Donnerstag, 7. Januar 2016

Donnerstag

Ich bin um 5 Uhr wach. Eigentlich bin ich nicht mehr allzu müde, liege aber im Dunklen und schlafe doch kurz vor 6 wieder ein. Ich träume, ich besuche Bekannte und die haben im Garten Leoparden. Ich habe große Angst, aber als die Tiere dem Adventsjungen zu nahe kommen wollen, werde ich richtig groß und imponiere die Tiere alleine durch mein Auftreten. Sie werden zu schmusigen Kätzchen.

Als der Liebste mich weckt, bin ich müde und schleiche ins Bad. Am Frühstückstisch eingetroffen, steht schon mein Kaffee bereit. Alle drei Kleinen sitzen da und frühstücken Brot oder Müsli. Der Teenie hat heute wieder erst zur dritten Stunde und schläft noch. Der Liebste verabschiedet sich ins Büro. Ich komme später mit den Kindern pünktlich los. Für das Anziehen von Fleecejacken, Schneeanzügen, Mützen, Jacken und Handschuhen gehen ein paar Extraminuten drauf.

Es ist noch stockfinster draußen. Wir sehen unser Lieblingsmüllauto mit den mitreisenden alten Kuscheltieren. Der auf dem Trittbrett mitfahrende Müllfahrer winkt den Kindern fröhlich zu. Vor der Schule ist wieder das allmorgendliche Verkehrschaos. Ich verabschiede mich vom Mutzelchen und dem kleinen Bruder und laufe mit dem Adventsjungen weiter zum Kindergarten.

Weil ich heute wieder erst um 10 Uhr anfange, zu arbeiten, habe ich zu Hause noch ein bisschen Zeit. Ich bringe die Wäsche in den Trockner und räume die Küche auf. Dann mache ich mir noch eine Tasse Kaffee und lese im Internet. Bei Anja lese ich den traurigen Beitrag "Und dafür bin ich Hebamme geworden?" und bedaure die schlimme Entwicklung in unseren Geburtstationen sehr. Die geschilderten Zustände sind leider schon lange Normalität und ein wichtiger Grund, warum ich meine Kinder mit Beleghebamme, im Geburtshaus oder zu Hause mit 1:1 Betreuung geboren habe.

Ich radle los und bringe unterwegs meine gestern eingetüteten Briefe weg. Portoerhöhung! Ein paar einzelne Centmarken werden schnell dazugeklebt.

Im Kindergarten erwarten mich die Honorarkraft und eine Praktikantin mit acht kleinen Kindern unter 3 Jahren. Alle anderen Kinder machen einen Ausflug und sind erst zur Schließzeit wieder da. Mit den kleinen Wuselingen haben wir ganz schön zu tun. Erst lassen wir sie mit kinetischem Sand spielen, dann kleben wir Kügelchen aus Krepppapier auf und später bauen wir mit Bauklötzen. Dazwischen wickeln im Akkord, Nasen abwischen, trösten und kuscheln. Ziemlich herausfordernd und nach jahrelanger Arbeit in der Schule eine kleine Neuerung für mich.

Nach dem Feierabend radle ich nach Hause. Unterwegs hole ich frisches Brot und staube bei Budni Lindt-Schokolade von Weihnachten zum 1/4 Preis ab. Dann treffe ich den Teenie auf der Straße und biete ihm an, ihn mit dem Lastenrad mitzunehmen. Bis 100kg Zuladung sind erlaubt. Aber irgendwie will er nicht ;-)

Zu Hause sichte ich die Post und falte Wäsche. Dann hole ich die drei Kleinen. Die Horterzieherin vom kleinen Bruder erzählt mir, wie toll er schon lesen kann. Wie schön! Wir treffen noch einen Freund vom kleinen Bruder und dessen Mutter und schon haben die beiden Jungs für nächste Woche eine Verabredung. Der Adventsjunge ruft im Kindergarten "Nein Mama, noch nicht!". Ich sehe das als ein gutes Zeichen, denn er fühlt sich wohl im Kindergarten.

Am Nachmittag gibt es Kekse und Obst. Dann spielen die Kinder. Der Teenie verabschiedet sich ins Fitnessstudio. Das Mutzelchen möchte tuschen und setzt sich zu mir an den Esstisch. Ich kann endlich in meine Zeitschrift reinschauen und freue mich, dort einen Bericht über die kleine Kaffeerösterei Frieda-Kaffee, die wir im Sommerurlaub in Angeln besucht haben, zu lesen. Eine schöne Erinnerung, dort mal wieder frisch geröstete Bohnen zu bestellen.



