Dienstag, 24. Mai 2022

(M)eine Auszeit in Hamburg 2


Nachdem ich nach meinem vollgepackten Anreisetag erst gegen Mitternacht eingeschlafen bin, wache ich am Samstag trotzdem schon um halb 6 auf. Typisch. Aber ich drehe mich einfach nochmal um und schlafe bis halb 9. Rekord! Ich gehe duschen, mache mich schick und fahre mit dem Fahrstuhl nach unten ins Hotelrestaurant. 

Ich habe kein Frühstück gebucht, weil sich das Essen am Buffet bei den wenigen Mengen, die ich nur essen kann, nicht rechnet. Ich hole mir nur eine Tasse Kaffee. Weil es unten im Restaurant proppevoll ist, nehme ich die Tasse mit ins Zimmer. Ich gehe danach kurz in den Supermarkt nebenan und hole mir Joghurt und Quark und bringe das in mein Zimmer.

Dann mache ich mich auf den Weg rüber nach Altona. Ich habe einen Plan und der kam so: als ich am Vorabend im Passage-Kino war, wurde auf der Leinwand Werbung für das Altonaer Museum gemacht. Dort findet zur Zeit eine Sonderausstellung zum Thema "Hamburg als Filmkulisse" statt. Wer mit seiner Kinokarte dort hingeht, bekommt eine Eintrittskarte zum ermäßigten Preis. Diese Gelegenheit wollte ich nutzen und mir die Ausstellung ansehen.

Doch zuerst wollte ich im Zeise Kino in die Mittagsvorstellung gehen. Ein weiteres Programmkino. Wenn ich schonmal die Möglichkeit habe, tagsüber Filme zu sehen... Als ich auf meinen Handy die Route vom Bahnhof Altona zum Kino nachsehe, entdecke ich auf der Karte den Namen "Mikkels". Der Name von dem Café ist mir sehr sympathisch, so laufe ich hin und schaue mir den Laden an.

Winzig klein ist das Café aber sehr süß. Fast puppenstubenhaft. Ich bekomme noch einen Platz und bestelle einen Kaffee und ein Brötchen mit einem gekochten Ei. Weil jede Bestellung sehr liebevoll zubereitet wird, dauert das ein bisschen. Um 12:30 Uhr fängt doch schon mein Film an...



Ich schaffe es aber pünktlich ins Zeise Kino. Voll ist der kleine Saal eh nicht. Ich glaube, wir sind ungefähr zehn Personen. Ich sehe den Film "Bettina" über die Berliner Liedermacherin Bettina Wegner. Ihr Leben ist sehr eng verwoben mit der Geschichte Berlins und der beiden deutschen Staaten. 

Der Film ist für mich unerwartet berührend. Mehr als einmal habe ich Tränen in den Augen. Vertraute Gefühle kommen bei mir hoch, vor allem, als die Kamera durch die Straßen in Berlin-Pankow streift. Bettina Wegner wird bei ihrer Arbeit begleitet, sie erzählt selber und es gibt alte Aufnahmen in Bild und Ton zu sehen und zu hören. Vor allem die Tonaufnahmen einr Vernehmung vor Gericht als junge Frau zeigen einen gradlinigen und unerschrockenen Menschen. Ein wunderbares Zeitdokument, das jede einzelne Sekunde lohnt!


Nach dem Film streife ich ein bisschen durch die Straßen von Ottensen, wie die Gegend im Bezirk Altona hier heißt. Den Unverpacktladen schaue ich mir genauer an, hat doch in Wismar nun endlich auch so ein Laden aufgemacht. Die Fülle ist beeindruckend!


Und dann gönne ich mir etwas ganz Besonderes! Vor einigen Jahren durfte ich auf einer Veranstaltung ein Eis kosten. Es ist mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen. es war von Jö Makrönchen

Und genau so ein Eis bestelle ich mir. Es ist ein großes ganz zartes Macaron, das mit zwei Schichten Eiscreme gefüllt ist. Sorte Himbeere-Joghurt mit Pistazien-Krokant. Gaaaaaanz langsam esse ich es. Nachdem ich es ausgiebig bewundert habe. Es ist unfassbar gut! Keine Macarons sind da bis jetzt herangekommen.


Dann laufe ich schließlich zum Altonaer Museum. Überraschung an der Kasse: mit dem Kinoticket habe ich sogar gänzlich freien Eintritt! So ein Glück! Ich war noch nie in diesem Museum. Nun schaue ich berufsbedingt mal in die Kinderecke, in die museumspädagogische Abteilung und in den Museumsshop rein. Was für Möglichkeiten!

