Mittwoch, 8. Juli 2020

Ein Wochenende in Lübeck 1


Nach einer knapp einstündigen Bahnfahrt komme ich letzten Freitagnachmittag am Hauptbahnhof Lübeck an. Ich verlasse das Bahnhofsgebäude und kann mir endlich den Mund-Nasen-Schutz abnehmen, der im Zug getragen werden muss.

Ich laufe Richtung Innenstadt. Gleich hinter dem Bahnhof taucht die Silhouette der Stadt auf und das wohl bekannteste Wahrzeichen Lübecks: das Holstentor. Das spätgotische Gebäude war früher eins der Stadttore. Ich rollere mit meinem Koffer extra über die Straße, damit ich die Stadt standesgemäß durch das Tor betreten kann.

Mein Hotel liegt gleich in der Nähe. Mit der Hotelkette "Motel One" habe ich in verschiedenen Städten schon sehr gute Erfahrungen gemacht, deshalb ist meine Wahl wieder auf eins dieser Häuser gefallen. Für meine Auszeit war ich ganz offen und wollte mir eigentlich ein individuelleres Zimmer gönnen. Doch nach längerer Suche auf unübersichtlichen Hotelseiten, merkwürdigen Bildern, komischen Designs und undurchsichtiger Preisgestaltung habe ich dann doch lieber auf Altbewährtes gesetzt.

Im Hotel angekommen, bekomme ich sofort mein Zimmer. Die Hygieneregeln werden im ganzen Haus sehr gut befolgt. Außerhalb des Zimmers muss Mund-Nase-Schutz getragen werden. Die Fahrstühle dürfen nur einzeln oder von Menschen, die zusammengehören, benutzt werden. Ich wische im Zimmer trotzdem nochmal alle wichtigen Oberflächen selber ab. Ich packe meine Sachen aus und genieße die absolute Ruhe. Doch die Stadt ruft nach mir, ich will etwas sehen.

Mein Hotel liegt am Marktplatz direkt hinter dem historischen Rathaus von Lübeck. Allerbeste Voraussetzung zum Entdecken der Stadt.




Ich laufe quer über den Marktplatz und biege am Café Niederegger in die Hüxstraße ein. Am Wochenende ist die Straße eine Fußgängerzone. Für einen ersten Überblick laufe ich einmal ganz hindurch. In der Hüxstraße gibt es besonders viele kleine feine Geschäfte, das ist ein sehr schönes Erlebnis. Ich spaziere ganz langsam und gucke von rechts nach links und wieder zurück. Während meines Aufenthaltes in Lübeck werde ich in diese Straße nochmal wiederkommen.

Ich laufe weiter und weiter und erfreue mich an den wunderschönen Stadthäusern. Ich liebe diese Bauweise! Wenn ich einen kleinen Gang sehe, gehe ich hinein und schaue mir den Hinterhof an. Davon gibt es in Lübeck reichlich und so dauert ein Spaziergang schonmal ein bisschen länger.








Ich schaue mir schonmal an, wo ich am nächsten Tag unbedingt hinwill. Im berühmten Buddenbrookhaus wird gebaut. Es ist bis 2023/24 geschlossen. Dann wird sich die Ausstellungsfläche aber verdoppelt haben. Schade, das wollte ich mir gerne anschauen.

Das Günther Grass Haus ist gleich in der Nähe. Das will ich auch gerne besuchen. Ich habe es zuerst auf Instagram entdeckt. Ich laufe weiter Richtung Hansemuseum. Die Karte in meinem Handy sagt mir, wie ich da hinkomme und wie lange ich brauche. Das ist machbar. Zwischendurch biege ich immer wieder mal hier und mal dort ein und schaue mir Straßen und Häuser an. Überhaupt hat die Innenstadt eine gute Größe für ein Wochenende.






An diesem Haus verweile ich ein bisschen länger: im Fenster sind auf einem Schild im Rahmen alle Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses seit 1798 aufgelistet. Sowas liebe ich ja! Schon öfter habe ich mir solche Chroniken für meine Wohnungen gewünscht, vor allem, als ich in Berlin in Altbauhäusern gewohnt habe. Wie interessant und spannend das ist! Und was für eine Arbeit, das alles rauszufinden. Ganz toll!



