Donnerstag, 9. Juli 2020
Ein Wochenende in Lübeck 2
Nach meinem Kinobesuch am Abend bin ich am Vortag auf dem Weg zu meinem Hotel an einer Kirche vorbeigekommen. An der Fassade hing ein großes Plakat: St. Petri zu Lübeck hat einen Aussichtsturm. Da wusste ich, wie ich meinen Tag in Lübeck beginnen wollte.
Ich schlafe sehr gut und auch aus. Ich habe keine Eile. Als ich mir eine Auszeit gönnen wollte, hatte ich die Vision von einem ungestörten Wochenende im Bett. Aber da hätte ich wohl nicht in eine interessante Stadt fahren sollen, die entdeckt werden will. Vielleicht hätte ich dann ans Meer fahren sollen, oder in den Wald. Obwohl... da wäre ich dann auch den ganzen Tag draußen gewesen...
Ich habe kein Frühstück im Hotel gebucht. Da ich sowieso nicht soviel essen kann, suche ich mir lieber ein Café in der Stadt und esse dort eine Kleinigkeit. Auf dem Weg komme ich zuerst bei Niederegger vorbei. Eine Lübecker Institution. Am Morgen kurz nach Öffnung ist der Laden noch komplett leer. Ich gehe mal kurz rein, um mich umzuschauen und um Fotos zu machen. Marzipan mochte ich lange nicht und habe es aus meiner Kindheit hauptsächlich als staubtrockene Masse in Erinnerung. Wenn ich heute überhaupt Marzipan esse, dann schmeckt mir das ganz klassische mit Zartbitterschokolade von Niederegger schon ganz gut.
Mein Ziel ist die "Neue Rösterei" in einem Hinterhof in der Wahmstraße. Das Café ist schlicht und modern im Stil von Industriearchitektur. In den Räumen wurde schon von 1897 bis 1950 Kaffee geröstet. Die heutige Rösterei hat auch einen Onlineshop. Weil es draußen frisch und regnerisch ist, sitze ich drinnen ganz alleine an einem großen Tisch.
Über einen QR-Code auf dem Tisch kann man auf dem eigenen Handy die Speisekarte lesen. Ich bestelle Kaffee und schwanke dann zwischen Blaubeerpancakes und einer Scheibe Landbrot mit Schinken, Ei und Käse. Ich nehme das Brot. Es sieht toll aus und schmeckt auch. Ich schaffe aber hauptsächlich das Ei und den Salat.
Nach dem Frühstück will ich endlich Lübeck von oben sehen. Die Kirche St. Petri nennt sich "Kultur- und Universitätskirche". St. Petri ist über 800 Jahre alt. Im zweiten Weltkrieg brannte die Kirche komplett aus und blieb lange eine Ruine. 1960 wurde das Dach erneuert. Erst 1987 wurde auch der Innenraum erneuert. Der ist jetzt komplett weiß getüncht und leer. So bietet er Raum für Ideen, für Ausstellungen und unterschiedlichste Nutzungen.
Für den Aussichtsturm kaufe ich unten am Schalter eine Eintrittskarte. Besucherinnen und Besucher werden derzeit nur einzeln oder in Gruppen von zusammengehörenden Menschen eingelassen. Es gibt einen Fahrstuhl, doch vorher müssen Stufen überwunden werden. Deshalb ist der Zutritt zum Turm nicht barrierefrei.
Oben auf der Aussichtsplattform ist es sehr windig. Aber der Blick über die Stadt ist wunderschön! Da ist das Holstentor, die Trave und viele, viele hübsche Stadthäuser mit ihren Hinterhöfen. Ich schaue mir eine Straße aus, die ich hinterher auf alle Fälle entlangspazieren möchte.
