Freitag, 21. Juni 2013
Ein Kind
Ein Kind.
4 Jahre alt. Es schaut sich gerne Bücher an. Es liebt Pippi Langstrumpf, Pettersson und Findus und das Sams. Es spielt mit Lego, Playmobil, Holzbausteinen, Barbie und ihren Pferden. Es spielt mit dem Kaufmannsladen und mit dem Puppenhaus. Es verkleidet sich gerne als Fee oder als Ritter. Es spielt mit Autos und mit Puppen. Es malt und bastelt gerne. Es hört gerne Ritter Rost und Märchenschallplatten. Es spielt Vater, Mutter, Kind. Es mag rosa Zahnbürsten. Es trägt die Sachen vom großen Bruder und von der großen Schwester.
Mädchen? Junge?
Junge? Mädchen?
Der kleine Bruder hat sich in die alten Sandalen seiner Schwester verliebt. Sie passen ihm. Sie sind noch heile. Also zieht er sie an. Wir müssen keine neuen Schuhe kaufen gehen. Die Sandalen tun ihren Zweck. Sie sind rot. Alles prima.
Ich habe, ehrlich gesagt, darauf gewartet. Auf die ersten Bemerkungen. Es hat nur 4 Tage gedauert. "Mama, die Kinder im Kindergarten sagen, ich bin ein Mädchen." "Und, was meinst Du dazu?" "Na ich bin ein Junge, ist doch klar!" Damit ist für ihn das Thema erledigt.
Für mich nicht. Mir gibt es schon wieder diesen Stich. Hey, es sind nur Sandalen!
Ich bin so müde. So müde ob dieses Themas. Mädchen, Junge. Weiblich, männlich. Ich will nicht wieder und wieder diskutieren. Wieso gibt es im Moment alles nur noch in rosa oder blau zu kaufen? Das reicht von Kinderklamotten über Gartenscheren bis zu Schokolade und Grillsauce.
Dürfen Jungs rosa Donuts essen?
Ich bin nicht frei davon, auf Geschlechterklischees reinzufallen, das gebe ich ganz offen zu. Aber ich versuche, meinen Kindern alle Optionen offenzuhalten. Mein Mann und ich leben im Alltag vor, welche Fähigkeiten Menschen haben können. Ich renoviere gerne und mache Spielzeug heile, er macht die Wäsche und putzt die Fenster. Solche Fähigkeiten sind nicht angeboren, man kann sie lernen.
Und nun lasst doch dem kleinen Bruder die roten Sandalen. Danke.