1. Oktober 2018
Seit Tagen beobachte ich in meiner Wetter-App das Wetter am Urlaubsort. Ich will sichergehen, dass an dem Tag, an dem wir meinen absoluten Lieblingsort besuchen würden, blauer Himmel und Sonnenschein ist. Am Montag soll der schönste Tag werden.
So fahren wir zunächst nach Løkken. Diese hübsche Kleinstadt liegt direkt an der Nordsee ungefähr 30 Kilometer südlich von Hirtshals. Von unserem Ferienhaus an der Ostsee an gegenüberliegenden Landesseite fahren wir genau eine Stunde dorthin. Die Fahrt übers Land ist herrlich. So sehen wir ein bisschen was von der Gegend. Schöne Ortschaften, kleine Häuschen, im Landesinneren auch mal Wald, viele Pferde und Vogelschwärme.
In Løkken suchen wir uns einen Parkplatz und laufen ins Ortszentrum. Die gelb getünchten Häuser vermitteln auch jetzt im Herbst ein freundliches und sommerliches Gefühl. Wir laufen durch die kleine Fußgängerzone. Hier gibt es einen Laden für Kindermode, wo wir vor drei Jahren schöne Schalmützen für die Kinder gekauft haben. Einen Einkauf hatte ich fest eingeplant. Im Laden gibt es wirklich schöne Sachen, aber leider keine warmen Mützen. Da wir nichts anderes brauchen, kaufen wir nichts.
Die Kinder haben sich schon lange auf die Bonbonmacherei am Marktplatz gefreut. Wir treten ein und uns empfängt ein warmer und süßer Geruch. In der Schauwerkstatt ist gerade Pause, so gehen wir gleich durch in den Shop. Die Kinder dürfen sich jedes eine eigene Tüte mit Bonbons zusammenstellen. Ich verrate es gleich: die kleinen süßen Kunstwerke werden nicht lange halten. Weil das Pfannkuchen haus im Ort leider geschlossen hat, essen wir zwischendurch nur Pommes, was leider nicht so berauschend war.
Dann gehen wir an den breiten Sandstrand. Er gehört zu den schönsten, die ich kenne. Der Blick auf Meer und Himmel ist weit, weit, weit. Die Wellen rollen ziemlich laut grollend ungebremst auf den Strand. Was neulich den über 400 weißen Badehäuschen, für die der Ort berühmt ist, zum Verhängnis wurde. Sie wurden bei einem Sturm von den Wellen ganz schön durcheinandergewirbelt. Bei unserem Besuch sind sie alle schon bis zum nächsten Frühling weggeräumt. Die Fischerboote mit den flachen Böden stehen ein wenig weiter an Land. Sie haben den Ort früher reich gemacht, weil nur auf diese Art in der Gegend in Orten ohne Hafen Handel betrieben werden konnte.
In der Ferne sehen wir schon den wahren Grund unseres Ausflugs: die riesige Wanderdüne Rubjerg Knude mit dem Leuchtturm.
Wir kommen auf dem Parkplatz in der Nähe der Wanderdüne an und laufen los. Unterwegs wird uns ganz schön warm. Es dauert ein bisschen, bis wir am Sandberg ankommen. Leider haben wir unsere Babytrage vergessen, deshalb bleibt der Liebste mit der Augustschnuppe zurück. Sie schläft wenig später im Wagen ein.
Ich laufe mit dem Mutzelchen, dem kleinen Bruder und dem Adventsjungen die riesige Düne hoch. Es ist nicht ganz leicht, aber irgendwann stehen wir endlich oben und genießen den tollen Blick über die Landschaft hinter uns. Noch ein kleines Stückchen und dann sehen wir den Leuchtturm. Er ist der Grund, warum wir in diesem Jahr schon die lange Reise ganz in den Norden Dänemarks auf uns genommen haben.
