Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren schrieb ich diesen Text über das ruhige Fahrwasser, in das mein Großer und ich geraten waren. Schon damals ging es uns sehr gut miteinander. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Warum es so selten Texte über den Großen ins Blog schaffen? Weil die unsichtbare Nabelschnur, die uns verbindet, immer länger und länger wird. Der Große bewegt sich in immer größeren Kreisen von mir weg. Immer gehalten und getragen von meiner Liebe und meinem Vertrauen in ihn.
Mein Großer ist fast erwachsen, ich spüre es jeden Tag. Er braucht mich immer weniger, trifft eigene Entscheidungen, hat Pläne für seine Zukunft. Er ist immer seltener in meiner unmittelbaren Nähe.
Deshalb sind es nicht mehr die kleinen anrührenden Anekdoten, die ich über ihn schreiben kann. Keine lustigen Kritzeleien an der Wand, keine süßen Kindermund-Sprüche, keine harmlosen Fotos wie von den kleineren Geschwistern.
Unsere gemeinsame Zeit ist selten und kostbar. Ich genieße es, wenn er mir Dinge über sich und seinen Tag erzählt. Wir machen Späße miteinander und lachen viel. Unsere Reise nach London hat uns viel Freude gemacht.
Als er 11 Jahre alt war, hatten wir eine Krise. Ich hatte das Gefühl, ich erreiche meinen Sohn nicht mehr. Ich wusste nicht mehr weiter und suchte mir Hilfe in einer Erziehungsberatungsstelle. Ja, auch als ausgebildete Erzieherin brauchte ich mal den Blick von außen.
Ich saß also in dem kleinen Raum einer Frau gegenüber und schilderte ihr meine Ängste und Sorgen. Ich weinte. Und die Frau sagte zu mir: "Haben Sie das, was sie mir gerade erzählt haben, mal ihrem Sohn erzählt?"
Dieser eine Satz hat mir als Hilfe ausgereicht. Ich ging nach Hause und bat meinen Sohn um einen Gesprächstermin. Ich wollte nicht so nebenbei mit ihm sprechen sondern mit ihm reden, wenn es ihm auch passt. Und so war es dann auch. Ich legte ihm meine Gedanken auf den Tisch und er seine. Das war für uns sehr heilsam und so ist es bei uns geblieben: wir sind ehrlich zueinander und sprechen wichtige Dinge aus. So "überlebten" er und ich die Pubertät und im Nachhinein frage ich mich, was ich damals so schlimm fand.
Heute erzählte er mir von einer Einladung zu einer Geburtstagsfeier und zählte auf, welche Mädchen und Jungen kommen werden. Da fragte ich ihn, ob er gerade eine Freundin hat. Ganz entrüstet erwiderte er: "Mama, das hätte ich Dir ja wohl erzählt!" Einen schöneren Vertrauensbeweis kann ich mir wohl nicht wünschen. Ich hoffe, diese Offenheit zwischen uns bleibt bestehen und freue mich sehr über meinen Großen.
Schön!
AntwortenLöschenSchön auch, dass es doch nicht nur um die kleinen Goldigen bei dir geht.
Sicher mag der Große auch nicht so gern Gegenstand deines Blogs sein.
Liebe Grüße!
Liebe Carola, das ist ein "wow" Text. So fein formuliert und ich war selten so gerührt bei einem Blogpost...schnief...
AntwortenLöschenEs ist so schön zu lesen wie es laufen kann und ich freue mich gewissermaßen unbekannt mit wie toll ihr zwei es miteinander geschafft habt durch diese vielen auch schwierigen Zeiten durchzukommen.
Kompliment auch an dich, dass du dir Hilfe geholt hast, als es nötig war!! Das schaffen nicht alle...Leider.
Weiterhin eine gute Zeit miteinander wünscht
Maike
Oh, Dankeschön für Deine netten Worte!
LöschenLiebe Carola,
AntwortenLöschenich kenne dich nicht, aber lese dich gerne, und ich spüre deine Liebe zu all deinen Kindern immer jedes Mal, wenn du über sie erzählst:-) So wie heute über deinen Großen.
Viele Grüsse nach Hamburg
Barbara
Dankeschön :-)
LöschenNun blubbert mein Mutterherz über! Dankeschön fürs Mitteilen dieser Liebe.
AntwortenLöschenHach :-)
LöschenMein Sohn ist auch gerade 11. Und gerade jetzt spüre auch ich diese Schwelle, an der wir als Eltern langsam in herausfordernde Fahrwasser kommen. Danke für deine wärmenden Worte, die mir das Gefühl geben: Mit Liebe und Vertrauen geht alles ganz leicht.
AntwortenLöschenHeuli.
Liebe Grüße, deine treue Leserin Leni
Danke und alles Gute Euch!
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