Die Filmausstellung ist ganz in Ordnung. Viel zu lesen, was ich nicht so gerne mache. Die nachgebaute Kulisse und die Kostüme sind da schon spannender. Weil gerade eine Führung stattfindet, darf ich durch den einen Raum nicht durch, wie mir ein Mitarbeiter mitteilt. Ich laufe also durchs Treppenhaus und rolle die Ausstellung von der anderen Seite von hinten auf bis ich wieder bei der Gruppe lande. 


Ich schlendere weiter durch die Räume und Gänge des Museums. "Vierländer Bauernkate" steht an einem Wegweiser. Interessiert mich an diesem Tag nicht so besonders. Dann biege ich irgendwo ab, trete durch eine kleine Tür und stehe plötzlich doch vor einer Vierländer Bauernkate. Also... einer kompletten. Einem riesigen Bauernhaus mit einem meterhohen Dachstuhl und Reetdach. In einem Raum. In einem Museum. Mitten in der Großstadt.

Ich bleibe wie angewurzelt stehen und kann es nicht fassen. Das hätte ich jetzt nicht erwartet! Das ist wirklich ein komplettes Bauernhaus, genau so wie das, in dem ich während meiner Arbeit im Museumsdorf Volksdorf für Gruppen überm Feuer Pfannkuchen gebraten habe. Das Foto kann die Dimensionen gar nicht richtig einfangen.

Ich gehe hinein und es ist wirklich alles da: die Bauernstuben, die Diele, die Feuerstelle, die Nischen für die Tiere... Wow. Einen Raum weiter gibt es noch mehr Bauernstuben zu sehen. Die bergen so einige Überraschungen in sich. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler haben Kunstwerke mit Bezug zur Vergangenheit gestaltet. Überraschend und sehenswert!



Zum Abschluss des Tages habe ich noch etwas geplant: Kino! Ja, ich habe einige Filme aufzuholen und ich liebe das Kino einfach! Diesmal habe ich mir das Abaton ausgesucht, ein schönes altes Programmkino im Grindelviertel. Ich fahre von Altona dorthin und muss noch ein Stück laufen. Ah, da ist ja auch der Fernsehturm!

Um 18 Uhr sitze ich im Film "Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush" von einem meiner liebsten Regisseure Andreas Dresen. Der preisgekrönte Film lebt vor allem von der Hauptdarstellerin Meltem Kaptan. Sie macht die Geschichte einer Mutter, die um ihren in Guantanamo inhaftierten Sohn kämpft zutiefst nachvollziehbar und menschlich. 



Am Abend ist das Licht so schön und ich wäre gerne am Wasser gewesen. Ich vermisse das Meer. In Altona habe ich eine Möwe gehört und gemerkt, dass ich die zu Hause in Wismar jeden Tag vor meinem Fenster hören kann. Ich überlege, einen Umweg zu fahren und kurz an den Landungsbrücken auszusteigen. Doch ich bin wieder ziemlich geschafft und fahre lieber zurück zum Hotel. 

Weil es am Vorabend so schön war, setze ich mich noch für ein Weilchen in die Hotelbar und schaue mir wieder die Menschen um mich herum an. Hier sitzen ganz normale Leute aller Altersklassen in kleinen oder größeren Gruppen beisammen. Ich weiß gar nicht, warum ich mich das bis jetzt nicht getraut habe. Eine Stunde vor Mitternacht liege ich schließlich im Bett. 

Am nächsten Tag habe ich noch etwas vor und reise auch schon wieder ab...



Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!

2 Kommentare:

  1. Liebe Carola! Das war auch für mich eine schöne Reise in meine alte Heimatstadt! Vor mehr als 15 Jahren habe ich die Stadt verlassen und bin 1000 km weiter südlich gezogen…meinem Mann hinterher, mit dem ich mein erstes Date in den Zeisekinos hatte :-) Er hat dieselbe Schule wie „Jö Makrönchen“ in Hamburg besucht, wo wir bei Heimatbesuchen natürlich auch immer vorbeigucken. Danke für die Bilder aus meinem alten Viertel!

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  2. Oh, das ist weit weg! Schön, dass ich Erinnerungen auffrischen konnte :-)
    Viele Grüße aus dem Norden!

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