Oder: Wie ich 80 Stollen auf einmal backen kann.
"12/2000" steht in meinem Rezeptbuch über dem Rezept für die Ministollen. Ich versuche, mich an den Moment zu erinnern, als ich die Wörter aufs Papier brachte. Eigentlich erstaunlich, dass ich damals dafür Zeit und Nerven fand.
Im Dezember 2000 befand ich mich in einem der emotionalsten Ausnahmezustände meines Lebens. Ich war kurz davor, mich endgültig von meinem Mann zu trennen. Zu lange schon hatte ich in dieser lieblosen Ehe durchgehalten, nun war die Zeit reif, eine Entscheidung zu treffen. Dass ich meinen kleinen Sohn alleine großziehen würde, war mir schon länger klar. Es fehlte nur noch ein bisschen Mut, über die Lippen zu bringen, was ich im Kopf wieder und wieder formuliert hatte.
Und doch machte ich es mir und meinem Sohn schön. Schmückte und dekorierte das Haus, das bald nicht mehr unser Heim sein würde. Ich stellte Tannenbäumchen links und rechts der Haustür auf und machte einen besonders schönen Türkranz aus Tanne. Lichterketten leuchteten warm. Nach außen hin war alles perfekt. Wir hatten Plätzchen, Lebkuchen und dieses Stollenkonfekt.
Mein Weihnachtsherz wollte ich mir nicht auch noch kaputt machen lassen. Und ich wusste, es gibt genug Liebe für jeden da draußen, also auch für mich. Am 20. Dezember 2000 habe ich mich getrennt und bin mit meinem Sohn bei meinen Eltern untergekommen. In diesem Jahr schneite es genau am 24. Dezember, pünktlich zur Christvesper.
am Vortag:
200g Rosinen
50g Zitronat
50g Orangenat
125g gehackte Mandeln
ca. 200ml Apfelsaft
* Zitronat und Orangenat mit einem scharfen Messer noch ein bisschen feiner hacken
* alle Zutaten in einer Schüssel mischen und mit Apfelsaft halb bedecken
* über Nacht im Kühlschrank aufbewahren
* die Zutaten werden auf diese Weise schön saftig und trocknen das Gebäck nicht aus
* falls hinterher zuviel Flüssigkeit vorhanden ist, die Zutaten in einem Sieb abtropfen lassen
am Backtag:
500g Mehl
60g frische Hefe
90g Zucker
125ml lauwarme Milch
250g Butter für den Teig
125g flüssige Butter zum Bestreichen
200g Puderzucker zum Bestreuen
* das Mehl in eine große Schüssel geben und eine große Mulde hineindrücken
* Hefe in die Mulde bröckeln, 1 Esslöffel Zucker darüberstreuen
* lauwarme Milch zur Hefe gießen
* Hefe-Milch-Gemisch vorsichtig in der Mulde verrühren
* den restlichen Zucker auf dem Mehlrand verteilen
* Butter in Stückchen rundherum auf dem Mehlrand verteilen
* 30 Minuten gehen lassen, bis der Teig Blasen wirft
* nach der Gehzeit mit dem Mixer gut verkneten
* eingeweichte Zutaten zum Teig geben und unterkneten, auch mit der Hand
* 30 bis 60 Minuten abgedeckt gehenlassen, bis sich der Teig sichtbar vergrößert hat
* kurz durchkneten und mit der Hand etwa walnussgroße längliche Stollen formen
* versetzt auf Bleche legen, ich habe genau 80 Stück geformt
* bei 225 Grad (Umluft 200°C) ca. 10 Minuten goldbraun backen
* 125g Butter schmelzen und die noch warmen Stollen damit bestreichen
* mit Puderzucker bestäuben, Vorgang nach 15 Minuten wiederholen
* vor dem Servieren nach Bedarf nochmal frisch mit Puderzucker bestäuben
Wie lange die Ministollen wirklich halten, kann ich leider nicht sagen. Wie all unsere gebackenen Schlemmereien leben auch sie nicht sehr lange. Selbst die Kinder, die sonst nie Stollen essen, haben diese Ministollen mit Freude verputzt.
Orangenat hacken |
Mandeln, Zitronat, Orangenat, Rosinen |
in Apfelsaft einweichen |
Hefe in der Mulde mit lauwarmer Milch begießen und verrühren |
kneten |
Früchte und Mandeln unterkneten |
Teig abdecken und gehen lassen |
Teig nach 60 Minuten |
Ministollen formen |
nach dem Backen |
mit flüssiger Butter bestreichen |
mit Puderzucker bestäuben |
Schneelandschaft :-) |
Liebe Carola,
AntwortenLöschenbei uns ist das Stollenbacken auch ein rituelles Geschehen ;-)
Ganz wichtig (bei uns):
-bevor der Stollen in den Ofen kommt: rundrum mit Wasser einpinseln
-wenn der Stollen aus dem Ofen kommt: mit Butter einpinseln + 2 EL Zucker berieseln
-nach dem Abkühlen: im ausgekühlten Ofen über Nacht ruhen lassen
-am nächsten Tag: 2 EL Maisstärke + 1 Tasse Puderzucker vermischen und den Stollen damit neuschneeartig überziehen.
Probier es mal aus, du wirst den Unterschied merken und lieben ;-)
(Rosinen weichen wir über Nacht in Rum ein + die gehackten Mandeln werden bei uns mit heißem Wasser überbrüht.)
Eine schöne Adventszeit und herzliebe Grüße
Jana
Tolles Rezept, das ich zuletzt vor einer Woche befolgt habe. Alle Jahre wieder …
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