Donnerstag, 21. Januar 2016

Ein perfekter Tag


Da meine 20 Arbeitsstunden flexibel auf die Arbeitswoche verteilt werden, habe ich heute einen freien Tag. Gleich nachdem ich die Kinder in die Schule und den Kindergarten gebracht habe, fahre ich mit der U-Bahn Richtung Innenstadt. Mein Ziel ist das Bezirksamt Eimsbüttel, genauer das dort ansässige Gesundheitsamt. Dort werden Gesundheitszeugnisse für Berufe mit Lebensmittelkontakt ausgestellt, wovon ich eins brauche.

Als ich vom U-Bahnhof Hoheluftbrücke Richtung Bezirksamt laufe, werde ich von den riesigen Hochhäusern fast erschlagen. Holla, da wurde sich ausgetobt! Inmitten von Jugendstil-Altbauten stehen auf einer kleinen Anhöhe insgesamt zwölf beeindruckende Hochhäuser versetzt inmitten von Grünflächen.

Ich erreiche mein Ziel und begebe mich in die 3. Etage. Per Treppe, denn der einzige Aufzug, den ich sehe, ist defekt. Oben ziehe ich eine Wartemarke und werde ziemlich schnell aufgerufen. Meine Daten werden erfasst, 27 Euro soll ich am Kassenautomaten in der 1. Etage bezahlen. Ach, dann soll ich wieder runter? "Na Sie können auch ans Ende des Gangs zur Paternosterhalle gehen." sagt die Frau hinterm Schreibtisch zu mir.

Ein Paternoster?! Seeeeehr toll! Ich beeile mich, ihn zu sehen. Ich bin in Berlin schonmal mit solch einem Aufzug gefahren, der war an die 100 Jahre alt und aus Holz. Dieser hier ist nicht ganz so alt, in grau und Metall. Ich springe auf und fahre erstmal zwei ganze Runden, weil ich das so lustig finde. Früher dachte ich ja, die Kabinen drehen sich im Keller auf den Kopf. Aber nein, man kann gefahrlos drin stehenbleiben und fährt ein paar Sekunden durchs Dunkle. Ich kichere in mich hinein. Dann erinnere ich mich an meine Mission, bezahle am Automaten und fahre wieder hoch. Mit einem kleinen Umweg :-)

Im Gesundheitsamt sitze ich dann in einem Raum mit weiteren Menschen. Wir sehen einen Film, der über Hygienevorschriften im Umgang mit Lebensmitteln aufklärt. Nach 20 Minuten bekommen wir unsere Bescheinigungen ausgehändigt. Fertig. Später informiere ich mich ein bisschen über die Grindelhochhäuser und erfahre mehr über ihre Geschichte.


Ich laufe zurück Richtung U-Bahnhof. Dort überquere ich den zugefrorenen Isebekkanal. Möwen kreischen und streiten sich um ein Stück Brot. Hier würde ich gerne in einem Haus direkt am Wasser wohnen. Ich stöbere im Alnatura-Supermarkt und schaue bei Strauss-Innovation rein. Dann laufe ich noch ein kleines Stück und entdecke hinter der nächsten Ecke einen Laden von Bolia, einer skandinavischem Designfirma. Gefällt mir.

Als ich aus dem Laden trete, sehe ich links ein Schild eines Buchladens. Es gehört zu stories! Die Buchhandlung. Da wollte ich schon immer mal hin! Ich freue mich total! Ich habe frei und noch viel Zeit und öffne die Tür. Schnell stehe ich im Herzen des Ladens. Warm, einladend und gemütlich ist es da. Ein langer Tisch ist vollgepackt mit Büchern, drumherum stehen Stühle wie an einer festlichen Tafel. Um das Herz führen lichte weiße Gänge mit Buchleitern herum. Und im ganzen Laden fällt auf: die Bücher werden von ihrer Schokoladenseite präsentiert. Sie schauen mich alle mit ihrer Titelseite an. Für schöne Einbände schwärme ich ja. Hach! Ist es jetzt sehr peinlich, wenn ich sage, dass ich ein kleines bisschen vor Glück geheult habe?!


Ich ziehe meinen Mantel aus und schaue, staune und blättere. Eine junge Frau bietet mir einen Latte Macchiato an. Perfekt! Was brauche ich mehr?! Ich erinnere mich an die Geschichte von Isabel Bogdan aus Sachen machen* wie sie mal eine Nacht in dieser Buchhandlung eingeschlossen wurde. Ist das nicht ein Traum?! Ich suche mir ein paar Bücher aus und setze mich mit meinem Kaffee an den Tisch. Ich staple meine Favoriten hin und her, wäge ab und nehme schließlich eine klitzekleine Auswahl mit. Ich habe mich echt beherrscht. Dafür ist mein Wunschzettel frisch befüllt.

Dann nehme ich Abschied von dem herrlichen Buchladen. Auf dem Heimweg springe ich schnell bei meiner Friseurin rein und komme sofort dran. Schneiden und Föhnen geht ganz flott. Zu Hause koche ich mir gerade Spaghetti mit Tomatensauce, als der Teenie mit einem Schulfreund hereinkommt. Ich lade die Großen ein, mit mir zu essen. Es wird ganz lustig.

Später hole ich die drei Kleinen ab und wir verleben einen ganz ruhigen Nachmittag mit Lesen, Höhle bauen, naschen und spielen. Sollte ich einen perfekten Tag beschreiben, solch ein Tag wäre es.



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