Letzte Woche bekam ich aus dem Nachlass meiner Oma ein Paket voller Erinnerungen geschickt. Fotoalben, Briefe, Urkunden, Rezepte, Kalender... Eine wahre Schatzkiste! Jetzt stöbere ich in den Sachen und tauche ein in das Leben der Generationen vor mir. Leben auf dem Hof in Ostpreußen, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Beerdigungen, Wismar, die Ostsee - die Eckpunkte im Lebenslauf. Wenige Reisen, ein kleiner Garten, bescheidenes Glück. Gesichter von Menschen, die ich nicht mehr fragen kann. Dass meine Oma wirklich sparsam gelebt hat, sieht man an dem Kalender von 1947, den sie bis zum Schluss als Geburtstagskalender benutzt hat. Ihr dünnes Tagebuch beschreibt die Flucht und das karge Leben nach Kriegsende. 1949 erst begreift die Familie, dass sie wohl nicht mehr in die Heimat zurückkehren kann. Sehr gut gefällt mir die handgefertigte Silberbrosche, die meine Uroma zu ihrer goldenen Hochzeit trug. Das ist eins der wenigen Schmuckstücke, die geblieben sind. Und so langsam kommt in meinem Bewusstsein an, dass es nun eine Person weniger gibt, die ich anrufen kann.