Vor ein paar Wochen, als klar war, daß wir nach Hamburg umziehen werden, haben viele zu uns gesagt, daß wir uns dann ja nochmal treffen müssen, bevor wir umziehen. Und wir haben immer gesagt, daß das ja logisch ist, das machen wir auf alle Fälle noch! Und Hamburg ist ja nicht weit, da sieht man sich sowieso schnell wieder.
Und wir wollten noch soviel unternehmen! Ein letztes Mal in den Zoo, nochmal Dampfer fahren durch die Stadtmitte, in die Alte Nationalgalerie, zur Pfaueninsel, auf den Teufelsberg, zum Schöneberger Südgelände, zum Müggelsee...
Nun sind es fast nur noch 3 Wochen bis zum Umzug. Die Zeit rennt. Und ich weiß, daß ich viele liebe Menschen nicht nochmal eben sehen werde. Und ich weiß auch, daß ich wahrscheinlich einige Menschen gar nicht mehr wiedersehe. Und wir werden keine Ausflüge mehr machen. Vielleicht, wenn wir wiederkommen. Als Touristen.
Gerade gestern habe ich vormittags auf der Straße zwei liebe Freundinnen getroffen. Das gefällt mir so hier im Kiez, daß man immer jemanden trifft, den man kennt. Im Moment habe ich ein kleines bißchen Angst davor, in einer Stadt zu wohnen, in der ich niemanden kenne, von der ich die Bezirke und die Straßen nicht kenne, nicht die Art zu leben. Durch einige Umzüge weiß ich natürlich, daß man immer neue Leute kennenlernt, aber hier in meiner Stadt war ich sicher, daß alle Freunde mit mir in derselben Stadt wohnen.
Ich habe mich wie selbstverständlich in meiner Stadt bewegt, kannte fast alle Gegenden hier von Spandau bis Zehlendorf, von Reinickendorf bis Tempelhof, von Wannsee bis Buch. Von Plattenbau bis Reihenhaus, von Altbau bis Hausboot. Berliner Museen, Galerien, Kinos, Restaurants, Cafés, Läden, Flohmärkte, Parks, Behörden, Straßen, Plätze, U- und S-Bahn, die Berliner Luft und die Berliner Schnauze - alles, alles ist mir vertraut und ein Teil von mir...
Ich bin in Berlin geboren, habe hier meine ersten Schritte gemacht, bin durch Wiesen, Wälder und Felder gestreift, hab erste Freundschaften in Kindergarten und Schule geschlossen, hab den Mauerfall hautnah miterlebt, hab Irrungen und Wirrungen der Liebe erlebt, hab mich für meinen Beruf entschieden, war tanzen bis zum Morgengrauen und danach gleich frühstücken, habe hier meine drei Kinder geboren und vor allem ist mein Liebster für mich hierher gezogen und jeden Tag zur Arbeit nach Hamburg gependelt. Wir hatten hier eine schöne Zeit miteinander. Aber eben nicht genug Zeit füreinander und die wachsende Familie. Deshalb war es nun an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Es war meine Entscheidung. Manchmal krieg ich aber doch noch einen kleinen Schreck deswegen. Ich bin gespannt. Auf unser neues Leben in Hamburg.