Donnerstag, 9. Februar 2017

Ein halbes Jahr...

Manchmal denke ich, da dreht sich ein Schlüssel im Schloss, er kommt nach Hause. Manchmal höre ich ein Musikstück und denke an ihn. Ich vermisse sein Fahrrad vor der Haustür. Oder ich stehe in dem Zimmer, das mal seins war und jetzt vom Mutzelchen bewohnt wird. Ich sehe die Striche am Türrahmen, mit denen wir in den letzten Jahren sein Wachstum dokumentiert haben und frage mich, wo bloß die Zeit geblieben ist.

Vor knapp 6 Monaten ist unser Großer ausgezogen. Schon! Das halbe Jahr ist nur so verflogen. Und wo wir hier einfach weitermachen mit dem üblichen Familientrubel, lebt er ein völlig anderes, neues Leben. Spannend hört es sich an. Sehr arbeitsreich und arm an Schlaf. Seine Universität ist 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche geöffnet. Es wird zusammen Superbowl geschaut und ein Fitnessstudio gibt es auch. Es finden sehr viele Veranstaltungen statt, wo erwartet wird, dass sich die Studentinnen und Studenten einbringen. Bald wird der Große ein Praktikum in Shanghai absolvieren. Hui!

Der Spruch, dass mit der Geburt eines Kindes das eigene Herz außerhalb des Körpers herumläuft, stimmt sehr. Ein Stück meines Herzens lebt nun mit dem Großen in der Nähe von Koblenz. Manchmal schmerzt es ein kleines bisschen, dass das so weit weg von mir ist. Aber meistens finde ich es schon ziemlich toll, einen so selbstständigen, erwachsenen Sohn zu haben. Die Frequenz unseres Kontaktes muss sich noch ein bisschen einpendeln. WhatsApp macht es leicht, ersetzt aber keine Gespräche. Ich höre ihm sehr gerne zu, wenn er von seinem neuen Leben erzählt.

Letzte Woche war der Große hier. Fühlte sich schön an. Unser Heim war komplett und angefüllt. Nun ist er wieder weggefahren. Seine Zahnbürste ist noch hier. Und ganz oben hinten im Schrank steht seit dem Auszug noch ein kleiner Karton mit seinen abgeliebten Kuscheltieren. Zeugen seiner Kindheit. Ich verwahre sie sicher für ihn.