Freitag, 29. August 2014

Benno Pludra

"Bootsmann ist ein junger Hund, schwarz, weich und wollig. Er lebt am Meer auf einem Schlepper, einem kleinen, starken Dampfer, der große Dampfer schleppt. Der Kapitän des Schleppers heißt Putt Bräsing. Putt Bräsing ist Bootsmanns bester Freund. Er gibt ihm zu fressen und sorgt für seinen Schlafplatz.

Putt Bräsing und Bootsmann wohnen im Bauch des Schleppers. Sie schlafen in einer Koje. Putt Bräsing in einer großen, Bootsmann in einer kleinen. Bootsmanns Koje ist ein Schuhkarton. Aber es liegt saubere Putzwolle drin, und Bootsmann schläft warm und prächtig wie in einem Himmelbett.

Draußen ist Winter. Es hat Tage und Nächte hindurch gefroren. Viel Schnee ist gefallen und die Pfähle im Hafen haben weiße Hauben und die Schiffe sehen aus wie überzuckert."



So beginnt die Geschichte von "Bootsmann auf der Scholle". Ich glaube, genau so war das, als Benno Pludra in jungen Jahren als Schiffsjunge zur See fuhr. Er hat sehr gut beobachtet, damals, und sich die Bilder der rauen schönen Landschaft am Meer gut eingeprägt. So gut, dass er später im Leben als Schriftsteller davon erzählen konnte. In einer schnörkellosen aber eindringlichen Sprache hat er Bilder von Wind, Wellen, Schilf und Sand wiederauferstehen lassen.

Menschen meiner Generation, die in der DDR aufgewachsen sind, kennen die Geschichten von Benno Pludra. Sogar in der Schule wurden sie gelesen. "Bootsmann auf der Scholle" gehört unter anderem dazu, "Die Reise nach Sundevit" oder auch "Lütt Matten und die weiße Muschel". Einige weitere Bücher wurden auch verfilmt. Es sind angenehm unkitschige Erzählungen über Freundschaft, Mut und Sehnsüchte. Mit viel Meer. Klar, dass mir diese Bücher besonders gefallen, oder?!

Kindheitsbegleiter. Für mich. Und auch für meine Kinder.


Benno Pludra ist vorgestern im Alter von 88 Jahren gestorben.


mit Bildern von Werner Klemke