Dann bin ich schon am Europäischen Hansemuseum angelangt. Es ist ganz kurz nach der Schließung für diesen Tag. Hier verlässt man die Stadt durch das Burgtor. Es ist, neben dem Holstentor, das zweite erhaltene Stadttor von ehemals vieren.

Ich laufe einmal über das Gelände des Museums mit seinem Neubau und dem alten Teil des ehemaligen Burgklosters. Von der Dachterrasse aus habe ich von meiner hohen Warte aus einen schönen Blick über die Trave, die in die Ostsee mündet. Dann laufe ich erstmal wieder zurück zum Hotel.



Am Abend gehe ich das erste Mal seit Anfang März ins Kino. Es ist großartig! Der Film ist mir gar nicht so wichtig, ich will endlich mal wieder Kinoluft schnuppern. Fast hätte ich im Saal gejubelt. Mit mir sind nur noch acht weitere Personen anwesend. Abstand gibt es also mehr als genug. Im Gebäude ist Mund-Nase-Schutz vorgeschrieben, am Platz darf der abgenommen werden. So fühle ich mich wohl und kann ganz beruhigt den Film schauen. "Suicide Tourist" bleibt mir vor allem wegen der grandiosen Bilder eines Hotels in einer skandinavischen Gebirgslandschaft im Gedächtnis. Ansonsten ist die Handlung zwischen Drama und Thriller eher behäbig.

Als ich kurz vor 22 Uhr wieder zu meinem Hotel laufe, ist es noch hell. Im Hotel blättere ich in meinen Büchern und schreibe mir mit dem Liebsten Nachrichten. Gegen Mitternacht schlafe ich schließlich ein.

Fortsetzung Teil 2.


11 Kommentare:

  1. Lübeck ist wundervoll. Die beiden Protagonisten meines Romanes verbringen einen Nachmittag auf der Durchreise von Nordfriesland nach Mecklenburg dort. Thomas Mann und die in den Buchhandlungen ausliegenden Entschlüsselungslisten - welch ein Mut des jungen Buddenbrooks-Autors! Und welch inspirierende Stadt!

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  2. Liebe Carola, da ist er, der erste Teil Deines Reiseberichtes. Und fast alles erkenne ich wieder, fast überall bin ich auch schon herumgelaufen, durch die Gänge in die Höfe, am Rathaus lang, Niederegger, Hmmmm lecker, das urige Lokal der"Schiffergesellschaft", das Heiligen-Geist-Hospital mit den kleinen Kabausen( da möchte ich furchtbar gern mal zum Weihnachtsmarkt hin)....hach, ich könnte sofort den Koffer packen !!! Die Hotelkette kennen und schätzen wir übrigens auch, zuletzt waren wir Ende Dezember in Salzburg in einem der Häuser. Immer wieder gut. Jetzt bin ich schon ganz gespannt auf den nächsten Bericht. Alles Liebe, viele Grüsse aus dem mal wieder usseligen Bielefeld von Petra

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    1. Viele Grüße aus dem usseligen Hamburg!

      Auf dem Weihnachtsmarkt war ich schonmal, das war auch sehr schön! Also, es sind ja sogar mehrere Weihnachtsmärkte auf einmal!

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  3. Hallo,
    ein guter Bericht über Lübeck. Wir waren im letzten August für eine Woche in Lübeck und die von dir vorgestellten Orte haben wir auch besucht und beim Ansehen der Bilder werden Erinnerungen wach, besonders beim Betreten der " kleinen Gärten" hinter den Toren. Wir hatten unsere Räder mit und konnten deshalb auch noch die Umgebung erkunden.
    Liebe Grüße
    Agnes www.Gartenbienenweide.de

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  4. Danke für's Mitnehmen,Carola! Wir mögen Lübeck auch sehr.Im Herbst möchten wir mal wieder hin, aber nur als Tagesausflug von unserem Urlaubsort aus.
    Immer vorausgesetzt wir haben Lust auf eine längere Autofahrt;-)!
    Viele Grüße,
    Monika

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  5. Wunderbare Fotos! Das macht mir Lust, auch ganz bald mal wieder Lübeck zu erkunden :-)

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  6. Danke für die tollen Berichte und die schönen Fotos. Ich war noch nie in Lübeck, bin aber schon mal knapp daran vorbei gefahren. Ich weiß jetzt, was noch auf meine Rucksackliste kommt - ein Besuch in Lübeck.

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