Allein der Name schon! Sportfest. FEST! Uh. Also unter einem Fest habe ich mir immer etwas anderes vorgestellt.
Ich war schon im Kindergarten nicht sonderlich sportlich. Moppelig war ich damals noch nicht. Ich hatte einfach andere Interessen. Ich habe stundenlang gemalt und später auch den ganzen Tag gelesen. Rollschuhfahren konnte ich einigermaßen. Fahrrad bin ich gern gefahren. Und eine Wasserratte war ich.
Aber der Schulsport war der reinste Horror für mich. Ich war früher im Alphabet die Erste und kam bei Prüfungen zuerst dran. Schon in der 1. Klasse gab es Noten auch im Sport. Der Lehrer hatte eine Tabelle, in der stand, dass ein Kind Jahrgang 1976 soundso schnell laufen muss und soundso weit werfen muss usw. Ich fand das immer extrem gemein. Kurz vor den Zeugnissen brauchten die Lehrer noch Noten und haben uns bevorzugt die Stange hochklettern lassen. Da stand ich nun an diesem Ding, sprang so hoch ich konnte, hielt mich fest und hoffte, dass es reicht. Hochzuklettern habe ich nie geschafft. Fürchterlich. Manchmal sagte ich dem Lehrer, dass ich nicht will und es ja auch keinen Zweck hat, ich musste trotzdem vor der ganzen Klasse nach vorne gehen und mich blamieren. Aber die Klasse kannte das ja schon. Ich wurde bei Mannschaftsspielen auch immer als letzte ausgewählt.
Das Sportfest war der Höhepunkt des Schuljahres. Das Wetter war immer schön, meine Laune trotzdem trübe. Wir sollten gleich in Sportklamotten in der Schule erscheinen. Ich fühlte mich so unwohl darin. Immerhin fiel der Unterricht aus. Da war bestimmt auch Mathematik dabei. Der ganze Tag war eine einzige Blamage. Weitwurf: Schlecht. Weitsprung: Schlecht. Laufen: Schlecht. Hätte ich nicht meine Freundin gehabt, niemand hätte mich als Partner ausgewählt. Der Tag war also gelaufen und mein Ehrgeiz natürlich gleich Null. Später im Westen nannte sich das Sportfest "Bundesjugendspiele". Immerhin gab es eine Teilnehmerurkunde. War mir völlig egal. Dann hatte ich einen Autounfall und ein kaputtes Knie. Ich musste nie wieder mitmachen.
Erst während meiner Ausbildung zur Erzieherin hat mir der Sportunterricht Spaß gemacht. Es gab zwar auch Noten, aber es wurde geschaut, wie ich mich einbringe, ob ich mich bemühe und ob ich nicht gefehlt habe. Außerdem haben wir ganz viele kooperative Spiele gelernt, bei denen es nicht wichtig ist, zu gewinnen sondern ein gutes Team zu bilden.
Heute war an meiner Schule Sportfest. Hat mir Spaß gemacht. Ich durfte die Startklappe bedienen. Und die Kinder sahen eigentlich auch aus, als hätten sie Spaß. Ich wünsche es ihnen so sehr.
