Nach meinem beruflichen Termin im Schabbellhaus lasse ich mein Fahrrad lieber gleich dort stehen und gehe zu Fuß ins Zentrum der Stadt. Der erste Schnee in Wismar! Ich bin ja so gespannt, wie er der Stadt steht.
Über jede Flockenansammlung freue ich mich. Hier liegt die weiße Pracht auf den letzten tapferen Blüten im Blumenkasten, dort auf einem Fenstersims. Ich finde die zarte Schneedecke ganz hübsch. Unterdessen schneit es immer heftiger. Die bunten Buden des Weihnachtsmarktes trotzen dem Weiß und Grau. Und auch die Giebelhäuser mit ihren Weihnachtsdekorationen geben ihr Bestes.
Gemütlich ist es nicht. Der Wind pustet heftig. Der Schnee ist nass. Doch ich will unbedingt noch den Hafen bei Schneefall sehen. Ich stapfe vorsichtig durch Matsch und über Kopfsteinpflaster.
Ein paar der Fischerboote sind gar nicht an ihrem Liegeplatz im Alten Hafen. Sind die Fischer bei diesem Wetter etwa noch draußen auf dem Meer? Die Poeler Kogge ist anscheinend auch unterwegs. Die Fischverkaufsboote vorne an der Promenade schaukeln bei dem Wellengang ganz schön.
In der kleinen Linden-Allee an der Frischen Grube direkt zwischen der Kirche St. Nikolai und dem Schabbellhaus muss ich mehrmals hinsehen. Das Licht an dieser Stelle ist ganz unwirklich hell. Ich schaue mich um, ob an der Baustelle nebenan Strahler eingeschaltet sind. Nein, nix zu sehen. Ich schaue wieder auf die Allee. Warum ist das so hell?
Ich steuere meine Lieblingsplätze zum Fotografieren an. Dass die Schneeflocken so gut auf den Bildern zu sehen sind! Durchs Wassertor, dem einzigen erhaltenen Stadttor, betrete ich die Altstadt erneut und laufe wieder zurück zu meinem Fahrrad.
Der Wind pustet die Schneeflocken waagerecht zwischen den kahlen schwarzen Bäumen hindurch. Und überhaupt könnte diese Stelle genau so vor 100, 200 oder auch fast 500 Jahren ausgesehen haben. Die Schweine an der Schweinebrücke sind mittlerweile ganz eingeschneit. Ich schließe mein Fahrrad ab und schiebe es nach Hause. Meine Schuhe sind nass und meine Füße sind kalt. Aber Herz und Bauch sind ganz warm vor Freude über den ersten Schnee und meine schöne neue Heimatstadt Wismar.
Ich danke für das Mitlesen und die Anteilnahme. Hier gibt es die Möglichkeit, etwas in die virtuelle Kaffeekasse zu tun. Herzlichen Dank für die Anerkennung!