Die Tage des Leuchtturms an dieser Stelle sind nämlich gezählt. 1899 wurde der Leuchtturm mitsamt 4 Nebengebäuden auf der Steilklippe errichtet. Damals waren es noch 200 Meter bis zur Kante über dem Meer. Dann kam das Meer immer näher und der Wind blies soviel Sand aufs Land, dass sich eine Düne bildete. Die war so hoch, dass der Leuchtturm vom Meer aus nicht mehr zu sehen war. Um den Sandflug zu stoppen, bepflanzte man die Düne mit Strandhafer mit der Folge, dass sich nun noch mehr Sand ablagerte. Im Sommer 1968 gab man den Kampf schließlich auf und der Leuchtturm wurde außer Funktion gesetzt.
1980 wurde in den Nebengebäuden eine Ausstellung zum Thema "Sand und Sandtreiben" eröffnet. Doch der Sand hörte einfach nicht auf, zu wandern. In den 90er Jahren gab man schließlich auf und beschloss, dem Sand einfach freien Lauf zu lassen. Das gesamte Gebiet wurde unter Naturschutz gestellt. Von den Gebäuden wurden die Dächer abgenommen, damit sie nicht einstürzen. Sie wurden vollständig von Sand begraben. Die Düne wanderte weiter ins Landesinnere. 2004 kam das erste Gebäude wieder zum Vorschein. Es war von der Last des Sandes vollständig zerstört.
Erst 2015 wurde der Leuchtturm noch für Besucher zugänglich gemacht. Damals waren wir im Herbst auch dort. Eine Treppe wurde eingebaut und die Aussichtsplattform eröffnet. Man rechnete mit ungefähr 10 Jahren, die der Leuchtturm noch stehen würde, bis er wohl ins Meer stürzen würde. Doch mittlerweile ist die Erosion der Steilküste so rasant vorangeschritten, dass der Turm mit Glück noch den nächsten Winter schafft.
Und genau deshalb wollten wir den Leuchtturm noch einmal sehen. Als wir näher kommen, bin ich etwas entsetzt von der Umgebung des Turmes. Wir müssen über Schutthaufen klettern, Fundamente liegen frei, überall liegen zerbrochenes Glas oder Plastikteile. Dicke Metallstifte oder zersplittertes Holz schauen spitz aus dem Sand hervor. Die Überreste der Nebengebäude sind unübersehbar. Es ist schon ein bisschen gefährlich.
Wir erreichen die Tür unten im Turm. Die Kinder beginnen gleich mit dem Aufstieg. Ich schaue hoch und sehe, das gesamte Treppenhaus besteht nur aus Lochblechen. Ich kann von ganz unten nach ganz oben komplett durch den Turm durchschauen. Ich betrete die ersten Stufen. Das Blech ist ganz weich und gibt in der Mitte der Stufen etwas nach. Uhhhhh! Ich traue mich nicht! Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich später beim Abstieg nach unten schauen würde und fast nur leeren Raum sehen würde. Nein, nein, ich ärgere mich ein bisschen, aber das schaffe ich nicht.
So warte ich unten ein klein bisschen besorgt auf die Kinder. Die winken mir fröhlich von oben zu und sind kurze Zeit später wieder bei mir. Wir stehen noch ein bisschen auf der Klippe und schauen aufs Meer. Es ist ein Traumblick! Doch wir wollen den Liebsten nicht mehr allzu lange warten lassen und machen uns auf den Rückweg. Unterwegs probieren wir vom Sanddorn und bestaunen die windschiefen kleinen Bäume.
Der Leuchtturm soll übrigens nicht einfach ins Meer stürzen. Die dänische Naturbehörde hat Pläne: sollte der Turm nur noch 5 Meter von der Steilküste entfernt sein, wird der Zugang zum Turm gesperrt. Dann soll der Turm abgetragen werden und ein Stück weiter im Landesinneren wieder aufgebaut werden. Denn auf so einen Touristenmagnet möchte man nun doch nicht verzichten.
Fortsetzung hier...
Was für herrliche Urlaubstage. Danke fürs Mitnehmen in den 2 Blogbeiträgen und die wirklich fantastischen Fotos. Man spürt förmlich die Meeresluft...
AntwortenLöschenLieben Gruß
moni