tonne" genannt wurde. Böttcher aus ganz Norddeutschland kamen nach Rostock, um im korrekten Bau geschult zu werden. Eine Heringstonne fasste genau 119,12 Liter.

Und hier sind Scheffel zu sehen. Diese Metallgefäße dienten als Vorbild für die hölzernen Gefäße der Kaufleute. Mit Hilfe dieser geeichten Gefäße wurden im Mittelalter trockene Schüttgüter wie Getreide oder sogar Kohle abgemessen. Das Volumen schwankte allerdings stark je nach Land und Region. 


Im Obergeschoss des Museums befindet sich eine wunderbare Ausstellung von historischem Spielzeug. Kinder wurden mittels Spielzeug auf ihr späteres Leben vorbereitet. Spielzeug diente als Erziehungsmittel. Mit Hilfe von Puppen, Puppenhäusern und Puppenküchen wurden Mädchen auf ihre Rolle als Hausfrau vorbereitet. Jungen wurden mit Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Baukästen die Ideale des Militärs und anderer Berufe nahe gebracht. 

Dabei ist hauptsächlich Spielzeug der gehobenen Schichten erhalten geblieben, denn das wurde als wertvoll und erhaltenswert angesehen. Auch ärmere Kinder haben gespielt, so wurden eben Lumpen zu Puppen oder Stöcke zu Reitpferden. 



Nach dem Museumsbesuch zog es mich ans Wasser. Während meines Aufenthaltes in Rostock war es sehr kalt und windig. Ich blieb nicht lange am Hafen. Viel los war eh nicht. Und der Gang über den riesigen Parkplatz zog sich hin. 




Auf dem Rückweg durch die Kröpeliner-Tor-Vorstadt entdeckte ich schonmal mein Ziel für den Abend: das Frieda 23 ist ein Kunst- und Medienhaus, in dem verschieden Institutionen beheimatet sind. Ich wollte dort nochmal ins Kino gehen. 

Der Ortsteil von Rostock liegt westlich der Innenstadt und war einstmals ein Arbeiterviertel. Heute gilt die Gegend als angesagtes Szeneviertel und wird gerne von Studierenden bewohnt. Hier gibt es viele kleine Läden, Cafés und Restaurants. Am Sonntag war die Gegend allerdings ziemlich ruhig. Vor dem Kino gönnte ich mir noch einen Kaffee in einer kleinen Kaffeebar mit eigener Rösterei. Dann schaute ich mir "The Menu" an, einen rabenschwarzen, sehr skurrilen Film. 




Am Montag schließlich musste ich früh aufstehen, denn ein Stückchen musste ich doch noch fahren. Der Fachtag fand im Schifffahrtsmuseum Rostock statt. Das Museum befindet sich komplett auf einem Schiff, Deutschlands größtem schwimmenden Museum. 

Vom S-Bahnhof Lütten-Klein bin ich mit meinem Reiserucksack fast eine halbe Stunde gelaufen. Die Strecke ging einmal quer durch den Park der ehemaligen Internationalen Gartenbauausstellung hindurch. Über einen Steg betrat ich das Schiff und stand in seinem Bauch in einem schönen modernen Konferenzsaal. Das hätte ich gar nicht erwartet.


Ich traf viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Museen. Mit einigen hatte ich schon schriftlichen Kontakt, es war sehr schön, sie mal "in echt" zu treffen. Zusammen mit Lehrkräften aus Mecklenburg-Vorpommern hörten wir unterschiedliche Vorträge und überlegten in verschiedenen Workshops, wie Museen und Schulen zukünftig besser zusammenarbeiten können.  

In den Pausen durften wir uns auf dem ganzen Schiff umsehen. Neben der Dauerausstellung zur maritimen Geschichte der Region ist natürlich das Schiff selbst der Höhepunkt. Es gab schmale, verwinkelte Gänge, winzige Kajüten, die Kombüse, die Kommandobrücke mit dem Steuer und natürlich die verschiedenen Decks. Essen durften wir in der Offiziersmesse. Besonders berührt hat mich der Tisch mit den Plaketten der alten Kapitäne. 

Ah, das war alles so spannend! Ich muss unbedingt nochmal mit der ganzen Familie hinkommen! Am Abend hatte ich dann großes Glück: ein Kollege nahm mich in seinem Auto mit zurück nach Wismar. 






Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

3 Kommentare:

  1. Das hört sich nach einem tollen Wochenende an. Den ersten Film habe ich heute auch gesehen...

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  2. Du scheinst wirklich deinen Traumberuf gefunden zu haben. Das klingt so schön. Toll, dass du den beruflichen Termin mit privater Erholung verbinden konntest!
    Irgendwann muss ich aus dem tiefsten Südwesten auch mal an die Ostsee reisen, das sieht sehr schön aus.
    Liebe Grüße,
    Kathrin aus dem Südwesten

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  3. ...von diesem wunderbaren Wochenende kannst du gestärkt in den Februar
    sausen* - DANKE, dir für die schönen Bilder, Erinnerung für mich...oh und soviele Veränderungen.....muss ich für mich nochmal planen, Rostock.
    Ganz liebe Grüße zu dir
    *rena*

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