Donnerstag 07.05.2015
Abreisetag. Ich schlafe bis 8 Uhr. Nun aber schnell! Bis 9 Uhr soll ich das Leihfahrrad zurückgegeben haben. Ich dusche, schminke mich, ziehe mich an, werfe all mein Zeug in meinen Trolley und verlasse mein Zimmer. Der Trolley passt zum Glück auf den Gepäckträger des Fahrrads. So radle ich noch ein Stück in der schön frischen Morgenluft, bis ich in eine Staubwolke gerate, verursacht von Laubbläsern. Im Frühling! Beim Fahrradverleih sind alle Mitarbeiter ganz rührend besorgt, warum ich so heule, es ist aber nur der Staub in meinen Augen und auf den Kontaktlinsen.
Überhaupt ist die Berliner Bevölkerung sehr nett zu mir. Als ich wartend vor dem Café stehe, den Trolley neben mir und den Blick auf mein Handy gesenkt, kommt ein älterer Herr mit Gehhilfe auf mich zu. "Suchn se watt bestimmtet?" Das ist mir nicht nur einmal passiert bei meinem Berlin-Aufenthalt.
Da kommt auch schon eine meiner Lieblingsfrauen aus dem Internet. Mit Frau Niepi verfliegt die Zeit mal wieder viel zu schnell. Nach dem Frühstück im historischen Café Sibylle laufen wir noch ein Stück zusammen Richtung Frankfurter Tor. Unterwegs entern wir einen Antiquitätenladen, schwelgen in Erinnerungen und kaufen alte Kinderbücher.
Dann fahre ich nochmal zum Gelände der re:publica. Meinen Trolley gebe ich an der Garderobe ab, wo die fleißigen Mitarbeiter über ein Meer von Koffern steigen. Abreisetag - daran hatten sie gar nicht gedacht. Ich komme zu spät zur Session von der tollen Journelle. Von ihr würde ich mir alles anhören, ihr Thema heute heißt: "Fremd gehen immer nur die anderen - Liebe und Beziehungen in Zeiten der Digitalität" (zum Nachhören)
Ich laufe durch die große Halle am "Affenfelsen" vorbei, so heißen die breiten Stufen zum Sitzen, wo es viele Steckdosen gibt und Menschen ihre elektrischen Geräte aufladen können. Viel Zeit habe ich nicht mehr, denn ich möchte nicht allzu spät wieder in Hamburg sein. Leider verpasse ich durch meine frühe Abreise die Elternkonferenz "Blogfamilia", die ganz neu ins Leben gerufen wurde und um 16 Uhr stattfinden soll. Die liebe Alu, eine der Gründerinnen neben Frau Mierau, ist deswegen schon ganz aufgeregt. Wir machen zusammen ein paar lustige Fotos im Fotoautomaten.
Dann treffe ich Frau Mutti wieder und wir beschließen, in Ruhe etwas essen zu gehen. Ein paar Straßen weiter gehen wir in einen alt eingesessenen Kreuzberger Bioladen und verspeisen im kleinen Bistro leckere Spinatquiche. Danach drehe ich eine Abschiedsrunde über den Hof. So schade, dass die Zeit schon rum ist! Ich sage ganz oft: "Wir lesen uns!" und das ist das Gute an Treffen mit Leuten aus dem Internet: wir können durch das Netz ganz leicht in Kontakt bleiben.
Die Lokführer steiken immernoch, aber mein Zug von Berlin nach Hamburg soll fahren. Gegen 16 Uhr nehme ich ein Taxi zum Berliner Hauptbahnhof. Wir stehen eine Weile im Stau, aber ich habe genug Zeit eingeplant. Am Hauptbahnhof schaue ich draußen nochmal in die Spree. Es ist immernoch merkwürdig, aus Berlin wegzufahren. Um kurz nach 18 Uhr fährt der halbleere Zug los.
Und wie war sie nun, die re:publica?
"The Conference" und "The Event" stand auf meinem Armband. Für mich war es mehr Veranstaltung als Konferenz. Das ist auch völlig in Ordnung so. Ich hatte generell sehr wenige Erwartungen an dieses Ereignis und meine erste Teilnahme. Ich wollte mir das Ganze mal aus der Nähe ansehen und Menschen treffen. Das habe ich getan. Den umfangreichen Programmplan habe ich nur kurz überflogen und viele Sessions zu Gunsten persönlicher Gespräche ausfallen lassen. Meine Sorge, ich könnte auf der Veranstaltung irgendwie einsam und verloren sein, hat sich nicht bewahrheitet. Schön, dass ich jetzt die Gesichter zum Blog kenne, wie z.B. von cloudette, Heikeland, von der Kaltmamsell, drehumdiebolzeningenieur, leitmedium und vielen mehr. Danke, Berta Helm fürs gemeinschaftliche Anschmachten des Astronauten!
Es gab auf dem Gelände sehr tolle Musik, auch live, leckere Veggiburger, Suppen, Smoothies, Müsli, Eis, Kaffee und Fritzlimo in allen Geschmacksrichtungen und noch vieles mehr. Hier gibt es ein paar lustige Einblicke zur re:publica in Comics.
Das Publikum habe ich als erfreulich gemischt erlebt. So viele Frauen in schönen Kleidern habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen. So viele RollstuhlfahrerInnen auch nicht. Ich kam mit vielen Frauen und Männern ganz leicht ins Gespräch. Kinder waren allerdings nicht so viele da, aber sie hatten auch wenig Raum, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein paar Legosteine und Bällebad in einem Miniplanschbecken inmitten einer riesigen Ansammlung von Menschen ist nicht der richtige Ort für sie. Da die re:publica mitten in der Woche stattfindet, können Familien mit schulpflichtigen Kindern eh nicht daran teilnehmen. Für kleinere Kinder empfinde ich persönlich die Veranstaltung als viel zu laut und zu überwältigend.
Ich grüße alle, mit denen ich sprechen durfte und die mich gesehen haben! Ich danke den Organisatorinnen und Organisatoren und allen Helferinnen und Helfern! Und vor allem danke ich meinem Mann, der Urlaub genommen hat, damit ich nach Berlin fahren kann. Du bist der Beste! ❤
re:publica Tag 1
re:publica Tag 2
Ich habe mich so gefreut, dass wir uns wiedergesehen haben. :) Und deinen dreiteiligen Bericht mag ich gern. Komm bald wieder vorbei! Mit der ganzen Familie. Oder ich muss mit dem Ruzelfüßchen mal zu euch kommen. Auf einen Eierkuchenkuchen. :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Andrea
Fand ich auch :-)
LöschenAber klar, mach das! Sag Bescheid!
Och mensch, wie gern hätte ich Dich mal kennengelernt. Aber ich hatte kein Gesicht zum Blog - so hatte ich keine Chance, Dich überhaupt zu entdecken...
AntwortenLöschenAch, schade! Beim nächsten Mal :-)
LöschenDie Gesichter zu den Blogs kennenzulernen fand ich auch schön :-) <3
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