Auf diese Verabredung haben wir uns lange gefreut. Nur das Mutzelchen und ich! Solche Einzelverabredungen sind leider viel zu selten in einer großen Familie. Ich finde solche Zeit zu zweit aber wichtig und will das eigentlich viel öfter machen. An diese Verabredung mit meiner Tochter kann ich mich noch heute erinnern. Da war das Mutzelchen dreieinhalb Jahre alt.
Mit der Augustschnuppe, der Jüngsten, habe ich nun in der Elternzeit und der eingeschränkten Kindergartenbetreuung im letzten Jahr mehr als genug Zeit verbracht. Und auch mit dem Adventsjungen habe ich im letzten Jahr ein Mal in der Woche nach seinen Termin in der Ergotherapiepraxis Zeit zu zweit eingebaut.
Nun sind endlich auch mal die beiden Großen dran. Gestern haben das Mutzelchen und ich die Augustschnuppe zusammen in den Kindergarten gebracht. Da war frühes Aufstehen angesagt. Danach sind wir in die Innenstadt spaziert. Erstmal frühstücken im Bäckereicafé. Obwohl es am Morgen noch etwas frisch war, haben wir draußen am Marktplatz gesessen.
Als wir fertig waren, hatten alle Geschäfte immernoch geschlossen, so früh waren wir dran. Wir schlenderten ein bisschen umher. Weil uns ein etwas kalt war, betraten wir das Welterbehaus gleich neben der Tourismusinformation in der Lübschen Straße, das gerade erst geöffnet hatte.
Eigentlich wollten wir uns nur ein bisschen aufwärmen und uns die Zeit vertreiben. Dann blieben wir aber über eine Stunde in diesem beeindruckenden Haus.
Die Ausstellung ist kostenfrei. Das ganze Haus ist barrierefrei eingerichtet. Zunächst gibt es allgemeine Informationen zur Frage, was überhaupt zum Welterbe gezählt werden kann. Darunter fallen außergewöhnliche Naturschönheiten, menschliche Bauwerke aber auch immaterielle Dinge wie z.B. die menschliche Kommunikation, Religion, Musik oder Literatur. Die Altstadt Wismars gehört seit 2002 zum Weltkulturerbe. Das ist Auszeichnung aber auch Verpflichtung.
Das Welterbehaus in Wismar steht unter Denkmalschutz und kann auf eine 700jährige Geschichte zurückblicken. In der Altstadt Wismar stehen noch weitere 1753 Gebäude unter Denkmalschutz. In der modernen Ausstellung kann man noch viel mehr über die Geschichte Wismars erfahren.
Der Stadtgrundriss baut sich zum Beispiel kreisförmig um die Kreuzung mehrerer mittelalterlicher Verkehrsadern auf, die es schon lange vor der Stadtgründung gab. Darunter die "Via Baltica", die wichtigste Handelsstraße im gesamten Norden.
Die Straßen führten zum außergewöhnlich großen Marktplatz. Von dort ging es weiter bis zum Hafen. Der geschützt in der Wismarer Bucht gelegene Hafen lag strategisch günstig für erfolgreiche Handelsgeschäfte und wurde lange als der sicherste und bequemste des gesamten Ostseeraumes beschrieben. Bald gehörte Wismar auch zum Städtebund der Hanse, was weiteren Aufschwung und bis ins 16. Jahrhundert enormen Reichtum brachte.
Die Ausstellung ist kurzweilig und interessant. Das Haus erzählt an sich schon eine spannende Geschichte. Überall wurde Altes freigelegt und bewahrt und Neues behutsam integriert. Hervorzuheben sind der Tapetensaal und außerdem der wunderschöne Hinterhof und Garten. Im Garten können sich auch Kinder beim Bauen mit kleinen Backsteinen kreativ betätigen und entspannen. Vielleicht ein guter Tipp für Familien auf Städtetour. Genauso wie der Wickelraum im Untergeschoss.
Als wir das Welterbehaus verließen, war es draußen schon ein bisschen wärmer. Die Geschäfte hatten geöffnet und in den Straßen herrschte schon Gewusel. Wir schauten uns kurz das Karstadt Warenhaus von innen an. Es ist das Stammhaus, denn hier wurde die Firma 1881 gegründet. 1907 eröffnete dann das große Warenhaus am heutigen Platz. Ein bisschen sieht man noch vom historischen Charme, man könnte allerdings nach meinem Geschmack viel mehr draus machen.
