Samstag, 23. Juli 2022

Die Letzten ihrer Zunft


Wenn ich in Wismar auf dem Weg zur Arbeit am Hafen vorbeikomme, duftet es manchmal schon morgens um 7 Uhr nach frisch geräuchertem Fisch. Dann weiß ich, dass die Fischer wieder fleißig waren. Lange vor mir waren sie unterwegs und haben ihren Fang verarbeitet. Ab 4:30 Uhr hat schon die Fischhalle für den Handel geöffnet. 

In der gesamten Wismarbucht gibt es aktuell noch 10 haupt- und 13 nebenberufliche Fischer. Die meisten üben ihren Beruf in der zweiten, dritten oder vierten Generation aus. Doch der Beruf des Fischers ist eine aussterbende Zunft. Das Bild der Häfen hat sich verändert. Wo früher viele Fischkutter lagen, sind heute mehr und mehr Freizeitboote zu sehen. Verschiedenste Ursachen haben dazu beigetragen: das Berufsbild des Fischers hat sich geändert, Essgewohnheiten der Menschen auch, Fangmethoden und -quoten, sinkende Fischbestände und Klimawandel, wie veränderte Meeresströmungen, tragen dazu bei.

Die Fotografen Franz Bischof und Jan Kuchenbecker haben von 2018 bis 2019 die gesamte deutsche Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein bereist. Sie besuchten die letzten Fischerinnen und Fischer und fotografierten sie. Ihnen sind dabei sehr ausdrucksstarke Portraits gelungen. In dem Buch "Seesucht" (Amazon-Partner-Link) sind alle Fotos und Geschichten dazu zu sehen. 

Zuerst entdeckt in der mare-Zeitschrift, habe ich das Buch schon vor zwei Jahren erstanden. Doch die Bilder in solch einer Größe am Hafen in Wismar zu sehen, hat mich noch viel mehr berührt. Die Fischerinnen und Fischer sind in ihrer Arbeitskleidung zu sehen. Sie schauen mit ihrer ganz eigenen Art meist direkt in die Kamera. Die Bilder sind echt, rau, ehrlich, schonungslos. Im Umfeld des Hafens mit dem Wasser und den Schiffen im Hintergrund entfalten sie eine ganz neue Wirkung. Die Open-Air-Ausstellung ist noch bis zum 31. Juli am Hafen in Wismar zu erleben. 








Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

4 Kommentare:

  1. Die Bilder finde ich total toll. Ich fotografiere ja selber viel, allerdings selten Menschen. Vielleicht sollten wir in meinem Urlaub mal einen Kurztrip nach Wismar einplanen.
    Liebe Grüße aus Hamburg

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  2. Portraifotografie ist ja gar nicht so einfach, so mag ich sie besonders, wenn sie auch etwas erzählen will, bevor es verschwindet. Denn machen wir uns nichts vor, Nord- und Ostsee haben sich schon jetzt stark verändert, in vielerlei Hinsicht. In den Niederlanden habe ich eine ähnliche Ausstellung rund um die Fisch Halle mit sw Fotos gesehen. Auf Rügen und Hiddensee haben sich einige Fischer zusammengefunden und organisieren einen direkten Verkauf, es gibt nicht nur Fisch (zB in Dosen), sogar tolle Geschenke)... Auch dort werden Portraits gezeigt (bzw wurden, wie es aktuell ist, weiß ich gar nicht)
    Danke jedenfalls für die Bilder und Aufmerksam machen
    Liebe Grüße
    Nina

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  3. ...eigentlich ein muss für mich, jetzt Wismar zu besuchen - schon wegen diesen tollen Angebot die "Zunft" mit ihren Gesichtern, die soviel erlebt haben, leben zu lassen....wie Haltestellen, man muss einfach schauen....
    Weiterhin viel viel Kraft für den Garten, ihn so herzurichten, wie ihr ihn wünscht....Liebe herzliche Grüße *rena*

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  4. Wir haben uns die Ausstellung gestern angeguckt. Wirklich sehenswert. Abgesehen davon, dass Wismar für uns schwierig ist, weil mein Mann mit seiner Gehbehinderung dort kaum laufen kann, war es ein schöner Tag. Zum Abschluss waren wir noch auf Poel. Und ich habe zauberhafte Ohrringe erstanden ;-) Schöner Laden, da am Hafen. Abgesehen vom Kopfsteinpflaster, einem teuren Knöllchen und einem schlechten Cappu war es aber ein schöner Tag.

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