Ich habe vier Kinder selbstbestimmt geboren. Ohne Eingriffe, ohne PDA, ohne Kügelchen oder sonstiges. Ich kann Schmerzen ganz gut ab, das liegt daran, dass ich schon ziemlich viele Schmerzen in meinem Leben erleiden musste. Ich hatte eine tolle Begleitung durch meinen Mann und gute Hebammen, die mir gedient haben. Ich habe Glück gehabt, oh ja!
Ich habe dafür aber im Vorfeld auch ein bisschen was getan. Ich habe mich informiert. Ich habe Vorsorge getroffen, dass die Geburten so verlaufen, wie ich es mir vorstelle. Für den Fall, dass während der Geburt Veränderungen eintreten, hatte ich vorgesorgt. Selbst ein Kaiserschnitt war nicht ausgeschlossen und war genauso detailliert geplant. Ich lebe ja zum Glück in einem Land zu einer Zeit, in der ich die Errungenschaften der modernen Medizin nutzen kann, wenn ich sie denn brauche.
Ein Kind kommt auf die Welt. Eine Frau wird zur Mutter. Wie, wo und unter welchen Umständen das passiert, ist ihre ureigene individuelle Geschichte. Das gehört respektiert. Punkt.
Für ein Buchprojekt sollen mutmachende Geburtsgeschichten gesammelt werden. Unter dem Titel "Selbstgeboren" sollen nur Geschichten von interventionslosen Geburten erzählt werden. Von diesen Geschichten hört man heutzutage in der Tat immer seltener.
Als ich allerdings den Begriff "selbstgeboren" las, war mir gleich mulmig und ich ahnte schon, was passieren würde: dass Frauen, Mütter, sich gegenüber stehen anstatt miteinander auf das zu schauen, was alle vereint: der Wille, Kinder zu haben und gut für sie zu sorgen. Jetzt sind da viel Traurigkeit, Wut, Unverständnis und Schuldzuweisungen.
Im Zuge der Elternproteste zur Hebammenrettung ist mir in den letzten Wochen schon aufgefallen, warum das Thema anscheinend nicht alle Eltern berührt. Es entsteht der Eindruck, es gehe eben nur um ein paar Prozent Haus- oder Geburtshausgeburten. Das stimmt nicht und ich weiß nicht, wie man das noch anschaulicher vermitteln kann.
Selbstbestimmung braucht es nicht nur unter der Geburt. Selbstbestimmung fängt im Grunde mit der eigenen Geburt an. Jeder einzelne Mensch möchte über sich selbst bestimmen, das ist ein ganz natürliches Bedürfnis. Selbstbestimmung hat etwas mit Selbstbewusstsein zu tun. Diese Selbstbestimmung sollten wir nicht aufgeben. Und deshalb sollten wir dafür eintreten. Miteinander statt gegeneinander.
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Berlinmittemom, Nicole, Mama Mia, Susanne, Ich lebe jetzt