Sonntag, 10. Januar 2016

Weiterbildung 3. Modul


Kurz nach Sonnenaufgang radle ich am Sonnabend auf das Gelände vom Naturschutzgebiet Höltigbaum. Die Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen über die eisige Landschaft. Ich freue mich so sehr, dass das dritte Modul meiner Weiterbildung zur Fachkraft für Naturerlebnispädagogik hier an einem meiner absoluten Lieblingsorte stattfindet. Das Thema heute lautet: "Vom Schaf zur Wolle".

Im Haus der Wilden Weiden treffen alle 16 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer zusammen. Die beiden Dozentinnen des Tages stellen sich vor und in einer kurzen Erzählrunde reden wir über unsere Erfahrungen mit dem Filzen.

Danach lernen wir zunächst einmal viele interessante Dinge über das Schaf: ursprüngliche Herkunft, Skelett und Gebiss, Ernährung, Verdauung und das Wiederkäuen, Hufe, Sozialverhalten, Vermehrung, verschiedene Rassen und das Schaf als Nutztier. Im Naturschutzgebiet Höltigbaum werden Schafe der gefährdeten Rasse Bentheimer Landschaf zur Landschaftpflege ganzjährig draußen gehalten. Durch ihr Fressverhalten pflegen und erhalten die Tiere die halboffene Weidelandschaft und verhindern eine Verwaldung.

Nach dem Vortrag wollen wir endlich die Schafe besuchen gehen. Draußen ist es herrlich! Alles ist mit zarten Eiskristallen überzuckert und glitzert und funkelt im Licht der Morgensonne. Einige Schafe befinden sich im offenen Stall und haben aufgrund der Witterung eine Extraration Heu bekommen. Dann betreten wir die Weidelandschaft und halten Ausschau nach den anderen Tieren. Wir sehen ein imposantes Hochlandrind und entdecken zwischen den Bäumen ein Gallowayrind, die sich mit den Schafen friedlich die Weide teilen. Dann treffen wir noch mehr Bentheimer Landschafe, die sehr zutraulich sind und sich von uns streicheln lassen.




Nach unserem Ausflug nach draußen schließt sich wieder ein theoretischer Teil an. Wir erfahren Details der Wollverarbeitung von der Schur bis zum Filzen. Verschiedene Geräte und Verfahren werden vorgestellt, wie z.B. Kardiergeräte zum Kämmen der Wolle. Wir können auch Wolle in unterschiedlichen Qualitäten sehen und anfassen. Dann wird näher auf das Trockenfilzen mit einer Nadel und das Nassfilzen eingegangen. Was passiert beim Filzen? Welche Phasen gibt es? Welche Wolle verwende ich? Welche Hilfsmittel? Dazu bekommen wir viele nützliche Literaturtipps und gute Bezugsquellen für Material.

Nach diesem Teil gibt es eine kurze Mittagspause, in der wir unsere mitgebrachten Speisen verzehren. Unser Buffet ist wieder sehr vielseitig, von Brotaufstrichen und Salaten bis zum Kuchen ist wieder alles dabei. Das gemeinsame Essen und Reden ist ein wichtiger Baustein der Weiterbildung. Es dient zum Erfahrungsaustausch und macht vor allem sehr viel Spaß.

Dann geht es endlich los mit dem ganz praktischen Teil. Wir beginnen mit dem Trockenfilzen. Auf einer weichen Unterlage versuchen wir bunte Schafschurwolle mit Hilfe einer Filznadel in Form zu bringen. Das geht leichter, als gedacht und wir erzielen schnell schöne Ergebnisse. Ich habe mich an einem Admiralfalter versucht.

Danach geht es ans Nassfilzen. Wir filzen uns zunächst bunte Schnüre, was sich leichter anhört, als es ist. Es dauert ganz schön lange, aus den Wollfasern eine einfache, aber feste und stabile Filzschnur herzustellen. Nun entstehen viele verschiedene Stücke, von kleinen Behältern über Blüten oder umfilzten Gegenständen. Ich umfilze einfache Steine und finde den Arbeitsprozess sehr interessant. Mit kräftigem Zupacken gleich am Anfang komme ich nicht weiter. Erst als ich sehr zart ungefähr eine halbe Stunde lang die Wolle nur andrücke und immer wieder mit warmer Seifenlauge benetze, gibt es schließlich ein schönes harmonisches Ergebnis.

Am Ende des Tages schließt sich nochmal ein theoretischer Teil an. Wir möchten in der Weiterbildung ja vor allem lernen, wie wir unser Wissen an Gruppen weitergeben können und wie wir Bildungseinheiten zu einem bestimmten Thema planen und durchführen können. Dazu machen wir nun eine Gruppenarbeit und überlegen, wie wir ein Projekt zum Thema Schaf und Wolle aufbauen würden. Ohne vorherige Absprache sehen wir später bei den Gruppenvorträgen, dass wir alle Altersgruppen vom Kindergarten, über die Grundschule und Jugendliche bis zu Senioren abgedeckt haben.

Zum Abschluss des Tages machen wir noch eine Feedbackrunde. Der Tag war von den Dozentinnen sehr gut vorbereitet und aufgebaut. Nassfilzen ist jetzt nicht unbedingt mein Favorit, aber das Trockenfilzen war für mich neu und hat mir gut gefallen. Danach räumen wir auf und verabschieden uns voneinander. Um 18 Uhr bin ich wieder zu Hause.



4 Kommentare:

  1. Schöne Fotos. Wir haben im Kindergarten schön einige Male Schafwolle gewaschen, getrocknet, mit Pflanzenfarben gefärbt und verfilzt. Die Kinder lieben das Nassfilzen, Haargummis, Eichel, umfilzte Steine. Ich mag Trockenfilzen aber auch lieber. Leider geht das mit Kindern untern 6 ehr mässig, da die Nadeln ständig abbrechen. Scheint eine tolle Weiterbildung zu sein!

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    1. Nassfilzen ist für kleinere Kinder ganz gut. Das Nadelfilzen wurde sogar eher für Kinder ab 10 Jahren empfohlen.

      Ja, ich mag die Weiterbildung sehr :-)

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  2. Trockenfilzen ist auch toll und einfach, wenn man Plätzchenförmchen benutzt: Wolle rein und mit der Filznadel losstechen. Zack, zack, zack. Aber es besteht immer auch eine Verletzungsgefahr, wenn man unkonzentriert oder zu schnell arbeitet. Eventuell an der Festhaltehand einen Arbeitshandschuh anziehen. 😉

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  3. Habe schon oft mit Kindern gefilzt und es ist immer ganz wunderbar, wie sich gerade ganz hibbelige Kinder auf die Sache einlassen, ruhiger werden und ihren Ball (meist beginne ich damit) fertigfilzen.
    Nassfilzen empfinde ich als eine sehr meditative Tätigkeit. Nach der Gartenarbeit und mit Olivenseife auch eine tolle Handpflege.
    Trockenfilzen mag ich weniger, weil mich die abbrechenden Nadeln und die Suche danach eher nerven.
    Sieht nach wirklich guter Weiterbildung aus!
    LG
    PE

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