Dann beeilten wir uns: um 12 Uhr wollten wir an der Turmführung im Turm der ehemaligen St. Marienkirche teilnehmen. Den Turm hat man glücklicherweise als Seezeichen bei der Sprengung des Kirchenschiffes 1960 stehenlassen. Mit seinen 80 Metern prägt er das Stadtbild und ist auch aus dem Umland gut zu sehen. Die Kirche galt einmal als eine der schönsten Backsteinkirchen im norddeutschen Raum und gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Mit dem Bau wurde schon 1260 begonnen.
Der Aufstieg der über 300 Stufen klappte ganz gut. Nach einer steilen steinernen Wendeltreppe erreichten wir ein riesiges hölzernes Treppenhaus im Inneren des Turmes. Immer wenn meine Beine anfingen, schwer zu werden, kamen wir auf einer Plattform an, wo wir Pause machen konnten und der Turmführer ein bisschen was erzählte.
Dann ging es weiter bis hoch zu den Glocken. Die zum Glück gerade nicht tönten. Wie sich das anhören und vor allem anfühlen würde, demonstrierte uns der Turmführer mit einem einzigen "PING" per Knopfdruck.
Von noch weiter oben hatten wir durch große Fenster in zwei Himmelsrichtungen einen in der Stadt einmaligen Blick. In östlicher Richtung lag unter uns der Ort mit den angedeuteten Grundmauern des ehemaligen Kirchenschiffes. Dort kann man sich heute aufhalten und eine Pause vom Stadtbummel machen.
Dahinter kann man den Marktplatz mit der Wasserkunst, einem der Wahrzeichen Wismars sehen. In nördlicher Richtung schauten wir auf den Alten Hafen mit seinen Speichergebäuden, den Seehafen mit den Industrieschornsteinen und auf die St. Nikolaikirche. Und rundherum überall herrlichste Gassen, Häuser und Hinterhöfe.
Von oben hatten wir die Marienpassage entdeckt. Da wollten wir mal durchlaufen. Das taten wir gleich nach der 45minütigen Führung und dem Abstieg. Die Passage ist wirklich nur ein Durchgang zwischen den Häusern. Aber am Ende, gleich gegenüber des Welterbehauses entdeckten wir einen interessanten Laden.
Ich wurde darauf aufmerksam, weil hinter dem Fenster ganz viele Spender mit unterschiedlichen Nüssen hingen. Da ich immer Nachschub für unsere Snackbar benötige und es in Wismar schwierig ist, unsere Lieblingssorten zu bekommen, geschweige denn in unverpackt, gingen wir hinein, um das Angebot zu sehen. Der Inhaber des "Liebreiz" empfing uns mit einem Tablett voller Schlemmereien. Nüsse, Schokolade, kandierte Früchte... wir durften so viel probieren, wie wir wollten.
Wir suchten ein paar geräucherte Nüsse und getrocknete Früchte aus. Bei der riesigen Auswahl von orientalischen Süßigkeiten aus Nougat oder Marzipan konnten wir uns gar nicht entscheiden. Ich hatte das bis jetzt erst sehr selten in meinem Leben probiert. Eine bunte Mischung kam mit nach Hause, wo wir später mit der ganzen Familie eine Verkostung machten. Beim nächsten Mal probieren wir auf alle Fälle noch von den anderen Spezialitäten.
Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Ich will denen, die es gerne möchten, die Möglichkeit geben, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!
Hallo Carola, auch wir waren in der letzten Woche zu Besuch in Wismar. Wie Du schon beschrieben hast, eine tolle Stadt. Wir fanden das BRAUSEKONTOR; KENNST Du das auch schon? Es gibt dort allerlei Badezusätze herrlich. Es freut mich jetzt sehr, noch einige mir unbekannte Bilder von Wismar schauen zu dürfen, Dankeschön und liebe Grüße Roswitha
AntwortenLöschenHallo Roswitha!
LöschenDas freut mich sehr, dass es Euch in Wismar gefallen hat! Ja, das Brausekontor kenne ich auch :-)
Viele Grüße zurück!
Jedes Mal, wenn du so sehr von Wismar schwärmst oder ich die Soko Wismar schaue, nehme ich mir einen Besuch dort vor. Bin gespannt, wann ich es endlich in echt sehen kann.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus dem Vorharz/Südniedersachsen.
Annika
Danke für die Grüße, Annika!
LöschenNeulich wollte ich mir mal die SOKO Wismar ansehen, da gab es aber keine Bilder aus Wismar, weil sie Urlaub an der Nordsee gemacht haben :-)