Auf diesem Bild ist das Rathaus und der Marktplatz zu erkennen. Das Rathaus ist das ganz dunkelbraune Gebäude. Im Hintergrund thront die Marienkirche. Wenn ich bauliche Entscheidungen in so einer historischen und geschichtsträchtigen Innenstadt treffen müsste, würde ich solche Gebäude wie das Kaufhaus im Vordergrund jedenfalls nicht erlauben. Mein Hotel liegt übrigens ganz genau dahinter. Neu erbaut, aber an den Baustil der Hansestadt angepasst.
Die schnuckelige Straße, die ich vom Turm aus gesehen habe, ist die "Große Petersgrube". Wunderschöne Häuser! In dieser Straße befindet sich auch die "Engelsbäckerei", die sehr beliebt ist. Die Zimtschnecken sollen legendär sein!
Dann biege ich in die Straße "An der Obertrave" ein und laufe in südlicher Richtung bis zum Ende dort entlang. Linkerhand die schönen Häuser, über die Straße der gemächliche Fluss. Ich gehe in jeden Hinterhof, den ich entdecke. Manchmal sind die Gänge so niedrig, dass ich mich ducken muss. Und da leben wirklich Menschen! Es muss sehr schön sein. Wahrscheinlich werden die Wohnungen dort vererbt und tauchen niemals auf dem freien Wohnungsmarkt auf.
Irgendwann taucht eine riesige Kirche auf. Die Türme allein sind schon beeindruckend. Einer ist sogar ganz schief. Zusammengehalten werden sie durch lange Stahlträger. Das will ich mir aus der Nähe anschauen.
Es ist der Dom zu Lübeck. Als ich den Innenraum betrete, höre ich Orgelklänge. Wunderschön! Doch um zu bleiben, habe ich nicht genug Ruhe. Außerdem sind mir doch ein paar Menschen zu viel um mich herum.
Wer zum Dom will, muss durch diese Straße. Die "Hölle" liegt übrigens gleich nebenan.
Dann erreiche ich mein Ziel für den Vormittag: das Museumsquartier St. Annen. Hierfür hat der Liebste mir zum Geburtstag einen Ausstellungskatalog einer aktuellen Ausstellung und einen Gutschein für eine Eintrittskarte geschenkt. Das fand ich eine sehr schöne Idee.
Das Museumsquartier besteht aus einer modernen Kunsthalle und Ausstellungsräumen in einem Kloster aus dem 15. Jahrhunderts. Das Museum gilt als eines der schönsten Museen Deutschlands. Neben den Daueraustellungen historischer Stücke gibt es wechselnde temporäre Ausstellungen. Im Moment gibt es "Nordic Design" zu sehen. Da stehen dann so Designklassiker wie z.B. der Wishbone Chair oder auch der Stokke Tripp Trapp. (Nachtrag: im Eingangsbereich des Museums befindet sich ein sehr schönes Café.)
Überraschend berührt hat mich die Ausstellung "Frischer Wind aus dem Norden" mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern der "Helsinki School". Seit 1990 hat die Gruppe internationale Bekanntheit in der Fotokunst erlangt.
Die verschiedenen Kunstwerke mit großem Bezug zur nordischen Natur und Lebensweise gefallen mir außerordentlich gut. Ich bin ganz alleine in den Ausstellungsräumen und kann mein Glück kaum fassen. Ich lasse mich regelrecht fallen und kann in Ruhe meinen Gefühlen beim Betrachten der Bilder nachspüren. Das tut so gut!
Im Museumsshop erstehe ich anschließend noch einen wunderschönen Kerzenhalter einer dänischen Designerin.
Fortsetzung Teil 3
3 Kommentare:
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Wunderschön, besonders das Stockrosen-Foto! Ich möchte auch mal allein nach Lübeck.
AntwortenLöschenJa, die Stockrosen waren riesig!
LöschenMach das mal!
Hach! Vor fast genau einem Jahr habe ich Lübeck besucht und den Aufenthalt dort sehr genossen. Sehr schöne Fotos!
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