Weißensee war damals auch Gemeinde für mich. Wir fuhren sonntags zur "Kapelle", so sagten wir immer. In einem schmalen Hof eingeklemmt, befand sich unsere kleine Kirche. Innen war alles schlicht in weiß und grün, schwere Holzbänke befanden sich darin, eine Empore und eine Orgel. In den hinteren Räumen fand die Sonntagsschule für die Kinder statt.
Weißensee war für mich der kleine Delikatessenladen an der Ecke, wo es immer so gut roch. Nur dort habe ich manchmal einen großen flachen goldenen Schokoladentaler bekommen oder die bunten Liebesperlen aus Zucker in der Plastiknuckelflasche.
Im Strandbad Weißensee schließlich habe ich mit meiner Berliner Oma schwimmen gelernt. Ich lag quer auf ihren ausgestreckten Armen und paddelte. In der Schwimmpause gab es Bockwurst mit Senf. Um den kreisrunden See sind wir spaziert und haben am Wildgehege die Tiere angeschaut.
In Weißensee hatte ich in der 7. Klasse PA - Produktive Arbeit. Von der Schule aus fuhren wir dort hin, um in einem Betrieb die echte Arbeitswelt kennenzulernen. Ausgestattet mit dunkelblauen Latzhosen und Sicherheitsschuhen standen wir an großen Industriebohrmaschinen und bohrten Metallgehäuse für Industriekaffeemaschinen.
Von Weißensee aus fuhr ich das erste Mal nach dem Fall der Mauer nach West-Berlin. Fast bis zur Spitze standen wir mit dem Auto an, um über die Brücke an der Bornholmer Straße zu fahren.
Weißensee heißt schließlich die Serie, mit der der Liebste und ich unsere gemeinsame Serienliebe begründeten. Eine hochspannende Geschichte, erzählt mit guten Schauspielern vor dem Hintergrund eines sehr interessanten Abschnitts der deutschen Geschichte. Heute um 20.15 Uhr läuft in der ARD die neue, dritte Staffel. Alle Folgen der 1. und 2. Staffel können hier angeschaut werden.
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der "Weiße See" mit Fontäne und Strandbad |