Donnerstag, 16. Juni 2011

Wenn Mutti früh zur Arbeit geht... *

Vielen lieben Dank für die ausführlichen Kommentare zu meinem gestrigen Eintrag. Wow! Knapp 2000 Besucher zeigen, daß das Thema sehr bewegt. Ich denke, keine Mutter muß sich verstecken, egal wie sie lebt und was sie tut. Ich muß zugeben, ich hatte zunächst Bedenken, diesen Text zu schreiben, weil ich Angst hatte, daß wieder eine Diskussion ausbricht, wer denn nun die besseren Mütter sind. Dazu ist es zum Glück nicht gekommen, dafür danke ich Euch sehr!
Ich möchte noch ein bißchen erzählen. Bei meinem ersten Kind war ich 22 Jahre alt. Ich habe anfangs sehr mit meiner Mutterrolle gehadert. Zu Hause sein mit einem Baby, das sollte nun alles sein? Die Annahme meines Ex- Mannes, ich würde doch den ganzen Tag nur auf dem Sofa sitzen, hat mich dazu gedrängt, schnell wieder arbeiten zu gehen. Ich wollte mich beweisen. Mit 8 Monaten gab ich meinen Sohn in die Krippe, um wieder als Erzieherin zu arbeiten. Der Kleine wurde daraufhin ziemlich krank. Ich nahm ihn aus der Krippe und gab ihn zu einer Tagesmutter. Dort weinte mein Sohn den ganzen Tag. Die Tagsmutter nahm Baldrian. Ich fühlte mich immer schlechter und fand es falsch, daß ich auf andere Kinder aufpasse und mein eigenes Kind ist woanders. Ich hörte auf zu arbeiten, trennte mich von meinem Mann und blieb zu Hause, bis mein Sohn 3 Jahre alt war. Dann wollte ich arbeiten, um nicht länger von der Sozialhilfe abhängig zu sein. Die Eingewöhnung im Kindergarten dauerte lange und war schwierig für uns beide. Ich arbeitete im Früh- und Spätdienst, mein Sohn war der Erste oder der Letzte im Kindergarten. Wir lebten von der Hand in den Mund. Mein Sohn verbrachte seine Ferien auf meiner Arbeitsstelle und kam mit auf diverse Kinderreisen. Viel Zeit blieb uns nicht zusammen. Ich bin froh, dass er in der Schule so ein guter Schüler war, denn ich hätte nicht mit ihm üben können. Er ging zu keinerlei Kindergruppen, denn dazu blieb keine Zeit.
Bei den beiden Kleinen bin ich nun entspannter. Ich weiß, wie rasend schnell die Zeit verfliegt, bis sie groß sind und habe von vornherein mehr Zeit eingeplant, um zu Hause zu bleiben. Ich ahnte natürlich nicht, daß das Mutzelchen so gerne in den Kindergarten geht, daß ich mich während der Eingewöhnung schon am ersten Tag überflüssig fühlte. Der kleine Bruder zieht nun nach und ich denke, er geht genauso gerne ab August in den Kindergarten. Ab Herbst werde ich meine Weiterbildung anfangen. Vielleicht werde ich dann auch einen Job haben. Vielleicht auch nicht. Das ist jetzt nicht so wichtig. Dann konzentriere ich mich eben mehr auf meinen Shop und aufs Nähen, was im Moment zu kurz kommt. Im Moment habe ich glücklicherweise die Wahl und vor allem einen Mann, der voll und ganz hinter dem steht, was ich mache. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Und deshalb kann ich meinem Kleinsten zuschauen, wie er Bänder in die Dose tut. Die Dose zuschraubt. Wieder aufmacht. Die Bänder wieder herausholt. Und ich sehe ihm an, wie es in seinem kleinen Gehirn rattert und er lernt und lernt und lernt in jeder Minute seines jungen Lebens. Und ich darf das sehen und mein Herz wird ganz warm. Schön.

Und so ging es weiter...































*Titel eines DDR- Kinderliedes