Sonntag, 12. Juli 2020
Ein Wochenende in Lübeck 4
Am Vortag frage ich an der Rezeption nochmal nach, wann ich aus meinem Zimmer auschecken soll. Um 12 Uhr. Ah, sehr gut, dann habe ich ja viel Zeit am Morgen.
Ich schlafe bis ungefähr 9 Uhr. Dann trödle ich so vor mich hin, gehe duschen, ziehe mich an und hole mir aus dem Hotelrestaurant eine Tasse Milchkaffee. Das reicht mir zunächst als Frühstück.
Kurz nach 11 Uhr verlasse ich das Hotel. Meinen Rollkoffer kann ich dort unterstellen. Es regnet. Ich laufe durch schmale Straßen Richtung Hansemuseum. Dabei lasse ich mir Zeit. So kann ich mir die vielen schönen Häuser ganz in Ruhe anschauen.
Am Hansemuseum angekommen, laufe ich um die Ecke, wo es zum Haupteingang geht und sehe die lange Menschenschlange, die sich über die gesamte riesige Treppe zieht. Uff. Naja, das war schon klar, vor allem bei Regenwetter. Das ist ja das perfekte Museumswetter.
Na gut, ich reihe mich ein. Ich will das Museum so gerne von innen sehen. Hoffentlich dauert es nicht so lange. Alle tragen Mund-Nase-Schutz, manche allerdings etwas kreativer...
Doch schon in der Schlange rücken mir andere Menschen so sehr auf die Pelle, dass ich genervt aufgebe. Ich will nur noch weg da. Mein Handy zeigt mir den Weg zu Fräulein Brömse. Das Café ist 10 Minuten zu Fuß entfernt. Einmal außen rum um die Burg.
Als ich ankomme, sehe ich: es liegt direkt auf dem Gelände! Ich hätte auch abkürzen können. Der Gartenbereich sieht einladend aus, bei gutem Wetter kann man draußen sitzen, am Rand ist ein schöner Spielplatz.
Ich habe Glück, drinnen ist Platz. Ich bekomme einen riesigen Tisch für mich alleine. Die Einrichtung ist liebevoll mit Antiquitäten gestaltet. Ich bestelle mir ein hausgemachtes Vollkornbrötchen mit Kräuterquark und Deichkäse. Die Kuchenvitrine sieht auch super aus! Die Bedienung ist sehr freundlich und überhaupt ist das Café rundherum empfehlenswert. Eine ganze Stunde bringe ich dort zu.
Nach dem späten Frühstück wandere ich weiter durch die Stadt. Das Hansemuseum werde ich auf alle Fälle noch besuchen. Am besten gleich mit der ganzen Familie.
So beschließe ich, das Buddenbrookhaus zu besuchen. Nein, das geht im Moment wegen des Umbaus ja gar nicht. Aber die Ausstellung ist noch bis 2023 zu Besuch im Museum Behnhaus Drägerhaus.
Und es ist eine sehr gute Idee, dorthin zu gehen, denn das Haus allein ist schon ein Traum! Eigentlich ist das schöne Stadthaus Lübecks Galerie für Werke des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Doch auch die Räumlichkeiten und Inneneinrichtung sind absolut sehenswert! Es zählt zu den schönsten Museen Norddeutschlands.
Das Leben und Arbeiten der Familie Mann wird ganz interessant an einigen Stationen im gesamten Haus in Wort und Bild und anhand ausgewählter Ausstellungsstücke erzählt.
Ich besuche auch die oberen Stockwerke, wo die Gemälde ausgestellt werden. Besonders die Bilder von Lovis Corinth berühren mich. Es ist schön, die unterschiedliche Wirkung der Arbeiten von Weitem und aus der Nähe zu erfahren. Dafür liebe ich Museen.
Ich schaue mir auch den Garten an. Da entdecke ich ein kleines Hinterhaus im Bauhausstil. Es gehört dem Kunstverein Lübeck der "Overbeck-Gesellschaft". Einige Menschen arbeiten dort an etwas. Es ist ein klarer Stilbruch im Gegensatz zur Ausstellung im Haupthaus.
Denn hier wird Plastik recycelt, eingeschmolzen und erwacht in Form von Alltagsgegenständen wie z.B. Möbeln wieder zu neuem Leben. Der niederländische Designer Dave Hakkens versucht seit 2013 mit seinem Recyclingprojekt „Precious Plastic“ auf das Plastikmüllproblem aufmerksam zu machen, indem er Plastikmüll als eine Ressource für die (Industrie-)Produktion ins Bewusstsein rückt. Ich rede eine Weile mit den Teilnehmerinnen des Projektes, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.
Ich hole meinen Koffer aus dem Hotel ab. Angefüllt mit so vielen Eindrücken meines Wochenendes nehme ich um 16 Uhr den Zug von Lübeck nach Hamburg. Tschüss, Holstentor! Tschüss, Lübeck!
Zu Hause empfängt mich gleich der volle Familientrubel. Alle Kinder reden auf mich ein, es ist Aufräum- und Abendbrotzeit. Da geht es bei uns immer hoch her. Ich bin noch nicht so richtig bereit für den Trubel. Meine ganzen Erlebnisse wollen sich noch ein bisschen setzen.
Am Abend schauen der Liebste und ich den Film "Die Buddenbrooks" (Amazon-Partner-Link) von 2014. Ach schön, das wurde auch im Behnhaus gedreht! So klingt mein Lübeck-Wochenende gemütlich aus.
7 Kommentare:
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Danke, dass wir mit dir reisen durften. Die Buddenbrooks hab ich gern gelesen und ich mag es auch, solchen Reisen nachher literarisch und filmisch nachzuspüren. Ich finde du bist ein Role model darin, auch auf dich als Mensch und Frau zu achten trotz und wegen deiner Mutterrolle.
AntwortenLöschenDanke, freut mich, dass Du gerne mitgereist bist!
LöschenEben, Mutter ist ja nur *eine* meiner Rollen. Die anderen wollen auch mal drankommen ;-)
Die Schiffergesellschaft, du hast ein Foto vom Haus der Schiffergesellschaft eingestellt, wie schön :-D da hast du grad mal mir persönlich eine Freude gemacht, herzlichen Dank dafür !!! Und ein dickes"Danke" für den schönen, ausführlichen und interessanten Reisebericht. Tatsächlich sind auch noch ein paar Neuigkeiten dabei gewesen, die wir bestimmt beim nächsten Besuch, wann auch immer der sein wird, als guten Tipp mitnehmen werden. Viele Grüsse aus dem heute heiter bis wolkigen Bielefeld von Petra
AntwortenLöschenFreut mich! Ist ja auch ein schönes Haus.
LöschenViele Grüße zurück!
Danke. Wie immer sehr schön.
AntwortenLöschenauch für den Film Tipp. Habe mir den Film gleich bei unsere Bücherei bestellt.
Schöne Grüsse aus Vancouver
Claudia
Das sieht toll aus! Im August habe ich auch ein familienfreies Wochenende und wollte mir ein Hotelzimmer in Hamburg nehmen - dort lebe ich, aber wollte mich mal als Besucherin fühlen. Jetzt liebäugele ich doch mit Lübeck. Hmhmhm...
AntwortenLöschenGenau das hatte ich zuerst auch vor: einfach ein Hotelzimmer in der Stadt. Zum Ausschlafen :-)
LöschenAber dann dachte ich, warum nicht einfach mal ein Stückchen weiter wegfahren?!
Eine gute Auszeit Dir!