Mein Papa ruft an. Als wir uns begrüßen, klingelt es an der Tür. Ich lege das Telefon kurz zur Seite und öffne die Tür. Der Postbote bringt Päckchen und eins davon benötigt das Post-Ident-Verfahren. Dazu muss der Postbote den Personalausweis sehen und alle Angaben notieren. Das dauert eine Weile. Ich schließe die Tür und erledige etwas für die Kinder. Nach einer Viertelstunde merke ich, dass ich meinen Papa am Telefon vergessen habe. Ich rufe ihn zurück und wir unterhalten uns ein bisschen.

Auf dem Heimweg hatte der kleine Bruder beklagt, dass seine Schuhe beim Laufen immer aufgehen. Und tatsächlich, der Klettverschluss ist total ausgenuddelt, nichts klettet mehr. Mist, die supergünstigen Schuhe waren wohl doch nicht die beste Wahl. So sitzen der kleine Bruder und ich auf dem Sofa und suchen am Rechner bei amazon neue Schuhe aus. Das Mutzelchen kommt hinzu und schaut uns über die Schulter.

Warum der Adventsjunge die ganze Zeit so ruhig ist, entdecken wir dann: er hat die große neue Dose Nivea-Creme zu fassen gekriegt. Ich finde den Anblick vom völlig weißen Badezimmerboden und dem gut duftenden, weißen Kind zu schön. Aber die anderen Kinder fangen an, zu schreien. Vor allem, als sie merken, dass der Adventsjunge auch im Kinderzimmer Legosteine und Schreibtische eingecremt hat. Da fängt der Adventsjunge auch an, zu weinen.

Er tut mir so leid, denn ich gönne ihm die schönen ruhigen Minuten. Ich bin selber ein haptischer Mensch und liebe es, verschiedene Texturen zu fühlen. Ich tröste den Kleinen und ziehe ihn um und schonmal den Schlafanzug an. Der Teenie reinigt das Bad und die Spielsachen. Ich freue mich innerlich, dass ich so ruhig geblieben bin und in der Situation Kraft und Nerven hatte, darüber zu lächeln. Vor ein paar Wochen hätte das wahrscheinlich ganz anders ausgesehen.

Wir essen Abendbrot und warten dabei auf den Liebsten. Er hat sich im Büro in einer Sache festgearbeitet und die Zeit vergessen. Nach dem Sandmännchen bringen wir gemeinsam die Kinder ins Bett und treffen uns zum Reden, Tee und Serie auf dem Sofa.


4 Kommentare:

  1. 3 mal beim Lesen gelacht. Vllcht solltest du dem Teenie das nächste Mal eine Fahrt mit Schlitten anbieten? ;)

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  2. Meine Kinder sind ja schon erwachsen, aber ich lese immer wieder gerne mit, da mir vieles noch so gut in Erinnerung ist und wir wohl den selben Erziehungsstil hatten/haben. Besonders gerne lese ich ueber den Teenie, ich finde es ganz toll, dass er so liebevoll mit seinen doch so viel juengeren Geschwistern umgeht, Und aus eigener Erfahrung weiss ich, dass sie, auch wenn sie schon "so gross" sind, auch immer noch liebevolle Zuwendung brauchen.Und ganz ehrlich: Das hoert auch nie auf - genau wie das sich immer Gedanken um sie machen... Lach...
    Schottische Gruesse,
    Nessie

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  3. Hach, wie herrlich. Das haben meine Kinder auch beide gemacht. Die Tochter hatte meine Bepanthen-Creme an Bett und Schrank verteilt. Den Schrank zieren immer noch ihre fettigen Handabdrücke. So winzig im Vergleich zu den heute 12 jährigen Händen. Dann hat sie leider auch einmal das Pfefferminzöl zu fassen bekommen. Ihre Augen brannten dann, sie rieb daran und es brannte noch mehr. Arme Maus. Heute erinnert sie sich an beides nicht mehr.
    Und der Sohn hat die dicke Kaufmanns-Creme auf die Fensterbank im Badezimmer geschmiert. Und die Dose wieder ordentlich verschlossen. Nachdem ich das gereinigt hatte, war wenige Stunden danach wieder Creme auf der Fensterbank. Ich befragte die Kinder dazu und er erzählte, dass er wissen wollte, wie die Creme aussieht, wenn sie älter ist. 'Staubig, Spätzchen' 😊

    LG und vielen Dank für diese Perle
    Katja aus Ahrensburg

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  4. Vielen Dank für den Tipp. Habe soeben bei der Kaffeerösterei Frieda eine Bestellung aufgegeben.
    LG
    Che Vaux

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