"Sehen Sie, was ich sehe? Sie kennen sich doch schon aus, nicht wahr?!" Die Ärztin im riesigen Universitätsklinikum fährt mit der Sonde des Ultraschallgerätes ganz unten über meine Bauchdecke. Auf dem Monitor ist bildschirmfüllend ein großes Oval zu sehen. Ja, ich sehe es auch: es ist eindeutig der Kopf meines Babys. UND ER LIEGT UNTEN!!!
Die letzten Wochen war ich etwas angespannt. Tränen sind auch geflossen. Das Baby saß mit seinem Popo in meinem Becken und rührte sich nicht. Mehrmals täglich machte ich Übungen, ölte meinen Bauch und leuchtete dem Baby mit einer Taschenlampe den Weg. Alles, damit das Baby sich mit dem Kopf nach unten dreht. In die perfekte Startposition für eine Geburt. Nur ca. 4% der Babys liegen zur Geburt noch in Beckenendlage. Sollte unser Baby etwa zu diesen seltenen Persönchen gehören?
Ich sah die Chance auf eine Hausgeburt schwinden. Mit einer Beckenendlage müsste ich zur Geburt auf alle Fälle in ein Krankenhaus gehen. Dann wäre die Suche nach einer Hebamme und alle Vorbereitungen in der Schwangerschaft umsonst gewesen. Ich hätte im Krankenhaus keine Hebamme dabei, die mir vertraut ist, was mir enorm wichtig ist. Durch die Seltenheit einer Beckenendlage hätte ich in der Klinik trotzdem wahrscheinlich (zu) viel Personal um mich herum und würde nicht alleingelassen werden, wie so viele Frauen im Moment unter der Geburt. Auch beruhigend irgendwie, aber ach...
Ich wollte vorher noch die äußere Wendung probieren. Dabei wird von ärztlicher Seite und unter OP-Bereitschaft versucht, mit gezielten Handgriffen von außen das Baby im Bauch zu drehen. Die Chance, dass sowas klappt, liegt bei etwas über 50%. Sollte dabei etwas Unvorhergesehenes passieren, würde das Baby sofort per Kaiserschnitt geholt werden. Auch damit hatte ich mich nun schon abgefunden und den Kaiserschnitt eingeplant.
Diese Woche stand also der Beratungstermin an. Ich fuhr eine Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ans andere Ende der Stadt. Das Universitätsklinikum ist das größte Krankenhaus, das ich je in meinem Leben gesehen habe. Um zur Station für Geburtshilfe zu gelangen, musste ich das gesamte Gebäude mit seiner bahnhofsähnlichen Empfangshalle, Rolltreppen und seinen langen Fluren bis ganz nach hinten durchqueren und dann mit dem Fahrstuhl ganz nach oben fahren.
Ich war ziemlich aufgeregt und auch gespannt, was die Untersuchung ergeben würde. Vielleicht ließe sich ja auch irgendein Grund für die Sitzblockade des Babys erkennen? Nach einem kurzen Gespräch kommt die Ärztin gleich zur Sache. Ich darf mich auf eine Liege legen und schon gehts los. Wir sehen es sofort: das Baby liegt mit dem Kopf nach unten in perfekter Startposition.
Mir kommen die Tränen und die ganze Anspannung der letzten Wochen fällt von mir ab. Ich kann das gar nicht glauben. Noch vor einem Tag hatte die Hebamme doch noch nach dem Baby getastet, war sich allerdings nicht ganz sicher. Mir fällt die eine Nacht vom Wochenende ein, in der ich fast nicht geschlafen habe und zwei Mal von dem Gerumpel in meinem Bauch aufgewacht bin. Und seit zwei Tagen zieht und piekst es ganz schön nach unten. Uff. So kann es nun gerne bleiben. Niemand rührt sich vom Fleck, bitte!
Und sonst so? Ich kann es kaum glauben, dass nun schon der Endspurt der Schwangerschaft begonnen hat. In nur noch +/- 30 Tagen werden wir unser Sommermädchen in den Armen halten dürfen. In 9 Tagen beginnt die offizielle Rufbereitschaft unserer Hebamme. Ab diesem Zeitpunkt darf das Kind zu Hause zur Welt kommen. Eine Kliniktasche habe ich trotzdem gepackt und mich auch in der nächsten Klinik angemeldet.
Bis auf meine langsame Watschelei geht es mir ganz gut. Ich komme schneller aus der Puste und mein Becken fühlt sich klapprig an. Wenn mir etwas runterfällt, lasse ich es auch schonmal liegen. Das Umdrehen im Bett fällt mir schwerer. Ohne mein langes Seitenschläferkissen gehe ich nirgendwo hin. Haut und Haare sind prima, vom Sodbrennen werde ich im Moment zum Glück verschont. Die Vorwehen haben zugenommen und kommen am Abend fast alle halbe Stunde.
Für die Hausgeburt ist alles vorbereitet. Mit der Hebamme und ihrer Kollegin, die sie zur Geburt rufen wird, sind wir beim Vorbereitungsgespräch eine detaillierte Liste durchgegangen. Kuschelige Handtücher und Einmalunterlagen sind genügend vorhanden. Malerfolie wird immer wieder empfohlen. Die habe ich aber noch nie gebraucht und die werde ich auch niemals verwenden. Das kriege ich im Kopf beim besten Willen nicht mit Geburt zusammen. Ich habe für den Boden eine weiche, extra dicke Gymnastikmatte und einen doppelt großen wasserundurchlässigen Matratzenschoner* besorgt. Ich weiß, ich werde mich eh nicht im Bett oder auf dem Sofa aufhalten, da ich mich unter der Geburt eher in aufrechter Haltung wohlfühle.
Eine gute Lampe haben wir, die ersten Anziehsachen fürs Baby liegen bereit, bequeme Kleidung für mich auch und eine genau gehende Uhr, klar. Papierkram für die Anmeldung des Babys beim Standesamt, den großen Bluttest auf Stoffwechselstörungen und das neue Vorsorgeheft für Kinder sind schon vorbereitet. Der Kinderarzt ist auch informiert. Jetzt fehlen noch ein paar Müsliriegel für uns und eventuell hungrige Hebammen und dann, ja dann fehlt uns nur noch das Baby :-)
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