Meine Schlafstatt war eine harte Sperrholzplatte mit Klappbeinen. Darauf lag meine Kuscheldecke. Sie war gelb und weiß mit Herrn Fuchs und Frau Elster drauf. Die Decke rutschte auf dem glatten Untergrund hin und her. Alle anderen Kinder in dem großen Gruppenraum schliefen. Die langen dunkelblauen Vorhänge waren geschlossen. Hier und da blitzte das Tageslicht durch einen Spalt.
Ich sehnte mich nach dem Ende des Mittagsschlafes. Ich konnte einfach nicht schlafen! So summte ich selbstausgedachte Melodien vor mich hin. Oder dachte mir Geschichten aus und erzählte sie mir flüsternd. Das störte die anderen Kinder beim Schlafen. Deshalb wurde meine Liege ganz vorne an die geöffnete Tür zum Gruppenraum gestellt. So hatten mich die Erzieherinnen im Blick, die während der Mittagsschlafzeit der Kinder ihre Pause hatten. Sie trafen sich in der Mitte des Flures und saßen dort zusammen an einem Tisch.
Einmal musste ich dringend zur Toilette. Wir durften während des Mittagsschlafes aber nicht aufstehen. Ich wartete auf den passenden Moment und huschte über den Flur zum Waschraum. Ich wurde ertappt. Die Erzieherin kam hinter mir her und befahl mir, so lange auf der Toilette sitzen zu bleiben, bis sie mir die Erlaubnis gab, wieder aufzustehen. So saß ich da, nur mit Unterwäsche bekleidet und habe ziemlich gefroren. Die Toiletten hatten keine Türen und waren nur durch kleine Stellwände voneinander getrennt. Dann war der Mittagsschlaf beendet und andere Kinder warteten, dass ich den Platz freimache. Ich sagte ihnen, dass ich nicht aufstehen dürfe. So wurde ich begafft und es dauerte noch eine Ewigkeit, bis ich aufstehen durfte.
Manchmal wurde meine Liege auch gleich im Waschraum auf den braunen genoppten Fliesen aufgestellt. Da konnte ich niemanden stören. Ich guckte mir die Waschbecken von unten an und sang vor mich hin.
Ich war trotz allem, man mag es kaum glauben, ganz gerne im Kindergarten. Ich kann mich noch an sehr viele Details erinnern. Es gab eine Bauecke und eine Puppenecke. Der weiße Schrank mit den Spielen war bis obenhin gefüllt.
Morgens nach dem Frühstück mit matschigem Müsli (na gut, das war vielleicht wirklich nicht so toll, und dass wir es aufessen mussten, auch nicht), durften wir uns aussuchen, wo wir spielen wollen. Dann gab es eine Zeit, in der gemalt und getuscht wurde. Der Garten war riesig und wir hatten viel Freiraum zum spielen. Die Turnstunden waren spannend, da der Turnraum im Keller war. Wir Kinder gruselten uns ein bisschen und dachten uns Geschichten über die Hexe aus, die angeblich dort unten wohnte. Wir spielten Märchen nach, feierten den Kindertag und Fasching ganz groß und suchten unsere Osterkörbchen im Garten.
Es war alles ziemlich reglementiert und gut organisiert. Die Erzieherinnen waren sehr streng und wir schauten zu ihnen auf. Es war meine Kindheit und es ist okay so. Manche Sachen gehen heute eigentlich gar nicht mehr. Ich mache niemandem einen Vorwurf.
Aber wenn ich da mittags auf meiner Pritsche gelegen habe, dachte ich so bei mir, dass die Arbeit mit Kindern sehr viel Spaß machen müsste. Wenn ich Erzieherin wäre, würde ich das alles ganz anders machen.
Und so ist es gekommen. Der Beruf macht mir richtig Freude! Kat von der Blogprinzessin hat ein kleines Interview zu meinem Beruf mit mir gemacht. Lest bei Ihr weiter!
![]() |
Anfang 1980 - ich bin 3,5 Jahre alt |